Geschichte der Sekundarschule im Obervinschgau

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Paul Thöni Geboren am 14.05.1926 in Mals 8 Schuljahre Volksschule Mals; 3 Jahre lang Besuch der LBA (Lehrerbildungsanstalt) in Feldkirch (1940-1943); 1943 Beginn der Militärausbildung (Rekrutenzeit in Holland; dort Ausbildung zum Flieger) Anschließend Militärakademie in Dresden (Kriegsschule) 1944 zu den letzten Kriegshandlungen eingezogen (bei Fallschirmtruppe) 1945-1947 in amerikanischer Gefangenschaft 1947- 1959 Grundschullehrer in St. Valentin 1954-1959 Universitätsstudium in Neapel (parallel zur Unterrichtstätigkeit) 1959-1963 Lehrer für literarische Fächer an der Lateinmittelschule 1963- 1985 Mittelschuldirektor an der Einheitsmittelschule  Sein Bein hat Paul Thöni in der Ardennen- Schlacht verloren. Er war mit den Bodentruppen unterwegs. Eigentlich war er ja zum Flieger ausgebildet worden, aber die Deutschen hatten zu der Zeit längst keinen Treibstoff mehr für Flieger oder Panzer. Er sagt, er sei mit seinen Kameraden noch im letzten Moment als Kanonenfutter eingesetzt worden, zu einem Zeitpunkt, als der Krieg schon verloren war. Schwerverletzt und ohne Bein konnte er nicht nach Amerika abtransportiert werden, also kam er nach England und wurde dort operiert. Das Penicillin hat ihm das Leben gerettet, wie er oft sagt. Paul Thöni Geboren am 14.05.1926 in Mals 8 Schuljahre Volksschule Mals; 3 Jahre lang Besuch der LBA (Lehrerbildungsanstalt) in Feldkirch (1940-1943); 1943 Beginn der Militärausbildung (Rekrutenzeit in Holland; dort Ausbildung zum Flieger) Anschließend Militärakademie in Dresden (Kriegsschule) 1944 zu den letzten Kriegshandlungen eingezogen (bei Fallschirmtruppe) 1945-1947 in amerikanischer Gefangenschaft 1947- 1959 Grundschullehrer in St. Valentin 1954-1959 Universitätsstudium in Neapel (parallel zur Unterrichtstätigkeit) 1959-1963 Lehrer für literarische Fächer an der Lateinmittelschule 1963- 1985 Mittelschuldirektor an der Einheitsmittelschule Sein Bein hat Paul Thöni in der Ardennen- Schlacht verloren. Er war mit den Bodentruppen unterwegs. Eigentlich war er ja zum Flieger ausgebildet worden, aber die Deutschen hatten zu der Zeit längst keinen Treibstoff mehr für Flieger oder Panzer. Er sagt, er sei mit seinen Kameraden noch im letzten Moment als Kanonenfutter eingesetzt worden, zu einem Zeitpunkt, als der Krieg schon verloren war. Schwerverletzt und ohne Bein konnte er nicht nach Amerika abtransportiert werden, also kam er nach England und wurde dort operiert. Das Penicillin hat ihm das Leben gerettet, wie er oft sagt.

Mals-Obervinschgau - Paul Thöni ist 95 und Thöni ist Schul-Urgestein im Oberen Vinschgau. Kürzlich hat Thöni seine Erinnerungen über die Entstehung der Schulen im Obervinschgau seiner Nichte Elisabeth Scarpatetti diktiert und uns zukommen lassen. Wir drucken Thönis Vermächtnis vollinhaltlich ab.

Die Lateinmittelschule
Nach meiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft im Jahre 1947 musste ich feststellen, dass fast alle öffentlichen Stellen von auswärtigen Beamten besetzt waren.
Es hatte sich gegenüber der faschistischen Zeit kaum etwas geändert, und der Unmut der Bevölkerung war nicht gering – vor allem wegen der sprachlichen Barriere.
Aber wegen des gewaltigen Ausbildungsdefizites wären wir nicht imstande gewesen, diese Leute zu ersetzen. Denn zumindest der Abschluss einer staatlichen Mittelschule war die Voraussetzung. Sekundarschulen gab es aber nur in der Stadt, und diese waren für unsere Leute nicht leicht zugänglich. Wie war da Abhilfe zu schaffen?
Mir kam schließlich der Gedanke, man müsste versuchen, den Spieß umzudrehen. Nicht die Schüler sollten in die Stadt zur Schule, sondern umgekehrt, die Stadtschulen sollten ins Tal. Wohl ein frommer Wunsch, denn die Wirklichkeit war anders. Man traute uns nicht zu, eine Schule aufzubauen.
Das Problem wurde ich nicht mehr los, und es begann ein jahrelanger Kampf um eine Lösung: unermüdliche Aufklärungsarbeit- Pläne, Rückschläge…
Unser hartnäckiges Streben führte dann doch zum Ziel. Im Jahre 1958 konnten wir eine Außenstelle der Latein- Mittelschule von Meran in Mals eröffnen. Passende Räumlichkeiten standen uns in der Ferrari- Villa zur Verfügung.
Landesweit war das die erste Sekundarschule außerhalb der Stadt, und sie wurde gleich ein Gegenstand der Bewunderung und des Neides.
Aber recht bald erreichte uns eine unliebsame Überraschung. Wegen des großen Nachholbedarfs kamen viel mehr Meldungen als ursprünglich erwartet. Das Ferrari- Haus, unser ursprünglicher Sitz, wurde zu klein und auch zusätzliche Lehrer mussten gesucht werden. Diese nicht einfachen Probleme konnten dann schließlich überwunden werden, und wir konnten zeitgemäß mit dem Schulbeginn loslegen. Die Schulbehörde überwachte uns mit Argusaugen und zeigte sich sehr skeptisch. Aber unsere Lehrer arbeiteten mit jugendlichem Schwung und voller Begeisterung, und so gelang es uns schließlich, die Gemüter zu beruhigen.
Etwa nach dem ersten Jahr stellte sich die Frage, was mit den Absolventen unserer Schule zu geschehen habe, und es begann nun ein hartes Ringen um eine Oberschule. Mit Billigung des Schulamtes konnte die Gemeindeverwaltung beim Staat im Jahre 1963 (Wiederholung 1966) um die Errichtung einer Oberschule ansuchen.
Auch hier hatten wir schließlich Glück und konnten 1967 eine Außenstelle der kaufmännischen Lehranstalt von Meran eröffnen. Das war nun der Beginn unserer Oberschule, die eine gewaltige Entwicklung durchmachte.  

Die Einheitsmittelschule
1963 überraschte uns eine grundlegende Schulreform Italiens. Die Nachricht schlug wie eine Bombe ein. Alle Schüler im Alter von elf bis vierzehn Jahren wurden nun zum Besuch dieser Schule verpflichtet. In Mals sollte die Mittelpunktschule des Obervinschgaus entstehen. Es war sicher eine große Sache, denn allen Bevölkerungsschichten sollten nun die gleichen Bildungschancen geboten werden. Wir wurden europaweit bewundert.
Aber- wie so oft in Italien- waren die Voraussetzungen nicht geschaffen, und es entstand ein furchtbares Durcheinander. Wir kämpften mit vielen Problemen (Raumfrage, Lehrermangel, Zubringerdienst, Unterbringung und Ausspeisung).
Am bedrückendsten war der Lehrermangel. Es begann der demütigende, beschämende „Lehrermarkt“. Um die „frisch geschlüpften“ Maturanten wurde gekämpft. Diese wurden als Hilfslehrer eingestellt.
Das erste Schuljahr brachten wir dennoch mit Ach und Krach über die Bühne.
s6 schule1964 mussten wir dann Außenstellen errichten: St. Valentin für die Gemeinde Graun, Prad für deren Gemeinde und Stilfs. Es folgten dann doch einigermaßen ruhige Jahre. Wir erhielten neue Schulgebäude in St. Valentin und in Mals.
Das Malser Schulhaus war sehr funktionell und bekam sogar eine moderne Turnhalle- die erste dieser Art im Tale.
Der nächste Schlag traf uns dann 1970 mit der Eröffnung des riesigen Michael Gamper- Heimes.
Unser neues Schulhaus war viel zu klein, und wir mussten ringsherum Noträume auffinden. Auch die Oberschule platzte aus allen Nähten.
Die Errichtung einer Außenstelle in Glurns 1971 brachte keine Lösung. (Taufers, Glurns, Schluderns)
Wie war Abhilfe zu schaffen? Im Dorf gab es keine Möglichkeit, neue Gebäude zu errichten.
Ich kam schließlich zum Schluss, man müsste die Sekundarschulen außerhalb des Ortes ansiedeln. Durch einen Besuch der neuen Uni in Regensburg wurde ich in diesem Gedanken bestärkt. „Was die Regensburger im Großen fertiggebracht haben, könnten wir im Kleinen auch versuchen!“
Wir planten die Errichtung eines Schulzentrums außerhalb von Mals.
Meine bewährten Mitarbeiter und Unterstützer in Mals ließen sich davon begeistern. Auch den Schulamtsleiter David Kofler und den Landesrat Anton Zelger konnte ich schließlich davon abbringen, die üblichen Flickarbeiten nicht zu finanzieren- zu Gunsten einer endgültigen Lösung.
Um unnütze Widerstände zu meiden, begannen wir in aller Stille eifrig zu arbeiten. Es galt zunächst, einen passenden Baugrund zu finden. Dieser sollte folgende Eigenschaften haben:
• Er sollte groß genug sein, um beide Sekundarschulen zu fassen und deren Ausbau und jegliche Erweiterung zu garantieren.
• Es sollten keine immer noch „ackernden“ Bauern beeinträchtigt werden.
• Wegen der vielen Fahrschüler sollte der Grund in der Nähe des Bahnhofes sein.
Das Glück war uns hold. Wir konnten dann doch ein passendes Areal ausmachen.
Unsere schulfreundliche Gemeindeverwaltung winkulierte das Areal gleich für Schulzwecke.
Einige widrige Umstände verzögerten das Ganze etwas. Aber schließlich wurde der Bau der Mittelschule in Angriff genommen, und wir konnten 1983 umziehen. Bald folgte auch die Oberschule, die dann -etappenweise- ausgebaut wurde.
Nun war das leidliche Raumproblem endlich gelöst. Die Grundschule erhielt das freigewordene Mittelschulgebäude und verblieb somit im Ort.
Tüchtige und umsichtige Leiter der Oberschule (wie ein Max Bliem) konnten ihren Betrieb ausbauen und für die Weiterentwicklung sorgen.
Zum Abschluss möchte ich anmerken, dass wir immer viel Glück hatten. Wir genossen bald das Vertrauen und Wohlwollen unserer Schulbehörde und der Landesverwaltung. Vor allem hatten wir immer weitblickende, schulfreundliche Vertreter unserer Gemeindeverwaltung, ohne die wohl vieles nicht möglich gewesen wäre.
Ihnen schulden wir großen Dank!
Als letzter noch lebender Zeitzeuge, der den Anfang und die ganze Entwicklung miterlebt hat, freue ich mich darüber, dass ich zur Schulentwicklung im Obervinschgau beitragen durfte.
Paul Thöni
Mals, im Oktober 2021

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