Dienstag, 21 Januar 2014 09:06

Nationalpark Stifserjoch - Wintersport und Wildtiere Energieverluste bei Tieren durch Flucht nach Störungen

Artikel bewerten
(0 Stimmen)

DSC 7296Wolfgang Platter, am Tag des Hlg. Antonius d. Großen, Fackeltöni, 17. Jänner 2014

Es ist grundsätzlich begrüßenswert, dass immer mehr Menschen sich in ihrer Freizeit bewegen und einen Großteil dieser Zeit in der Natur verbringen. Altbekanntes und durch zahlreiche Studien abgesichertes Allgemeinwissen ist, dass körperlich aktive Personen gesünder und leistungsfähiger sind als bewegungsarme Menschen.

Räumlich frei ausgeübte Freizeitaktivitäten der Menschen, ob zu Lande, zu Wasser oder in der Luft können die Wildtiere allerdings auch sehr stark belasten. Für viele Tierarten bedeutet der Freizeitbetrieb der Menschen Lebensraumverlust, Beeinträchtigung der körperlichen Verfassung, verminderte Überlebensfähigkeit, Verminderung des Fortpflanzungserfolges und damit längerfristig immer auch einen Rückgang ihres Bestandes.

Aktive und passive Überwinterer
024B4 Emilio RicciFür die im Winter aktiven Tiere des Hochgebirges sind die Nahrungsknappheit und die Kälte zwei einschneidende Faktoren, welche in schneereichen Bergwintern über Sterben oder Überleben bestimmen. Die verschiedenen Tierarten haben in den kontinentalen und polaren Klimazonen unserer Erde im Laufe der Evolution verschiedenste Überlebensstrategien entwickelt, den Winter als lebensfeindliche Jahreszeit zu überstehen. Es lassen sich aktive und passive Überwinterer unterscheiden. Beispiele für passives Überwintern sind etwa der Winterschlaf der Murmeltiere, die Winterstarre der Fledermäuse oder der Lurche, die Winterruhe der Braunbären oder der Eichhörnchen. Eine Form des aktiven Überwinterns etwa bei den Vögeln ist der Vogelzug, wenn insektenfressende Vogelarten dem europäischen Winter ausweichen und in wärmere Südländer abfliegen, um sich dort mit Insekten zu versorgen. Die Kohlmeise ist ebenfalls ein Insektenfresser, aber sie ist kein Zugvogel. Ihre Überwinterungsstrategie heißt Umstellung der Nahrung von Insekten im Sommer auf ölhaltige Samen wie Sonnenblumenkerne im Winter.

Zwei unterschiedliche Speisekarten
AndreaRoverselliAuch Huftiere und Nager wechseln vom Sommer zum Winter ihre Nahrungsquellen. In der Nr. 2/2012 des Mitteilungsblattes „Cratschla“ vom Schweizer Nationalpark stellen die Forscher M. Schütz, F. Fliri, und A.C. Risch die Ergebnisse ihrer Untersuchungen zur Nahrungsaufnahme von Rothirsch, Gämse, Steinbock und Schneehase vor. Diese Tierarten wechseln ihren Speisezettel von der Sommer- in die Wintersaison. Beispielsweise ernährt sich das Rotwild im Sommer zu 80% aus Gräsern. Im Winter geht der Anteil der Gräser an der Nahrung auf 50% zurück und die Untersuchungen im Verdauungstrakt und im Kot ergaben einen Anteil der Nadelbäume von 43% an der Winternahrung des Rotwildes. Der Anteil der Nadelbäume an der Nahrung des Schneehasen steigt vom Sommer zum Winter von 40 auf 75%, während der Gras-Anteil an der Hasennahrung von 55 auf 25% sinkt.

Huftiere im Hochgebirgswinter
154B2 Bernard SchouweyAlle vier einheimischen Huftierarten unter den Wildtieren (Reh, Rotwild, Gämse und Steinwild) sind aktive Überwinterer. Das Verhalten auch dieser alpinen Tierarten unter den Säugern wird unter anderem vom Faktor Licht gesteuert. Licht ist also ein Regelmechanismus für die Tag- und Nachtaktivität der Wildtiere, ihren Stoffwechsel und ihren Hormonhaushalt. In unseren Klimazonen bestimmt der Wechsel der Jahreszeiten den Rhythmus der Aktivitäten der Wildtiere. So reduzieren viele Tierarten ihren Stoffwechsel und ihre Bewegungsaktivität stark, um dadurch ihren Energieverbrauch zu verringern. In der nahrungsknappen Winterzeit kann Energie ja nicht durch erhöhte Nahrungsaufnahme beliebig wieder ergänzt werden, sondern die Wildtiere müssen von ihren angelegten Fettreserven zehren. Häufiges Flüchten bei Störungen etwa durch Wintersportler im freien Gelände oder beispielsweise auch durch tief fliegende Luftfahrzeuge setzt die Tiere nicht nur starkem Stress, sondern auch großen Energieverlusten aus.

Respektvolles Skitourengehen
Alle Wintersportarten abseits von Wegen, Routen und Pisten sind für die Wildtiere ausgesprochen belastend. Die dabei unter den Tieren ausgelösten Fluchten führen zu hohen Energieverlusten mit negativen Folgen für deren körperliche Verfassung bis hin zur Überlebensgrenze im Winter. Ein respektvoller, naturliebender und umweltbewusster Skitourengeher wird daher eine verantwortungsbewusste Tourenwahl treffen und die Wintereinstände von Wildtieren meiden, um die Tiere nicht zu gefährden.

Luftfahrzeuge
Nicht unerwähnt bleiben sollen die negativen Folgen für die Wildtiere in touristisch stark genutzten Gebieten, aber auch die panikartigen Fluchten von Wildtieren im verschneiten Hochgebirge als Reaktion auf Luftfahrzeuge. Zu diesen Reaktionen der Wildtiere gibt es inzwischen neben vielen Beobachtungen auch eine verdichtete Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen so unter anderem aus dem schweizerischen Teil des Alpenbogens. Bekannt ist etwa das Fehlen der Gämsen im touristisch stark genutzten Parsenngebiet bei Davos in Graubünden. Auf das Auftauchen von Hängegleitern und Hubschraubern reagieren Gämsen und Steinböcke heftig: Sie versuchen über große Fluchtstrecken vom offenen Gelände in den Wald zu flüchten, was im Winter mit gravierenden Energieverlusten einhergeht. Müßig zu sagen, dass wiederholtes Flüchten letale Folgen für Tiere mit schwacher Köperkonstitution haben kann.


Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /www/htdocs/w00fb819/vinschgerwind.it/templates/purity_iii/html/com_k2/templates/default/item.php on line 248
Gelesen 2859 mal

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Ausgaben zum Blättern

titel 25-24

titel Vinschgerwind 24-24

titel vinschgerwind 23-24

 weihnachtsbroschüre 2024

 winterwind 2024

WINDMAGAZINE

  • Warm und trotzdem atmungsaktiv. Funktionsbekleidung ermöglicht es uns, selbst bei klirrenden Temperaturen den Schnee und die traumhafte Winterlandschaft zu genießen, ohne ins Frösteln zu kommen. Baumwolle, Fleece oder Daunen? Was…
    weiterlesen...
  • Die tierischen Protagonisten aus der Weihnachtsgeschichte an den Futterkrippen anzutreffen, war einigermaßen überraschend. Weniger unerwartet war, dass ihre Landwirte auch im Winter tüchtig sind. Ein bisschen Zeit für die Ofenbank…
    weiterlesen...
  • Der junge Vinschger Martin Fahrner ist seit 2018 Chef der World Racing  Academy WRA. In der Skisaison 2024/2025 ist er mit 12 Athleten im  internationalen Skizirkus unterwegs. Sein Vater Hans…
    weiterlesen...
  • Promenaden verfügen standesgemäß über besondere Flanierqualitäten, bieten interessante Blickbeziehungen und dienen in der Regel dem Lustwandeln.  Der fünf Kilometer lange Rundweg um den Haider See im Vinschger Oberland vereinigt diese…
    weiterlesen...
  • Ein paar winterliche Überlebensstrategien von Alpentieren und -pflanzen stelle in diesem Beitrag vor. Vereinfacht und in einer systematisierenden Übersicht kann man aktive und passive Überwinterer unterscheiden. Von Wolfgang Platter, dem…
    weiterlesen...
  • Un racconto per immagini di Gianni Bodini   La Val Venosta offre agli amanti degli sport invernali diversi centri ben attrezzati, ma anche per chi si “accontenta” della natura non…
    weiterlesen...
  • Die magische Geschichte der „VALANGA AZZURRA“ („blaue Lawine“),  dem damals erfolgreichsten Ski-Team der Welt rund um Gustav Thöni wurde  verfilmt. Vorgestellt wurde der Kino-Film jüngst am Filmfestival in Rom. von…
    weiterlesen...
  • Unvergessliche Pistenerlebnisse Atemberaubendes Panorama und 44 bestens präparierte Pistenkilometer: In Sulden sind Wintersportträume Wirklichkeit.   Das Skigebiet in Sulden ist kein Geheimtipp, Sulden ist höchstes Niveau, Sulden ist „First Class“:…
    weiterlesen...
  • Schließen Sie die Augen und träumen Sie vom perfekten Winterurlaub mit der Familie … Text: Stephan GanderFotos: Lucas Pitsch / Sebastian Stip In Trafoi, mitten im Nationalpark Stilfserjoch erlebt man…
    weiterlesen...
  • Eine Oase der Ruhe, ein Ziel für Wanderungen, ein beliebter Treffpunkt für Genießer, auch zum Feiern, Ausgangspunkt für Skitouren, eingebettet in einer wunderbaren Bergkulisse: das ist die Berghütte Maseben. Die…
    weiterlesen...
  • Wusstest du, dass die Nährstoffe in Äpfeln die gesundheitliche Wirkung von anderen Lebensmitteln verstärken? VIP hat spezielle Kombinationen mit Vinschger Apfelsorten entwickelt, die überraschend gut schmecken und die Gesundheit fördern.…
    weiterlesen...
  • Die Tage werden kürzer, die Luft frischer, und die Landschaft erstrahlt in reinem Weiß – der Winter in der Ferienregion Reschensee ist da! Eingebettet im malerischen DreiländereckItalien-Österreich-Schweiz erwartet euch ein…
    weiterlesen...
  • Wo die heimischen Alpen in ein winterliches Wunderland verwandelt werden! Dieses Gebiet bietet nicht nur erstklassige Skimöglichkeiten, sondern ist auch ein Ort, der Tradition und Gemeinschaft inmitten der atemberaubenden Natur…
    weiterlesen...
  • Latsch-Martelltal Zwischen kristallklaren Bergseen, dem ursprünglichen Martelltal, dem kargen Sonnenberg und dem sattgrünen Nörderberg liegt das Feriengebiet Latsch-Martell - unterschiedlicher könnte es nicht sein. Als wahres Skitouren Eldorado ist das…
    weiterlesen...

Winterwind 2024

zum Blättern

Winter Magazin - Winterwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Skigebiete Skifahren Rodeln Langlaufen Winterwandern Schneeschuhwandern Eislaufen Schöneben Haideralm Sulden Trafoi Watles Ferienregion

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.