Schlanders erzählt... Märchenherbst

Maerchenherbst24

 
 

s20sp23 5019Marienberg/Vinschgau/Chur - Mit viel Humor überbrachte der Präsident des Freundeskreises Marienberg, Andreas Folie, dem Bischof von Chur, Vitus Huonder, „den Zins von 200 Jahren“ in Form von Wein, Schüttelbrot, Speck und Käse. Mit ebensoviel Humor nahm der Churer Bischof die Geschenke entgegen. Bis vor 200 Jahren gehörte der Vinschgau bis hinunter zum rechten Passerufer zum Bistum Chur. Das Bistum ist eines der ältesten und wegen der Alpenpässe eines der mächtigsten, jedenfalls für lange Zeit bedeutendsten Bistümer des deutschen Sprachraumes. Die Gründung und die zweimalige Verlegung des Klosters Marienberg im 12. Jahrhundert erfolgte auf dem Boden des Bistums Chur und für knapp 700 Jahre war demnach auch Marienberg dem Bistum Chur zugehörig und lange Zeit zinspflichtig. Spuren dieser Zeit tauchen in der vom Churer Bischof erbauten Churburg auf, auch in den Patrozinien (hl. Luzius) von Laatsch und von Goldrain. Der Legende nach war der Heilige Luzius, der in Chur um das Jahr 176 als Märtyrer hingerichtet wurde, der erste Bischof. Seine Gebeine werden in der Kathedrale in Chur aufbewahrt und er gilt als Patron des Bistums.
Die Idee, Chur zu besuchen, wurde vom Vorstand in einem rätoromanischen Keller in Taufers geboren. Gefolgt sind der Einladung viele Freunde Marienbergs, wurden nach einer Fahrt über den Ofen und Fluelapass nach Landquart bis nach Chur von Bischof Huonder im Rittersaal des bischöflichen Schlosses empfangen und von ihm in die Geschichte des Bistums bis zu aktuellen Problemen eingeführt. Geschichtlich vorbereitet wurde die interessierte Gruppe vom jungen, heranstrebenden und historisch beschlagenen Studenten David Fliri. Bei der Führung durch den Dom zu Chur, der Kathedrale St. Mariä Himmelfahrt, wurde neben vielem anderen auch auf die älteste erhaltene Plastik der Kathedrale verwieesen. Sie stammt wahrscheinlich aus dem Vorgängerbau, der sogenannten Tello-Kathedrale. Es sind Reliefplatten aus weißem Laaser Marmor. Sie stammen aus dem 8. Jahrhundert und gelten als Meisterwerk langobardischer Plastik. Sie zeigen Flechtwerkornamente mit Tieren (Löwen u. a.) oder Spiralranken mit Blättern und Trauben. Heute verkleiden die Platten die Mensa des Laurentius-Altars von 1545. Weil es unter den Freunden Marienbergs auch Schweiz-Pendler gibt, war die Rückfahrt mit allerhand spezifischen Anekdoten, etwa vom Schludernser  Sepp Trafoier, äußerst kurzweilig. (eb)

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Publiziert in Ausgabe 12/2016

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