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20 Jahre Sommertheater in Mals

von Ludwig Fabi

s20_Kultur

1992 feierten die Malser ihre Landesfürstin Claudia de Medici, welche wesentlich zur Entwicklung des Ortes beigetragen hat. 1642 erhob sie Mals zum Marktflecken und verlieh den Ort das heutige Wappen. Darum durfte auch ein Theaterstück zu ihren Ehren nicht fehlen. Pepi Feichtinger schrieb das Stück „Besuch bei Claudia“, welches als Freilichtstück im Hof des Gasthofes Greif von der Heimatbühne Mals aufgeführt wurde. Es war der Beginn der Malser Sommertheater Aufführungen, welche sich von da an bis heute im Zwei-Jahres-Rhythmus immer am Kirchtag zum „Hoch-Unser-Frauen-Tag“ am 15. August einstellten. Die Rolle des Hofnarren spielte 1992 der Musiklehrer und Chorleiter Ernst Thoma und er fühlte sich darin so wohl, dass er als freigeistiger, kreativer und kritischer Denker vor und hinter der Bühne in Mals noch weitere zwanzig Jahre von sich hören und sehen ließ. Ab 1994 fungierte er nämlich als Autor, Darsteller und später auch als Spielleiter. Die Aufführungsorte haben sich im Laufe dieser zwei Jahrzehnte öfters geändert, eines ist man sich in Mals aber immer treu geblieben: die Theaterproduktionen waren und sind immer hausgemacht. Autor, Regie, Bühnenbild, Grafik, Musik und Inszenierung haben sich die Malser immer selber organisiert und das mit Erfolg. Ehrenamtlichkeit war und ist eine Selbstverständlichkeit, auch wenn es oft schwierig war, gerade in den Sommermonaten Spieler und Helfer zu finden. Aber die Stücke des Ernst Thoma begeisterten, forderten und motivierten Spieler wie Publikum. Der Blaas Fritz machte ihn auf eine Malser Geschichte aufmerksam, die Thoma für sein erstes Stück „Der Lotsch, ein Malser im Franzosenrock“ inspirierte. Der Lotsch, ein Außenseiter und Freigeist soll gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts gelebt haben, ehe ihn die Malser als Nichtsnutz brandmarkten und vom Ort vertrieben. 1799 rächte er sich aber gemeinsam mit den Franzosen in dem er das halbe Dorf anzündete. 1996 holt Thoma sich wieder Rat beim Blaas Fritz und stellte den „vermeintlichen“ Volkssport der Vinschger, „das Lügen“ in den Mittelpunkt seines Stückes. Beim „Lugen Landtag“ wusch er den Politikern gehörig den Kopf. Die leeren Versprechungen quittierte er mit dem Lied „Die Wohrat isch verbougn“. Ein neuer Aufführungsort und ein ganz neues Thema brachte Thoma mit dem Stück „Starke Frauen“ im August 1998 in den Kapuzineranger von Mals. Er thematisierte die Schwierigkeiten von Frauen mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Zur Jahrtausendwende ließ Thoma sich wieder von einer historischen Begebenheit in Mals inspirieren und behandelte mit „Die un-gute alte Zeit“ ein dunkles Kapitel Glaubensgeschichte und deren tiefen Risse in der Bevölkerung. Zeitgenössisches im historischen Kontext konnten die Zuschauer vor herrlicher Bühnenbild-Kulisse von Raimund Spiess im Malser Schulhof erleben. 2002 stellte er mit „Haspingers Irrfahrt“ den Freiheitskämpfern von 1809 die Taliban in Afghanistan gegenüber. Er erteilte den unerbittlichen Aufwieglern, Fanatikern und Kämpfern (Haspinger und Hofer), den vom Volk gefeierten Idolen eine Absage. 2004 folgte die Bergdorfsaga „Verstiegen“, welche einen äußerst kritischen Blick auf die negativen Erscheinungen der touristischen Entwicklung enthielten. Unter dem Motto: „Olle Johr mehr, olle Johr greaßer, olle Johr Steigerung“ wecken im Stück Manager und Medien Sehnsüchte, folgen gedankenlos dem Fortschrittsgeist und nehmen keine Rücksicht auf die Umwelt. 2006, anlässlich der 1150 Jahr Feier des heiligen Florinus, dem Patron der Matscher und des Vinschgaus schreibt Thoma das heitere Theaterstück „Fliri, Florin, Florinus“. Der Teufel bedient sich dabei der modernen Medien, um Turbulenzen zwischen Heiligen, deren VerehrerInnen und Geschäftemachern auszulösen. 2008 folgte die rabenschwarze Komödie „Wer fürchtet sich vom schwarzen Mann“ in der witterungsbeständigen Aula Magna im Oberschulzentrum von Mals. Das Stück erzählt von einem zurückkehrenden Auswanderer. Die Dorfbewohner bereiten ihm einen gebührenden Empfang vor und müssen erstaunt feststellen, dass ihr berühmter Sohn inzwischen die schwarze Hautfarbe angenommen hat. Erst als er sich als Pflegehelfer für die senile Mutter des Bürgermeisters bewährt, wird er in die ehrwürdige Dorfgemeinschaft aufgenommen. 2010 inszenierte Thoma den Lotsch ein weiteres Mal. Mit neuen Texten in Reim-Form, hintergründigem Witz, selbst komponierten Melodien und Liedern können die Zuschauer diese Malser Geschichte ein weiteres Mal genießen.
Heuer skizziert Ernst Thoma in seinem Stück „Die Jugend ist echt schlecht“ den Gemütszustand und die Lebensweise unterschiedlicher Altersgruppen im Laufe einer Zugfahrt. In diesem Stück spielt Ernst sein ganzes Repertoire an gewonnener Erfahrung in zwanzig jähriger Tätigkeit für die Malser Sommerspiele aus. Er bleibt seinem Motto treu, ein kritischer Geist zu sein und auf unterhaltsame Weise Tiefgründiges und Nachdenkliches aus der Geschichte und dem Alltag zu inszenieren. Für Mals und seinen Kirchtag ist der Autor Ernst Thoma und die Mitglieder der Heimatbühne auf jeden Fall ein kultureller Gewinn, der einen Besuch wert ist und die gebührende Wertschätzung verdient.


Malser Sommerspiele 2012
„Die Jugend ist echt schlecht“
Aufführungen: Fr. 10. August 2012, um 20.00 Uhr (Premiere);
Sa. 11. August; So. 12. August; Di. 14. August jeweils um 20.00 Uhr;
und Mi. 15. August 2012 um 19.00 Uhr;
Ort: Aula Magna im Oberschulzentrum Mals

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Publiziert in Ausgabe 15/2012

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