„Jede Falte erzählt eine Geschichte“

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Auf „Mei ART und Weise“ entstehen langsam und mit viel Geduld haarscharfe Bleistiftportraits. Auf „Mei ART und Weise“ entstehen langsam und mit viel Geduld haarscharfe Bleistiftportraits.

Handwerklich geschickt und vielseitig begabt, liebt sie es mit natürlichen Materialien zu arbeiten. Die 41jährige gelernte Malerin - Steinbildhauerin – ist Portrait Zeichnerin und heute Handweberin in Sta. Maria. „Der Prozess beim Weben und Zeichnen ist ähnlich. Beides ist präzise Handarbeit. Von Hand erschaffene Werke wirken anders und haben eine besondere Kraft.“

von Christine Weithaler

Seit Ende 2023 arbeitet Heike Niederholzer als Handweberin in der Handweberei Tessanda in der Schweiz. Sie macht gerade die dreijährige Ausbildung zur Handweberin an der hiesigen Schule für Gewebegestaltung. Das Zeichnen brachte Heike zu ihrem heutigen Handwerksberuf. 2023 zeichnete sie für die Ausstellung „Nacht der Kultur“ in Glurns alte Berufe und wurde dabei auf das Weben aufmerksam. Es ist ein komplexer Beruf, der viel umfasst: von der Idee, über die Art der Gestaltung, bis hin zur technischen Umsetzung und endgültigen Ausführung. Das rhythmische Klappern der fast über 100 Jahre alten Webstühle, lässt sie zeitlich zurückreisen, gibt ihr ein Gefühl der Achtsamkeit, welches sie in unserer hektischen Welt vermisst. Das Weben verlangt Konzentration und Körpereinsatz. Das regelmäßige Anschlagen, die richtige Trittfolge und eine schöne Webkante sind das Um und Auf und erlauben keine Fehler. Hochwertige Webprodukte entstehen aus wertvollen Materialien auf den hölzernen Gerätschaften. Jeder Webstuhl hat für sie eine Seele und in der Tessanda hat jeder Webstuhl sogar einen Namen.
Als Kind war für sie jeder Gegenstand lebendig, das empfindet sie auch heute noch so. Sie schätzt das Alte und gewährt ihren Geschichten Anerkennung. Sie verweilte oft bei älteren Menschen, hörte gerne ihre Geschichten, Erfahrungen und Erlebnisse. So bat sie ihre Großmutter vor dem Einschlafen um Geschichten von Früher. Vielleicht zeichnet sie deshalb so gerne Portraits von älteren Menschen. Das Alte gibt ihr ein Gefühl einer bestimmten inneren Ruhe: „Es tuat hoamalan.“ Eine ähnliche Stimmung entsteht beim Spinnen: „Das beschauliche Handwerk bringt mich zur Ruhe.“„In allem, was man macht, bringt man viel von sich selbst hinein“ sagt Heike. Sie genießt das Langsame, fühlt sich vom Schnellen oft überfordert. Oft zieht es sie förmlich zu ihrem alten Zeichentisch in das Wohnzimmer. Beim Zeichnen verarbeitet sie Erlebtes, dort finden ihre Emotionen Platz. Während dessen kommen ihr Sätze in den Sinn, die sie dann schnell aufschreiben muss, wie z.B.: „Schöne junge Menschen können Geschichten erzählen, alte Menschen noch viel mehr.“ Oft schaut sie den Menschen ins Gesicht oder auf die Hände und zeichnet sie im Gedanken nach.
Aufgewachsen ist sie auf dem elterlichen Bauernhof in Laatsch, gemeinsam mit ihren Eltern, Bruder, Onkel, Oma und ihrer Patentante. Das Hofleben und die Arbeit der Eltern prägten sie, doch auch die besondere Bindung zu den Tieren. Sie beschäftigte sich oft mit sich selbst und dachte sich beim Spielen Geschichten aus. Nach der Pflichtschule besuchte sie die 3jährige Fachschule für Steinbearbeitung in Laas, mit Abschluss als Facharbeiterin in Bildhauerei. Nachdem sie keine Arbeit als Steinbildhauerin fand, machte sie eine Lehre als Malerin bei Ortler Daniel in Mals. Später arbeitete sie bei Fliri Dielen in Taufers i. M. wo sie die Verbindung zum Holz entdeckte. Mit ihren zwei Kindern konnte sie keine Vollzeitarbeit annehmen, deshalb kam ihr die freie Halbtagstelle in der Tischlerei Telser in Burgeis gerade recht. Sie arbeitet gerne mit Holz oder Stein, um die Struktur des Materials zu spüren. Die künstlerische Ader hat Heike von ihrer Mutter und Großmutter. In ihrem bäuerlichen Umfeld hatte körperliche Arbeit einen höheren Stellenwert als Kunst. So blieb Heikes Talent Nebensache. Manchmal saß ihre Mutter zeichnend am Küchentisch und Heike schaute ihr dabei zu. Anfänglich zeichnete sie nur mit Bleistift, Kohle oder Pastell. Richtig intensiv zeichnet sie seit 2015/16, vor allem Bleistiftportraits. Im Juni 2016 hatte sie ihre erste Ausstellung in Mals. 2017 eine weitere in Schluderns. Dort verkaufte sie ihr erstes Kinderportrait mittels einer Spendensammlung, der Erlös ging an „Südtirol Hilft“. Darauf folgten weitere Ausstellungen im Inland. Letztes Jahr waren es vier, eine davon in Schloss Sigmundsried in Ried in Tirol, ein Kunst- und Musikfestival mit ca. 32 Künstler:innen. Heike macht auch Auftragszeichnungen, möchte das Zeichnen aber als Hobby und Ausgleich behalten. Gerne würde sie mit Farben malen, aber dafür fehlt ihr der nötige Platz. Schon ewig wünscht sie sich ein Atelier, wo sie alle nötigen Materialien liegen und stehen lassen könnte. Sie träumt davon ein altes Haus mit ihren eigenen Händen und Ideen zu restaurieren, um Raum für ihre Hobbys zu schaffen. So ist es bei ihr nie langweilig, wie eine Freundin ihr immer sagt. Sie wünscht sich weiterhin Möglichkeiten ihre Kunst „Mei ART und Weise“ auszuleben „Jeder Mensch sollte die Möglichkeit haben sein Talent auszuleben. Das würde die Welt viel bunter und friedlicher machen.“

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