Montag, 30 November 2015 12:00

Nikolaus aufwecken

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kultur seite 1„Nikolaus ist ein guter Mann, den man nicht genug danken kann“, so heißt es im Lied „Lasst uns froh und munter sein“. Die Kinder freuen sich auf den Nikolaus und besonders auf die Geschenke. In vielen Ländern stellen deshalb die Kinder am 5. Dezember einen Stiefel oder einen Strumpf vor die Tür, damit der Nikolaus den Stiefel oder Strumpf mit Geschenken füllen kann.

Im Kindergarten und in manchen Schulen kommt der Nikolaus. Es wird gesungen, Gedichte werden aufgesagt und dann werden Geschenke verteilt. Deshalb ist der Nikolaus ein guter Mann. Aber er ist nicht nur ein Geschenksbringer. Der Nikolaus weiß auch ob die Kinder brav und folgsam waren. So werden sie auch getadelt. Bei uns gibt es in allen Dörfern Nikolausumzüge und anschließende Hausbesuche. Diese Nikolausumzüge werden zunehmend von Krampussen beherrscht. Während der Nikolaus als Bischof elegant und stolz auftritt, den Armen hilft und das Gute verkörpert, sind die Krampusse die Vertreter des Bösen. Sie machen Lärm, verbreiten Furcht und Schrecken und schlagen oder verschleppen die Jugendlichen. Und während die Krampusumzüge im ganzen deutschen Sprachraum gewaltig zunehmen und zu Volksevents werden, gibt es wenige Nikolausumzüge, bei denen wirklich der Nikolaus im Mittelpunkt steht.

In Mals wecken die Kinder mit Kuhschellen, Bockhörnern und Liedern den Nikolaus auf


In Mals hat sich ein alter Brauch erhalten, bei welchem der Nikolaus im Mittelpunkt steht und die Krampusse nur eine Nebenrolle spielen. Helene Dietl Laganda, Grundschullehrerin und Heimatkundlerin aus Mals, erzählt, dass vor 25 Jahren nur wenige bei diesem Brauch teilnahmen. Die Gefahr war groß, dass der Brauch ausstirbt und in Vergessenheit gerät. Früher wurde der Brauch von den Jugendlichen organisiert. Die 13 und 14-jährigen Burschen führten den Zug an und gaben mit ihren Stöcken die Kommandos. Die Kinder hatten Kuhglocken und Kuhschellen mit und Bockhörner. Damit wurde geschellt und Lärm gemacht, um den Nikolaus aufzuwecken. So wie viele Bräuche war auch dieser Brauch eine Möglichkeit für die Heranwachsenden Verantwortung zu übernehmen und langsam in die Erwachsenenwelt hineinzuwachsen und am gesellschaftlichen Leben des Dorfes teilzunehmen. Heute wird der Brauch von der Grundschule organisiert und ist Teil des Schulprogramms. Die Lehrpersonen bereiten mit den Schülern Lieder und Gedichte und ein Theaterstück vor. Am 5. Dezember kultur seite 2treffen sich Lehrpersonen und Schüler um 14 Uhr  bei der Grundschule. Begleitet von mehreren Erwachsenen, die aussehen wie Hirten mit einem Hut, schwarzen Mantel und einem großen Stock, geht der ganze Zug hinauf in den Park. Vom Park geht die Schülergruppe mit den Erwachsenen zur Vierzehn Nothelferkirche und dann durch das ganze Dorf bis zum Ortseingang zum Nikolaustor. Vor dem Tor dreht sich die Gruppe dreimal im Kreis und stellt sich dann im Halbkreis auf. Dann beginnt das Schellen und das Bockhornblasen. Es wird gesungen bis sich das Tor öffnet und der Nikolaus mit den sechs Engeln erscheint. Nach dem Singen führt der Nikolaus den Zug an. Hinter ihm schreiten die Engel zu zweit mit einem Korb, gefüllt mit Nüssen, Süßigkeiten und Früchten. Die Fraktionsverwaltung spendiert diese Geschenke. Dann kommen die ganzen Kinder. Alle zusammen ziehen sie zum Hauptplatz. Diesem Zug schließen sich auch einige Krampusse an. Sie gehen mit, verhalten sich aber sehr zurückhaltend. Auf dem Dorfplatz ist bereits alles für ein kurzes Theaterstück vorbereitet. Letztes Jahr war es ein Theaterstück über Flüchtlinge, die ihre Heimat verlassen mussten und auf der Suche nach einem neuen Zuhause waren. Dann betritt der Nikolaus die Bühne, verkündet seine Botschaft und zum Schluss singen alle „Lasst uns froh und munter sein“. Die Engel mischen sich nachher mit ihren Geschenkskörben unter die Kinder und verteilen die Süßigkeiten. Und erst später beherrschen dann die Krampusse die Plätze und Gassen und am Abend, wenn es dunkel wird, gibt es einen Nikolausumzug.
Heinrich Zoderer

Bilder: Diese Bilder wurden letztes Jahr am 5. Dezember gemacht. Begleitet von den Lehrpersonen und von Hirten mit großen Stöcken ziehen alle hinauf in den Park und kommen von dort ins Dorf zurück. Mit Kuhschellen und Bockhörnern ziehen sie durch das ganze Dorf bis zum Nikolaustor. Dort wird geschellt und gesungen, bis der Nikolaus kommt. Gemeinsam mit dem Nikolaus und den Engeln gehen alle zum Hauptplatz. Dort gibt es zuerst ein Theater, dann werden Süßigkeiten verteilt. Und erst nachher beherrschen die Krampusse das Dorf.

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