„Chaos mit Methode?“, „Vinschger Wind“ vom 22. Oktober 2015
Zum journalistischen Handwerk würde es eigentlich gehören, Fakten von persönlichen Meinungen zu trennen und nicht beides miteinander zu vermischen. Chefredakteur Erwin Bernhart hat Letzteres in seiner Titelstory vom 22. Oktober getan, und somit sicherlich nicht zu einer objektiven und fairen Beschreibung der Thematik beigetragen. Stattdessen pure Polemik.
Dass der HGV die treibende Kraft hinter Landeshauptmann und Tourismuslandesrat Arno Kompatscher sei, schmeichelt mich als Präsident des HGV. Gleichwohl weiß ich, dass der Landeshauptmann keine Antreiber braucht, auch wenn Bernhart dies offensichtlich anders wahrnimmt.
Allerdings sind wir, ebenso wie Landeshauptmann Arno Kompatscher, der Ansicht, dass die Aufgaben und Strukturen der Tourismusorganisationen angesichts der rasanten Veränderungen im touristischen Marketing den Notwendigkeiten der Gäste und der Betriebe angepasst werden müssen. Nicht mehr und nicht weniger soll mit der Reform der Tourismusorganisationen bewirkt werden. Dieses Ziel wird auch von der SMG, dem Landesverband der Tourismusorganisationen (LTS) und weiteren touristischen Partnern voll mitgetragen. Die vom Landeshauptmann einberufene Steuerungsgruppe hat die Aufgabe erhalten, mögliche Szenarien einer zukünftigen Reform der Tourismusorganisationen auszuarbeiten. Um die verschiedenen Varianten seriös erarbeiten zu können, ist eine Studie in Auftrag gegeben worden, welche die Bekanntheit und Begehrlichkeit unserer touristischen Marken und der touristischen Destinationen erhoben hat. Die Studie ergab deutlich, dass es nicht wenige Schwachstellen gibt, welche es zu beheben gilt. Die Steuerungsgruppe hat sich letztlich entschlossen, dem Landeshauptmann und den touristischen Verbänden drei grundsätzliche Reformmodelle vorzuschlagen. Die touristischen Interessenorganisationen, darunter eben auch der HGV, haben sich autonom mit den Vor- und Nachteilen der Modelle befasst. Da braucht der HGV die Tourismusverbände nicht zu befragen, und umgekehrt genauso wenig. Wir haben uns im Vorstand des HGV (Vertreter/innen aus alles Landesteilen, inklusive einige Tourismusvereinspräsidenten) einstimmig für das Modell 2 mit der SMG, den regionalen Managementeinheiten sowie einer Stärkung der Tourismusvereine ausgesprochen und dies auch so kommuniziert.
Bei der Diskussion mit unseren Ortsobleuten in den vier HGV-Bezirken sind teilweise berechtigte Hinweise gemacht worden, welche nun in der Steuerungsgruppe weiter vertieft werden. Wie gesagt: Bislang ging es um das grundsätzliche Modell. Dass in der Folge wichtige Details zu klären sind, liegt angesichts der Komplexität des Vorhabens in der Natur der Dinge. Von einer Abschwächung des Vorhabens kann somit nicht die Rede sein. Ebenso nicht von einer „unausgegorenen Idee“, von einem „Harakiri“ oder von „Chaos mit Methode“, gefolgt von einem Fragezeichen.
Am Ende des Artikels zählt Bernhart auf, welche Bereiche „brach liegen oder erst langsam wachgeküsst werden“. Richtig: Nur sind wir der Überzeugung, dass genau diese und viele weitere Bereiche in einer größeren Struktur mit dem nötigen Nachdruck und der nötigen Fachkompetenz professionell vorbereitet, aufbereitet und zum Wohle der Destination und der touristischen Betriebe umgesetzt werden können. Darum soll und wird es letztendlich gehen. An dieser Stelle gilt es noch Folgendes hervorzuheben: Bei der Reform soll und muss die Sichtweise des Gastes im Vordergrund stehen, denn für den Gast spielen Kirchtürme keine Rolle.
Ich würde mich freuen, wenn auch der „Vinschger Wind“ diesen sicherlich nicht einfachen Prozess konstruktiv und nicht nur mit Rundumschlägen begleiten würde.
Manfred Pinzger, Präsident des Hoteliers- und Gastwirteverbandes (HGV)
Wird die Weltmarke „Laaser Marmor“ zunichte gemacht?
Vorausgeschickt, dass die Eigenverwaltung bürgerlicher Nutzungsrechte Eigentümerin vom Weißwasserbruch ist und auch Eigentümerin eines Großteils der Wege im Bereich der Marmorbrüche nimmt der gesetzliche Vertreter der Eigenverwaltung Präsident Oswald Angerer mit großer Verwunderung zur Kenntnis, dass sich die Kommunikationspolitik der Landesregierung auf die Presse beschränkt. Angerer ist verärgert, dass er über die Presse erfahren musste „dass seit einiger Zeit auch ein Vorschlag des Landes, wonach es allen 3 Bruchbetreibern in Schlanders und Laas ermöglicht werden soll, den Marmor über die Straße zu Tal zu bringen, wobei als Umweltentschädigung für die Fahrten durch das Nationalparkgebiet 10 Euro pro gefahrenen Kilometer zu entrichten wäre“. Angerer stellt sich die Frage: „Wer bekommt diese 10 Euro? Der Nationalpark, oder der Eigentümer der Straße? Warum wird Laas mit einer Straße oder besser gesagt mit zwei Straßen beglückt? Angerer möchte die Landesregierung und den Nationalpark daran erinnern, dass die Nutzung der Schrägbahn auf Grund ihrer Vorgaben als Abtransportmittel in den Verträgen in Laas festgeschrieben wurde. Des Weiteren ist im Vertrag festgeschrieben, dass sich die Lasa Marmo G.m.b.H. wie in der Vergangenheit bemühen wird einen Großteil vom Marmor vor Ort zu verarbeiten. Auszug aus dem Vertrag von Schlanders: „Der Konzessionär ist verpflichtet, der Gemeinde innerhalb März eines jeden Jahres den Nachweis zu erbringen, dass 95% der vom Göflaner Marmorbruch abtransportierten Marmorblöcke in der eigenen Betriebsstätte, […] weiterverarbeitet worden sind“. In Laas werden hierfür 80 Beschäftigte benötigt! Zauberei in Schlanders? Angesichts dieser Tatsachen stellt sich Angerer hier die Frage: „wird hier die Weltmarke „Laaser Marmor“ unter Mithilfe der Landesregierung und Nationalpark zunichte gemacht?“. Wäre es hier nicht sinnvoller anstatt drei getrennte Straßen auszubauen und zu erhalten, dieses Geld in die umweltfreundliche Schrägbahn zu investieren? Anfang des Jahres wurde von Seiten der Landesregierung angekündigt, dass Ende April eine politische Entscheidung in Sachen Abtransport vom Marmor getroffen wird. Angerer hat zufällig ein abgeschlossenes Studium in Politikwissenschaft und meint hier abschließend: „Lieber zuständige Landesrat, lieber Landeshauptmann, eine politische Entscheidung sieht anders aus!“.
Oswald Angerer
Präsident der Eigenverwaltung bürgerlicher Nutzungsrechte Laas/Hauptort