Burgeis/Fürstenburg/Obervinschgau
Landesrat Hans Berger schreibt in seinem Vorwort unter anderem: „Eine naturnahe Produktion, welche auf landschaftsschützerische und artenreiche Produktion aufbaut, kann daher nur von Vorteil sein. Daher ist vorliegende als positives Beispiel über den Oberen Vinschgau hinaus auch für andere Landesteile als wertvolle Grundlage zu betrachten.“ Das Wort des Landesrates in Gottes Ohr.
Am vergangenen Montag ist jener Leitfaden in der Fürstenburg vorgestellt worden, an dem seit einigen Monaten gearbeitet worden ist. Eine Arbeitsgruppe - bestehend aus Vertretern der Marktgemeinde Mals, des Südtiroler Bauernbundes, dem Obstbauverein St. Veit, der Umweltschutzgruppe Vinschgau, der Fürstenburg, der Abteilung Landwirtschaft, dem Beratungsring und der Laimburg - hat um Inhalte und Formulierungen gerungen, die dem im Obervinschgau unaufhaltsam kommenden Obstbau als Leitplanken dienen sollen. Herausgekommen ist ein Mindeststandard, der dem Obstbau und anderen Spezialkulturen im Obervinschgau eine bestimmte Nachhaltigkeit verleihen und der ein friedliches Zusammenleben zwischen Grünland- und Obstbauern, aber auch zwischen Bauern und restlicher Bevölkerung gewähren soll. „Das Ziel dieses Informationsblattes ist es, das Nebeneinander der verschiedenen landwirtschaftlichen Kulturen zu verbessern und die Betroffenen zu sensibilisieren“, schreiben die Autoren.
In den letzten Jahren wurden jährlich ca. 20 Hektar Obstanlagen im Gebiet zwischen Schluderns, Glurns und Mals neu angepflanzt. Als neue Problemfelder taten bzw. tun sich Spritzmitteleinträge in Grünlandkulturen und anderen Flächen auf. Hecken werden entfernt und so das Landschaftsbild und die natürliche Vielfalt (Biodiversität) einschneidend verändert. Und die Obstbauern bauen ihre Anlagen teilweise bis auf Grenzsteine und in öffentliche Flächen hinein.
Mit Grundsätzen und Regeln werden im Leitfaden Lösungsansätze aufgezeigt: Pflanzenschutzmittel mit geringsten Nebenwirkungen sollen zum Einsatz kommen, Hecken sollten an den Wiesenrändern gepflanzt und gepflegt werden. Im Übrigen steht im den Bauern bekannten AGRIOS-Programm wörtlich: „Am Rande der Obstanlage sollen Hecken und Sträucher als Unterschlupf und Brutplatz zahlreicher Arten belassen werden.“ Im Leitfaden finden die Hecken einen zusätzlichen Nutzen: Spritzmitteleinträge in Grünlandkulturen können damit minimiert werden.
Unter anderem vor honorigen Vertretern aus dem Bauernstand, VI.P-Obmann Karl Dietl war ebenso zugegen wie der Amtsdirektor des Bezirksamtes für Landwirtschaft Markus Joos und der Bezirksleiter des Bauernbundes Johann Wallnöfer, hat Hans Zagler den Leitfaden vorgestellt. Unter der Moderation von der Direktorin der Fürstenburg Monika Aondio waren Kurzreferate vorausgegangen. Vier Schüler der 4. Klasse der Fachrichtung Obstbau erläuterten eine Neuanpflanzung. Als Kosten für einen Hektar haben die Schüler mit allem Drum und Dran rund 37.000 Euro errechnet. Othmar Wunderer stellte die Tätigkeiten des Obstbauvereins St. Veit vor, dem er als Obmann vorsteht. Der Direktor des Beratungsringes Walther Waldner sprach von technischen Lösungen und mahnte ein konstruktives Miteinander an. Der Biologe Joachim Winkler wies in seinem Referat auf die Bedeutung der Hecke hin und forderte einen ökologisierten Anbau von vornherein. Eine kurze Diskussion folgte im Anschluss. (eb)
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