in eigener Sache von Erwin Bernhart, Zeitung Vinschgerwind Bezirk Vinschgau
Zuerst kommt das Fressen, dann kommt die Moral. Was in Zeiten höchster Not im Kampf ums nackte Überleben vom Instinkt dominiert sein kann und daher durchaus gewisses Verständnis hervorruft, stößt in fetten Zeiten auf völliges Unverständnis. Dem Spruch von Berthold Brecht „erst das Fressen, dann die Moral“ scheinen einige unserer Politiker zu folgen. Stichwort Treuhandgesellschaften, über die die letzten Wochen oft geschrieben worden ist. Hinter einer Treuhandgesellschaft, die Geschäfte jeglicher Art betreiben kann, kann man sich verstecken, auch Politiker. Wenn eine solche Treuhandgesellschaft, in der auch Politik-Vertreter mitmischen, allerdings Geschäfte mit öffentlichen Institutionen macht, in denen Steuergelder verwaltet werden, ist das eine höchst schiefe Optik. Ich meine: entweder oder. Will sagen, entweder als politischer Vertreter Steuergeld verwalten - oder als Privater Dienstleister für öffentliche Institutionen sein. Beides geht nicht. Ein bestimmtes Maß an Moral setze ich vor allem bei unseren politischen Vertretern voraus. Und dieses Maß an Moral, bin ich der Meinung, ist bei solchen Geschäften angebracht. Also entweder alle Politiker raus aus Treuhandgesellschaften, die in irgend einer Weise mit öffentlichen Institutionen zu tun haben, oder aber raus aus der Politik - und dann, von mir aus, Geschäfte mit Steuergeldern machen.
Wohl deshalb knistert und knarrt es in der SVP gewaltig, weil, wie beim Landesrat Hans Berger ausgegraben, die Politik vor Unmoral wohl nicht gefeit zu sein scheint. Wer ist der oder die Nächste, nach dem Motto „zuerst das Fressen...“?