Damit das neue Besucherzentrum für den Naturpark Texelgruppe gebaut werden kann, tritt das Land der Gemeinde Naturns kostenlos ein Grundstück ab. Die Landesregierung hat dafür ihr OK gegeben.
Die Landesregierung hat heute (15. April) auf Vorschlag von Hochbau- und Vermögenslandesrat Massimo Bessone, die kostenlose Übertragung eines rund 3.500 Quadratmeter großen Grundstücks an die Gemeinde Naturns genehmigt. Sie hat die Ausklammerung der Grundparzelle aus dem öffentlichen Wassergut in die Wege geleitet und die Parzelle in das verfügbare Vermögen des Landes eingegliedert.
Gemeinden bei Aufbau von wichtigen Einrichtungen unterstützen
Das Grundstück wird demnach für institutionelle Zwecke genutzt, und zwar im öffentlichen Interesse. Im September vergangenen Jahres hatte die Gemeinde Naturns um das Grundstück angesucht, um darauf das neue Besucherzentrum für den Naturpark Texelgruppe errichten zu können. Jedes Jahr von April bis Oktober zählt die Einrichtung tausende Besucher verschiedenen Alters. Sie besuchen die Dauerausstellung zum Thema Wasser und die verschiedenen Wechselausstellungen sowie die speziellen Workshops.
"Wo immer es möglich ist, unterstützen wir die Gemeinden beim Aufbau von Einrichtungen, die für die lokale Gemeinschaft und ihre Bedürfnisse und auch im Interesse aller Bürger sind", unterstreicht Landesrat Bessone und verweist auf ähnliche bereits erfolgte Übertragungen in anderen Gemeinden wie etwa in Bozen, Leifers, Brixen und Neumarkt.
Mehr Platz für die Naturvermittlung
Auf dem von der kostenlosen Übertragung betroffene Grundstück befindet sich derzeit ein Parkplatz und eine Grünfläche. Die Fläche wäre aus städtebaulicher Sicht als Zone für öffentliche Einrichtungen, öffentliches Grün oder Gemeindestraße bestimmt.
Mit dem heutigen Beschluss der Landesregierung wird es möglich, das Besucherzentrum Texelgruppe an einem neuen Standort zu bauen. Das Naturparkhaus gibt es seit 1984. Seit 1992 ist es im Gebäude der Mittelschule Naturns untergebracht. Nach dem vorliegenden Projekt soll das neue Besucherzentrum größere Räume bekommen, die in einem kubisch geformten Gebäude Platz finden. So soll es einen Multimediaraum, eine temporäre Ausstellung und eine Dauerausstellung sowie ein Kreativlabor geben. Draußen sind zudem kleine Biotope und Naturräume vorgesehen.
LPA/sa/san
Nach eingehenden Überprüfungen hat die Landesregierung die skitechnische Verbindung Langtaufers-Kaunertal abgelehnt.
Die Landesregierung hat sich am heutigen Mittwoch (15. April) erneut mit dem Vorschlag für einen "ergänzenden Eingriff in der Skizone 'Langtaufers' in der Gemeinde Graun in Vinschgau für die skitechnische Verbindung mit der Zone Kaunertal" befasst und das Vorhaben abgelehnt.
Bevor die Landesrätin für Raumentwicklung Maria Hochgruber Kuenzer den Beschluss auf die Tagesordnung der heutigen Landesregierungssitzung gesetzt hatte, waren zahlreiche Gutachten und Überprüfungen der Auswirkungen des Vorhabens eingeholt worden.
Gutachten von Umweltbeirat und sozio-ökonomischer Kommission
Der Umweltbeirat des Landes hielt fest, dass das Melagtal, ein Seitental des Langtauferer Tals, in dem die Skiverbindung geplant war, als unberührtes Gebiet gelte. Zudem enthalte das Tal auf 1.900 Metern Meereshöhe urtümliche charakteristische Geländekammern, es gebe unzählige, kleinflächige Lebensräume mit einer hohen Biodiversität, darunter auch Arten, die international unter Schutz stehen. Die Gesamtbewertung des Standortes veranlasste den Umweltbeirat zu einem negativen Gutachten. "Südtirol zeichnet sich durch Vielfalt und Einzigartigkeit aus. Das gilt vor allem für die Naturlandschaften. Diese Vielfalt haben unsere Vorfahren geprägt und wir haben den Auftrag, sie zu erhalten", beschreibt Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer ihre Verantwortung.
Darüber hinaus hatte die Landesregierung ein sozio-ökonomisches Gutachten an Experten der Freien Universität Bozen in Auftrag gegeben. Doch auch diese Überprüfung erkannte nicht eindeutig positive Auswirkungen für die Region Obervinschgau: Die Vollständigkeit dieses Gutachtens wurde für diese Bewertung für die Landesregierung von der Anwaltschaft des Landes bestätigt.
Für Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer ist es "völlig nachvollziehbar, dass es unterschiedliche Meinungen über eine wirtschaftliche Entwicklung in Langtaufers und im oberen Vinschgau gibt. Doch gerade die aktuelle Situation regt zum Nachdenken an und zeigt auf, dass unberührte Natur eine wertvolle Ressource für zukünftige Entwicklung sein kann."
LPA/LPA
Wem die Decke in diesen Tagen auf den Kopf fällt, der findet Tipps zum psychischen Wohlbefinden auf der Internetseite www.dubistnichtallein.it. Fachleute verschiedener Dienste haben sie erstellt.
Das Dokument mit dem Namen "Vom guten Leben" soll wertvolle Tipps für die Bewältigung des – derzeit eingeschränkten – Alltags geben. Wie wurden bewusst in einfacher Sprache gestaltet, damit jeder Einzelne für sich etwas finden kann.
Ob es um den Umgang mit Gefühlen oder um Tipps für Jugendliche und Kinder oder aber um Ratschläge zur Gewaltbewältigung geht: Diese von Fachleuten erarbeiteten Ratschläge und Infos sollen allen Menschen in Südtirol und darüber hinaus helfen, sich in dieser schwierigen Zeit zurecht zu finden und nicht den Mut zu verlieren: Ganz nach dem Motto der derzeit häufig besuchten Internetseite, die sich "du bist nicht allein" (www.dubistnichtallein.it) nennt. Auf dieser Seite sind nicht nur die Tipps, sondern auch viele nützliche Kontaktadressen abrufbar.
Die Seite wurde vom Netzwerk "Psychohilfe Covid19" erarbeitet. Beteiligt sind daran alle öffentlichen Dienste der psychischen Gesundheit, Südtirols Psychologenkammer, private soziale Organisationen wie Familienberatung, Caritas, EOS, telefono amico, Young and direct, Forum Prävention, italienisches Rotes Kreuz sowie Initiativen wie die europäische Allianz gegen Depression.
LPA/sabes
Robert Zampieri, Geschäftsführer der Genossenschaft „Bergmilch Südtirol“
Er ist aufgewachsen in Gries/Bozen. Von 1999 bis 2004 war er Geschäftsführer Bio-Vinschgau und Marketingleiter VI.P, ab 2004 Geschäftsführer der Milkon, seit 2013 Geschäftsführer der Bergmilch Südtirol und seit 2010 der Tochterfirma Stella Bianca in Lodi. Er ist Obmann der Raiffeisenkasse Unterland, seit 2015 zweiter Obmann-Stellvertreter des Raiffeisenverbandes Südtirol. Er ist verheiratet, Vater von zwei Kindern (18 u 20), und er lebt auf dem „Aschmüllerhof“ in Leifers.
Vinschgerwind: Herr Zampieri, was macht Ihnen als Geschäftsführer von „Bergmilch Südtirol“ derzeit die größten Sorgen?
Robert Zampieri: Die größten Sorgen sind, dass die Mitarbeiter gesund bleiben, jene die Maschinen bedienen, die die Sammelwagen fahren usw. Wir sorgen uns um die Arbeitskräfte für alle Schritte, die es braucht, dass die Milch innerhalb 24 Stunden verarbeitet werden kann. Viele Kleinigkeiten müssen stimmen, damit das Produkt in kürzester Zeit im Lager bzw. im Geschäft ist. Die Facharbeiter sind also extrem wichtig für die Versorgungskette.
Vinschgerwind: Die Milch durfte immer geliefert werden. Zu Beginn der Corona Krise haben sie über fehlendes Verpackungsmaterial geklagt.
Zampieri: Ja, wir hatten am Anfang große Schwierigkeiten. So wie einzelne Länder mit dieser Krise umgegangen sind, haben wir alles Mögliche erlebt: LKW Fahrer, die nicht fahren durften, die verspätet ankamen, Fahrer die nicht wussten, ob sie in die Quarantäne mussten. Die Koordination in der EU hat völlig gefehlt. Wir haben auch keine großen Taten der Europa Region Tirol erlebt. Als die Nordtiroler noch Touristen aus Südtirol auf dem roten Teppich empfangen haben, wurde bei unseren Fahrern an den Grenzen Fieber gemessen. Ein besonderes Problem war das Verpackungsmaterial (zum Beispiel Joghurtbecher), das nicht aus einem EU Land, sondern aus Serbien kommt. Wir beziehen es über ein österreichisches Unternehmen, das in Serbien ein Werk hat. Die Einfuhr war lange Zeit sehr problematisch.
Vinschgerwind: Stimmt es, dass Sie die Bauern deshalb aufgefordert haben, weniger Milch zu produzieren? Wenn ja, wie haben diese reagiert?
Zampieri: Ja, wir haben die Bauern aufgefordert, wenn möglich weniger Milch zu produzieren, mit Kraftfuttereinsatz zu bremsen, oder den Kälbern statt Milchpulver eine gute Muttermilch zu geben. Die Bauern haben sehr gut reagiert. Die meisten haben weniger Milch geliefert. Es ist uns weder darum gegangen, ein Mitglied zu strafen, noch die Milchmengen sofort nach unten zu drücken. Sondern wir wollten die Mitglieder sensibilisieren und ihnen sagen, dass es für uns hilfreich ist, weniger zu produzieren, weil es derzeit keinen Überschussmarkt gibt. Denn das könnte für die ganze Genossenschaft mangels Absatz ein größeres Problem werden. Vieles hängt in Krisenzeiten an einem seidenen Faden, wenn eines der ineinander greifenden Zahnräder ausfällt. Es ist jedoch jeden Tag extrem spannend, im negativen Sinne, weil immer wieder neue Probleme auftauchen und wir oft den Atem anhalten.
Vinschgerwind: Die Haupt-Absatzmärkte sind Italien und Deutschland. Wie reagieren die Märkte derzeit?
Zampieri: Nun, unsere Hauptabsatzmärkte sind die Region und Italien. In der Regel geht alles gut bei den Produkten, die länger haltbar sind, zum Beispiel die H-Milch und das Joghurt. Andere Produkte leiden sehr. Der Verkauf von Frischmilch ist eingebrochen, genauso wie das Skyr-Yogurt, das sonst sehr gut lief. Wir vermuten, dass dieses proteinhaltige Produkt vor allem von Sportlern konsumiert wurde und von Menschen im Büro als Mahlzeitersatz. Zu Hause in der Quarantäne ist dieses Produkt jetzt weniger gefragt, mehr das klassische Joghurt. Auch der Export leidet. Unser Marcarpone wird weltweit vermarktet und ist zum Teil weggebrochen. In Deutschland merken wir, dass unsere Thekenware (Käse), abnimmt. Die Konsumenten wollen nun alles abgepackt. Das Verpackungsmaterial war vorher die größte Sorge, denn die Forderung der Konsumenten auf Plastik zu verzichten war spürbar. Jetzt, mitten in der Krise ist das Thema rund um Kunststoffverpackung kein Thema mehr. Umso mehr Verpackung, desto sicherer fühlen sich die Kunden. So schnell kann sich etwas ändern.
Vinschgerwind: Stillstand im Tourismus und bei Gastrofresh, wie spürbar ist das?
Zampieri: Das ist extrem spürbar, Gastrofresh ist nach guten Absätzen im Jänner und Februar innerhalb März von 100 auf Null abgestürzt. Die Lager waren voll, die LKW’s stehen alle auf dem Parkplatz und mehr als 130 Mitarbeiter haben keine Arbeit. Die Mitarbeiter befinden sich nun im Lohnausgleich oder wurden ins Home Office geschickt. Das Lager musste abgebaut werden. Lieferanten haben Waren zum Teil zurück genommen. Vieles wurde verschenkt, an Altersheime, an die Vinzenzgemeinschaft, an den Banco Alimentare. Einiges musste auch vernichtet werden, was sehr schmerzhaft ist. Den mangelnden Absatzkanal Tourismus, den spüren wir ganz deutlich beim Konsum. Beispielsweise braucht es keine Frischsahne in den Eisdielen.
Vinschgerwind: 93.000 kg Milch kommen täglich vom Vinschgau nach Bozen. Wird diese Milch zur Gänze verarbeitet?
Zampieri: Ja. Die Milch aus dem Westen wird zur Gänze in Bozen verarbeitet. Durch die vollständige Veredelung erreichen wir Wertschöpfung, die sich positiv auf den Auszahlungspreis auswirkt. Milch-Überschüsse kommen noch aus dem Pustertal, weil das Werk dort nicht die gesamte Milch des Einzugsgebiet verarbeitet. Die dort übrige Milch kommt zum Großteil nach Bozen und in kleineren Mengen auf den Versandmilchmarkt.
Vinschgerwind: Wird sich die Corona-Krise im Milch-Auszahlungspreis niederschlagen?
Zampieri: Alles hängt jetzt davon ab, wie lange die Situation anhält und wie rasch wir wieder zum Normalzustand zurückkehren. Die Bergmilch hat natürlich Reserven und ist ein starkes Unternehmen. Ein paar Wochen halten wir aus. Natürlich, wenn die ganze Sache vier, fünf Monate andauert, muss es eine Auswirkung habe, weil vieles nicht mehr stimmt. Alles, was bisher so perfekt ausbalanciert war, würde dann aus dem Ruder laufen und würde je nach Tiefe der Krise auch Auswirkungen auf den Auszahlungspreis 2020 haben. Wir bemühen uns jedoch, das zu verhindern.
Vinschgerwind: Welche Unterstützungsmaßnahmen erwarten Sie sich von der Politik?
Zampieri: Ich glaube, dass die Politik uns als Betriebe richtig einschneidend kaum helfen kann. Wichtig ist jetzt, dass die Konsumenten nicht verzweifelt sind, dass sie genügend zum Leben haben. Es gibt so viele Menschen, die Liquiditätsschwierigkeiten haben, oder Angst haben ihren Job zu verlieren, die im Lohnausgleich sind und mit 600-700 Euro leben müssen. Die Politik muss dafür sorgen, dass diese Menschen keine Ängste haben, dass sie ihren Verpflichtungen nachkommen können und sich auch weiterhin vor Ort Lebensmittel leisten können. Was die Politik noch tun kann, ist die lokalen Wirtschaftkreisläufe zu unterstützen. Sie sollte den Wert der Nahversorgung, den Wert der einheimischen Produkte erkennen. Vielleicht sollten wir nachdenken, woher wir unsere Waren und Dienstleistungen holen und dass es wichtig ist, unsere eigenen Strukturen zu stärken, auch wenn es manchmal mehr kostet. Ausschreibungen zum Beispiel sind vorwiegend preisorientiert. Vielleicht kommt ein radikaes Umdenken?!
Vinschgerwind: Sie haben in Vergangenheit bereits einiges in die Wege geleitet, um die „Bergmilch Südtirol“ zukunftsfähig zu machen, mit Projekten wie Heumilch und Bio- Heumilch. Haben die Bauern verstanden, um was es bei all den Projekten geht?
Zampieri: Die Bauern produzieren grundsätzlich alle eine tolle Milch und ein hochwertiges Produkt. Da wir es mit einem Überflussmarkt zu tun haben, ist es immer wieder wichtig, zu differenzieren und sich von anderen abzuheben. Südtirol muss deshalb Geschichten finden und erzählen, um nicht in einen Topf mit der großen Masse geworfen zu werden. Südtirol hat die wunderschönen Berge, Almen, Wiesen, wertvolle Traditionen und daher vielfältige Möglichkeiten. Die Heumilch passt zu Südtirol wie die Faust auf’s Auge. Es ist ein tolles Produkt zum Kommunizieren. Und ich glaube, die Heumilch tut dem Image Südtirols gut, genauso wie die Biomilch. Ich glaube, dass eine so große Genossenschaft wie die Bergmilch alle diese Schienen bedienen muss, denn nur so bekommt man die großen Milchmengen auch bestens verkauft. Ob’s die Bauern verstanden haben? Ich glaube ja, denn es reicht nicht zu sagen, meine Milch ist weiß und gut. Sondern es braucht dazu auch die Geschichten. Und diese sind Geschichten der Herkunft. Denn es gibt nichts Stärkeres als Herkunft und Tradition in unserem kleinen Land. Und natürlich muss das Lebensmittel gesund sein und nachhaltig produziert werden.
Vinschgerwind: Neuerdings wird über das Projekt „Almmilch“ nachgedacht?
Zampieri: Die Almen haben im Vinschgau eine sehr lange Tradition. Sie sind wichtig und produzieren einen tollen Almkäse und guten Almbutter. Wir sind immer etwas eifersüchtig auf die Almen, weil uns die gute Milch fehlt. Wir möchten mit dem Projekt Almmilch den Almen nicht Konkurrenz machen, wir möchten nur die Möglichkeit schaffen, dass den Konsumenten auch Almmilch zur Verfügung steht. Auch das würde dem Image der Bergmilch gut tun. Es sollte ein sehr elitäres Projekt werden, hochpreisig im Verkauf und mit einem Preis von 70 Cent pro Liter dem Bauern vergütet werden. Wir würden die Milch direkt auf den Almen holen. Die Mitglieder sind aber noch etwas skeptisch. Wir versuchen jedoch zu erklären, warum die Bergmilch das tun möchte und hoffen, dass es sich langsam in den Köpfen breit macht und dass verstanden wird, das das nur Chancen sind und keine Risiken - Chancen die man wahr nehmen muss. Wenn auch nur 100 Liter verkauft werden, sind es 100 Liter mit hoher Wertschöpfung. Mir kommt vor, dass das Paket sehr attraktiv wäre. Es gilt Traditionen zu durchbrechen, sich entsprechend zu organisieren und es möglich zu machen, dass dieses Experiment durchgeführt werden kann. Angesichts der derzeitigen Krise könnte das Projekts erst im Sommer 2021 starten.
Vinschgerwind: Zurück zu den Verpackungen: Viele Konsumenten stören sich daran, dass der Großteil im Restmüll entsorgt werden muss. Was kann Bergmilch dagegen tun? Was ist mit Glasflaschen?
Zampieri: Die Bergmilch kann grundsätzlich nur das tun, was die Verpackungsindustrie anbietet. Wir haben selbst kein Forschungszentrum für Verpackungsmaterialien. Und zudem haben wir in Bozen sehr beengte Verhältnisse und keinen Platz für großräumige Verpackungsmaschinen. Wir müssen mit dem, was wir haben, das Bestmögliche machen. Die Glasflasche ist keine Option. Im gesamten Umgang mit Glasflaschen haben wir bereits viele Jahre Erfahrung und es war eine Katastrophe. Die Flaschen immer wieder in den Betrieb zurückholen, das Auswaschen mit starken Laugen, dann wieder in Zirkulation bringen, war für uns sehr aufwändig. Und Experten haben uns auch bescheinigt, dass es von der so genannten Ökobilanz her unsinnig ist. Glas ist allerdings ein sympathisches Verpackungsmaterial für unsere Konsumenten. Ein Mitbewerber von uns fährt auch recht gut damit, aber wir hätten in Bozen beim besten Willen keinen Platz. Wir halten jedoch laufend Ausschau, um unseren Konsumenten nachhaltige Verpackungen anbieten zu können.
Vinschgerwind: Es wird eine Zeit nach Corona geben. Welche Lehren aus der Krise lassen sich ziehen?
Zampieri: Die größte Lehre ist auch die größte Freude, weil ganz viele Menschen verstanden haben, wie wichtig die Bauern sind, die Lebensmittel herstellen, und wie wichtig es ist, diese lokal zu finden und dass diese auch etwas mehr kosten können. Die neu entdeckte Wertschätzung für kleine Wirtschaftkreisläufe hält hoffentlich an. Vielleicht schätzen es die Leute, dass sie vor Ort alles bekommen und zwar in der besten und sichersten Qualität.
Vielleicht hat diese Krise auch gezeigt, dass wir im Grunde genommen großteils Egoisten sind, weil jeder von uns schaut so viel wie möglich zu erreichen, soviel wie möglich Geld zu verdienen, so groß wie möglich zu werden mit den billigsten Mitteln. Vielleicht hat uns diese Krise aufgezeigt, dass es in jeglicher Hinsicht Grenzen gibt. Wir tun gut daran, diese Grenzen auszuloten, aber wir sollten nicht dem Glauben unterliegen, dass die grenzenlose Globalisierung das Allheilmittel für Wohlstand wäre. Viele Menschen haben mittlerweile eine gewisse Antipathie gegen Waren entwickelt, die von weither kommen. Das könnte der regionalen Wirtschaft umgehend viel helfen. Seien wir stolz auf unsere Lebensmittel, seien wir stolz auf unsere Bauern. Nörgeln wir nicht ständig herum. Wir leben in einer der schönsten Ecken der Welt. Schützen wir sie gemeinsam mit unseren Bauern!
Interview: Magdalena Dietl Sapelza
Vinschgau - Die Grünen wollen in einer Anfrage den Fahrplan für die Elektrifizierung der Vinschgerbahn, die Inbetriebnahme und die Kosten für die Infrastrukturen und für die neuen Züge wissen. Die Antwort von Landesrat Daniel Alfreider mutet in einem Satz seltsam an.
von Erwin Bernhart
Da mit dem Ministerium/ANSF die Zuständigkeit für die Zulassung der Systeme noch nicht geklärt ist, könnte sich der obgenannte Zeitplan verzögern.“ Mit diesem Satz hat Landesrat Daniel Alfreider seine eigenen Antworten auf eine Anfrage der Grünen quasi pulverisiert. Die Fraktion der Grünen wollte mit der Anfrage vom 17. Februar 2020 von Alfreider wissen, wie dennn der Fahrplan für die Elektrifizierung aussschaue, wann die neuen E-Loks fahren würden und was das Ganze koste. „Aufgrund der Elektrifizierungsarbeiten sind einige Unterbrechungen zu erwarten“, antwortete Alfreider am 2. April 2020. „Voraussichtlich wird es für den Abschnitt Meran-Töll im Jahr 2021 eine mehrmonatige Vollsperre für die Erweiterung des Joseftunnels geben. Vor Inbetriebnahme wird es auch auf dem Abschnitt Laas-Mals zu einer mehrmonatigen Sperre kommen, um dort alle Systeme zu testen und zuzulassen. Alle Sperren sind jedoch noch nicht festgelegt und werden unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren (Bauzeit, Baukosten, Busersatzverkehr, Möglichkeit Nacht-, Wochenend oder Vollsperren) geplant.“
Voraussichtlich im Februar 2021 werde es den Zuschlag der Arbeiten geben. Mit August 2022 rechen man mit dem Bauende.
Für das Signalsystem soll der Zuschlag der Arbeiten Ende Januar 2021 erfolgen. Im November 2022 rechne man mit dem Bauende.
„Am Bahnhof in Meran sollen zusätzlich zu den schon vorgesehenen Arbeiten weitere Anpassungen durchgeführt werden (schnellere Weichen, Erhöhung Streckengeschwindigkeit auf der Malser Seite). Diese Anpassungen sollten Ende 2021/Anfang 2022 durchgeführt und abgeschlossen werden. Zurzeit laufen die Arbeiten für die Verlängerung der Remise und der Abstellgleise am Bahnhof Mals. Sie sollten 2020 abgeschlossen sein.“ Und dann folgt der Satz: „Da mit dem Ministerium/ANSF die Zuständigkeit für die Zulassung der Systeme noch nicht geklärt ist,könnte sich der obgenannte Zeitplan verzögern.“ Alles in der Luft also?
„Sieben neue elektrische Mehrsystem-Triebzüge werden erworben. Der Vertrag mit dem Fahrzeughersteller Bombardier wurde nach einer europäischen Ausschreibung im August 2019
abgeschlossen. Die Lieferung der neuen Züge wird 2023 erfolgen. Die Gesamtkosten für die Realisierung der elektrifizierten Infrastruktur und für die Anpassung von 5 STA-FLIRT Zügen werden sich auf ca. 86 Mio. Euro belaufen. Die Kosten für die Beschaffung der sieben neuen Züge betragen ca. 66 Mio. Euro.“
Schlanders/Göflan - Für das Jahr 2019 hat der Göflaner Marmor für die beteiligten Institutionen einen Nettoerlös von rund 368.000 Euro eingebracht. Dies geht aus dem Ausschussbeschluss der Gemeinde Schlanders vom 10. März 2020 hervor. In diesem Betrag ist auch die letzte Rate aus dem Jahr 2018 enthalten, deshalb ist der Betrag heuer üppiger ausgefallen. Diesen Nettoerlös teilen sich die Fraktion Göflan, die Marktgemeinde Schlanders und die Agrargemeinschaft „Göflaner Alm“. Laut Vertrag aus dem Jahr 2003 erhält die Fraktion Göflan 75% der Nettoerlöse (rund 276.000 Euro, die Agrargemeinschaft Göflan 15% (rund 55.000 Euro) und die Gemeinde Schlanders 10% (rund 36.800 Euro).
Der Schlüssel für die Auszahlung wurde im damaligen Vertrag auf 15 Jahre ausgelegt. Dann wird das Pendel zugunsten der Fraktion Göflan, die in der Marmorumbruchzeit vor knapp 20 Jahren mit Weitsicht verhandelt hat, ausschlagen. Die Erlöse aus dem laufenden Jahr 2020 werden demnach etwas anders verteilt werden. Die Gemeinde Schlanders wird davon 5 und die Fraktion Göflan 80 Prozent erhalten.
Im Nettobetrag von 368.000 Euro enthalten sind auch die Erlöse aus dem Marmortransport. Den Marmortransport organisiert die Gemeinde Schlanders. Für den Abtransport hat die Gemeinde vom Pächter des Marmorbruches, der Göflaner Marmor GmbH, rund 200.000 Euro kassiert. Für die Transportfirma ausgegeben hat die Gemeinde rund 67.000 Euro. 122.000 Euro sind also aus dem Transport an Überschuss in der Gemeindekassa geblieben. Die Gemeinde hat nun von diesem Überschuss ihren Anteil von 36.800 Euro abgesogen und die restlichen 85.000 Euro an die Fraktion Göflan überwiesen. Die Fraktion ihrerseits soll den der Agrargemeinschaft „Göflaner Alm“ zustehenden Teil ausbezahlen. (eb)
Vom wind gefunden - Der Ausnahmezustand wird zur neuen Normalität, Covid19 die neue Weltmacht. Shutdown (Stillstand) und Lockdown (Ausgangssperre), soziale Distanz, Schutzmasken und Händewaschen bestimmen unser Leben. Ichbleibzuhause, Homeoffice und die täglichen Statistiken über Infizierte, Tote und Genesene füllen unseren Alltag. Über Videokonferenzen und soziale Medien kommunizieren wir mit der Außenwelt. Es wird gehamstert: die Deutschen kaufen Klopapier, die Amerikaner Waffen, die Franzosen Rotwein. Selbstdisziplin und Eigenverantwortung wird eingefordert. Das erstaunlichste aller möglichen Horrorszenarien ist eingetreten. Wir sind planlos, machtlos, hilflos. Gestern galt vieles als alternativlos. Die Corona-Pandemie macht Schluss mit diesem Märchen. Es entsteht ein globales Bewusstsein, weltweite Kooperation, Solidarität, Hilfsbereitschaft. Wir haben Zeit zum Innehalten, Nachdenken, Umdenken. Ist es das Ende der alten Zeit und der Beginn einer neuen Zeit? Kommt der Überwachungsstaat? Stehen wir am Rande des Abgrunds, mit Betriebsschließungen, vielen Arbeitslosen? Milliardenschwere Hilfspläne werden geschmiedet, vielleicht ein Marshallplan für die Welt. Populismus, Schuldzuweisungen und Alleingänge helfen nicht weiter. Uns wird bewusst, was wirklich zählt und wer die wahren Helden sind. Das Virus hat die Frontlinien der Politik verschoben. Balkonkonzerte werden zum größten Konzert der Welt. Wir leben im Ausnahmezustand und viele fragen sich: wie finden wir zurück zur Normalität, wo ist die Exit-Strategie? Aber wichtig bleibt: vieles ist ganz normal, z.B. der Ruf des Kuckucks und die frischen Frühlingsblüten. (hzg)
Mals - In der „Hoache“ in Mals ist ein Feld mehr als unordentlich. Plastikplanen und Zubehör für den Erdbeeranbau liegen seit längerer Zeit ungenutzt am Feldrand. Das sei „schiach“, mehr als störend, das sei ein Skandal, sagen uns Vinschgerwind-Leser aus Mals. Denn gerade die „Hoache“, windgeschützt am Fuße der Spitzigen Lun geschmiegt, sei ein sensibles Gebiet für Pflanzen und Tiere, eine Naherholungszone auch. Der Anrainer Günther Kreidl sagt, dass die Gemeinde Mals und die Forststation den Bauer bereits aufgefordert habe, das Feld aufzuräumen. Gefruchtet habe das bislang nicht. (eb)
Schlanders - Die Aktion entstand aus anfänglichen Einzelinitiativen: Hobbynäherinnen haben in Schlanders freiwillig und ehrenamtlich Schutzmasken aus Stoffspenden und Stoffvorräten genäht, die vor allem ältere Bürgerinnen und Bürger in Schlanders erreicht haben. Still und ohne viel Aufsehens wollte man helfen, die Schwächsten in der Gesellschaft - die Corona-Risikogruppen - schützen und unterstützen. Vor kurzem hat sich Sozialreferentin Dunja Tassiello dazwischen geschaltet. „Die Gemeinde übernimmt seit kurzem die Kosten für die Stoffe und Gummizüge in der Schneiderei Tumler und im Stoffladen Barbara in Kortsch“, sagt Tassiello. Der Rest ist Eigenregie und dient dem Gemeinwohl der Bürgerinnen. Genäht werden die Schutzmasken von mindestens zwei Dutzend verschiedenen Hobbynäherinnen mit einem gemeinsamen Ziel: Einfach zu helfen. „In erster Linie werden die Schutzmasken an die älteren Bürgerinnen und Bürger von Schlanders verteilt“, sagt Tassiello. Hunderte Schutzmasken sind bereits genäht worden, der Bedarf ist groß, kaum genäht, sind die Masken bereits wieder vergriffen. (ap)
Schlanders/Vinschgau - Gerade in dieser Krisenzeit sind die Gemeinden vor Ort gefordert, den Kleinbetrieben, die ihre Arbeiten für die Gemeinde erbracht haben, die geschuldeten Beträge so rasch wie möglich auszubezahlen. Dies geschieht offenbar nicht immer, wie uns ein Fall in Schlanders, der nicht genannt werden will, zugetragen worden ist. Kleinbetriebe warten auf das dringend benötigte Geld von den Gemeinden, gerade in der Zeit, in der keine anderweitigen Arbeiten aufgrund der verordneten Betriebsschließungen mehr möglich sind und auch die Handwerker keine Einkünfte mehr generieren können. Der Schlanderser BM Dieter Pinggera, auf diese Problematik angesprochen, sagt zum Vinscherwind, dass ihm kein solcher Fall bekannt sei und es seien keine diesbezüglichen Lamentelen in die Gemeindestube gebracht worden. Die Gemeindeverwaltung ist auf den meisten Ebenen (außer die Bibliothek) operativ und der Gemeindeausschuss hat nach anfänglicher zweiwöchiger Pause seine Arbeit voll aufgenommen und Beschlüsse, die sich angestaut haben, abgearbeitet und nachgeholt. Ebenso operativ sind die Buchhaltung und das Bauamt. Handwerker, denen die Gemeinde Geld schuldet, sollten sich in der Gemeinde melden. (eb)
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