Gefährliche Fenster

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In der Mittelschule „Peter Mitterhofer“ in Partschins ist ein Fenster aus den Angeln  geraten und einem Schüler auf den Kopf gefallen. In der Mittelschule „Peter Mitterhofer“ in Partschins ist ein Fenster aus den Angeln geraten und einem Schüler auf den Kopf gefallen.

Partschins - Die Mittelschule in Partschins hat ein Sicherheitsproblem. Ein Vorfall, der sich am
15. März dieses Jahres ereignet hat, hat Eltern und Gemeindeverwalter aufgeschreckt. Die Gemeinde wird tunlichst rasch Abhilfe schaffen müssen: für die Sicherheit der Kinder und des Lehrpersonals. Die Gemeinde nimmt den Vorfall zum Anlass, eine energetische Sanierung ins Auge zu fassen.

von Erwin Bernhart

 

Die Geschichte ist unglaublich. Sie ist Gottseidank gut ausgegangen, hätte aber tödlich enden können. Aber sie legt offen, wie leichtfertig die Gemeindeverwalter von Partschins mit der Sicherheit der Mittelschulkinder umgehen.

 

Die Geschichte geht so:
In einer Klasse der Mittelschule Partschins soll ein Schüler ein Fenster kippen. Der Schüler kommt der Aufforderung der Lehrperson nach, kippt das Fenster und will an seinen Platz zurückkehren. Das Fenster löst sich aus der Verankerung, kippt nach vorn und die Scheibe schlägt auf den Kopf des Schülers. Die Scheibe splittert.
Die Lehrpersonen dürften mehr als bleich geworden sein, behandeln den Schüler notdürftig mit einem Eisbeutel. Die Eltern werden gerufen. Der Schüler wird in die Erste Hilfe am Krankenhaus Meran gebracht, verbleibt dort den ganzen Tag, wird untersucht, beobachtet und am Abend entlassen.

Der Versicherungsbericht der Schule ist zwar trockener, aber nicht minder dramatisch: „Der Schüler öffnet das Fenster, dabei löst sich das Fenster aus der Verankerung und fällt mit voller Wucht über den Schüler. Dabei zerbricht das Glas des Fensters und übersät den Schüler mit Glassplittern. Das Glas trifft den Schüler direkt auf den Kopf, sodass der Kopf sofort anschwillt. Der Schüler wird in das Krankenhaus gebracht.“

Der Schüler hatte Glück im Unglück.
Der Vorfall hätte anders verlaufen können. Schlimmer und möglicherweise tragischer. Die kaputte Scheibe wird notdürftig durch eine Holzplatte ersetzt.

Die Öffentlichkeit erfährt von diesem Vorfall vorerst nichts.
Im Hintergrund wird aber rasch gehandelt. Am 16. März treffen sich BM Luis Forcher, Schulrefernt, Gemeindereferent Hartmann Nischler BM Luis ForcherHartmann Nischler mit der Schuldirektorin Carlotte Ranigler. Forcher und Nischler bringen einen Experten mit, der Mutwilligkeit beim Fensteröffenen bescheinigt. Schulintern wird von der Direktorin Carlotte Ranigler im Einvernehmen mit der Gemeinde Partschins - namentlich mit BM Luis Forcher und Schulreferent Hartmann Nischler - verfügt, dass die Fenster - und zwar alle - geschlossen bleiben sollen und wenn, dann nur noch von Lehrpersonen gekippt oder geöffnet werden dürfen. Das Schreiben geht noch am Sonntag, den 17. März an die Mittelschule Partschins. „Schüler haben von vornherein keine Erlaubnis, Fenster zu kippen oder zu öffnen“, rügt Schulreferent und selber Lehrer Hartmann Nischler indirekt das Lehrpersonal. Die Kippfunktion der kleinen Fenster wurde komplett verriegelt. Der Unterricht muss ja weitergehen.

Es ist dies nicht der erste Vorfall an der Mittelschule Partschins. Es gab einen Fenstercrash bereits vor gut einem Jahr. Damals krachte ein Fenster auf eine Bank. Zu Schaden kam niemand. Hartmann Nischler beschreibt den Vorfall weiter unten.
Die Gemeindeverwalter wurden nach dem Vorfall am 15. März mittels Anwaltsbrief aufgefordert, dringend das Fensterproblem an der Mittelschule Partschins durch den Einbau neuer Fenster zu beheben. Dass BM Luis Forcher auf diese Aufforderung mit forscher Herablassung und mit pilatusähnlicher Reinwaschung reagiert hat, verärgert einen Teil der Eltern und zeuge von mangelndem Bewusstsein über die Problematik.

Es geht um die Sicherheit der Kinder und auch der Lehrpersonen im Schulgebäude. Die Gemeinde Partschins ist gesetzlich dazu verpflichtet, für die Instandhaltung und für die Sicherheit der Schulgebäude zu sorgen. Nun ist eine Lösung dringend anzupeilen, wenn man nicht Gefahr laufen will, dass noch etwas passiert. Oder muss tatsächlich etwas passieren, wo der Schaden größer sein wird? Wie gesagt, der Schüler hatte letztlich großes Glück - auch wird gehofft, dass keine Folgeschäden auftreten.
Kehrt die Gemeinde Partschins den Vorfall unter den Teppich? Gibt es Versäumnisse? Hat der Vorfall Konsequenzen? Was sagen die verantwortlichen Gemeindeverwalter?
Der Vinschgerwind trifft BM Luis Forcher und Schulreferent Hartmann Nischler am vergangenen Montag in der Gemeinde Partschins. Nischler und Forcher bedauern den Vorfall sehr, sehen die Dinge allerdings ganz anders. Im Ausschuss war die Fensterproblematik des Öfteren Thema. Es stimme nicht, was in Elternkreisen kursiere, dass die Gemeinde nichts getan habe. So habe etwa die Schuldirektorin Carlotte Ranigler 2021 eine Privatfirma damit beauftragt, die Mittelschule in Partschins im Hinblick auf Arbeitssicherheit durchzuchecken. Die Fenster wurden in dieser Expertise mit keinem Wort beanstandet. „Das ist für uns wichtig“, sagt Hartmann Nischler. Anderweitige Mängel sind herausgekommen und die habe man im Laufe der Zeit immer wieder behoben.
Im Jahr 2022 wurde von der Firma Metallbau Glurns ein zweites Gutachten erstellt und zwar aufgrund des bereits genannten Fensterbruches, der, so das Untersuchungsergebnis, mutwillig geschehen sei. Die Führung wurde mutwillig und mit Gewalteinwirkung aus der Verankerung gerissen und so sei es zum Fensterbruch gekommen. „Das hat mir die Firma bestätigt“, sagt Nischler. Deshalb zu sagen, die Fenster seien marode und die Gemeinde tue nichts, stimme einfach nicht. Das Fenster wurde von Metallbau Glurns saniert.

2023 wurde wiederum Metallbau Glurns beauftragt, Türen und Fenster zu überprüfen. Das habe gepasst. „Wir sind ja keine Fachleute“, sagt Nischler. „Da sind die Protokolle da“, sagt BM Luis Forcher. Trotzdem. „Der Vorfall, der am 15. März passiert ist, ist tragisch. Das kann aber passieren.“ „Wichtig ist zu wissen“, ergänzt Hartmann Nischler, „dass das Fenster nicht von alleine herausgefallen ist, sondern es wurde daran herumgewerkelt. Der Führungsstift ist herausgebrochen. Das tut er nicht von alleine. Das sagen die Experten.“
„Wir können den großen Aufschrei nicht auf uns sitzen lassen, dass gesagt wurde, die Fenster fallen heraus und die Gemeinde tue nichts“, ärgert sich Nischler. „Wenn wir in einem Protokoll beanstandet bekommen, dass etwas nicht in Ordnung, dann beauftragen wir eine Firma, das zu richten“, sagt Forcher. Bisher ist das nicht der Fall gewesen.

Allerdings nehme man den Vorfall zum Anlass, um über eine längst fällige größere energetische Sanierung der Mittelschule konkret nachzudenken und auch anzugehen. „Das ist der nächste Schritt“, sagt Forcher. Da rede man von Gelder, die im Haushalt vorgesehen werden müssten. Und ein Fensteraustausch gehe nicht von heute auf morgen. „Da reden wir von mehreren Monaten Bauzeit“, sagt Forcher. „Und auch von entsprechenden Geldsummen“, so Nischler. Auf eine Million Euro schätzt Forcher allein einen Fenstertausch.
Nach dem Vorfall habe die Direktorin Carlotte Ranigler einen Fensteraustausch gefordert. Nischler habe dann aber auf die von ihr als Verwahrerin der Gebäude in Auftrag gegebenen Untersuchung verweisen können.
Warum kommt die Frau Direktorin dazu, eine Expertise über die Arbeitssicherheit in Auftrag zu geben? „Da ist es nicht nur um die Fenster gegangen, da ging es auch um die Elektrifizierung, über andere Dinge auch, alles, was die Arbeitssicherheit betrifft“, sagt BM Forcher. Solche Untersuchungen, sagt es Nischler, habe es auch in den anderen Schulen gegeben. Das hat Ranigler als Verwahrerin der Schulgebäude gemacht und das habe mit der Gemeinde nichts zu tun. Die Ergebnisse allerdings sind sehr hilfreich.

„Wir sind dabei, mit einer Firma die energetische Sanierung auszuloten“, sagt Nischler. Denn es mache nicht Sinn, ausschließlich die Fenster auszutauschen. Stemmen könne man eine energetische Sanierung allerdings nur, wenn man an EFRE-Gelder oder an PNRR-Gelder herankomme. „Das ist noch abzuwägen“, sagt Forcher. Auf jeden Fall brauche es da ein entsprechendes Projekt, um für die Ansuchfristen gerüstet zu sein. „Wenn wir Glück haben, gehen die EFRE-Gelder im Juli auf“, sagt Nischler, „und da müssen wir sofort reagieren.“
Mit dem Verriegeln der Fenster habe man vorerst das Notwendige getan. Als Schuldige dargestellt zu werden, treffe jedenfalls nicht die Wirklichkeit, sagt Nischler. Der Unfall am 15. März ist nicht der Auslöser aber er wird zum Anlass genommen, bei der Mittelschule Partschins ins Tun zu kommen.

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