Montag, 05 Oktober 2015 12:00

Christian Stecher - PANORAMA - Malereien-Collagen-Zeichnungen-Bilderzyklen

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s24 Rechenmacher Tappeiner Matthias StecherDie Kunst ist wie die Religion ein tiefes Geheimnis, mit dem Verstand nur schwer erfassbar. Beide laden ein zum Nachdenken, zum Innehalten, Suchen und Begreifen, zum Staunen und Rätseln. Die Innenwelt, das Wesen des Menschseins und des Lebens sollen sie erschließen.  Manchen geben sie Erfüllung und Antwort auf viele Fragen. Und manchen bleibt der Zugang zur Kunst und zur Religion verschlossen.

Die Kunstwerke von Christian Stecher, ausgestellt in den sechs Räumen von Schloss Kastelbell bei der heurigen Herbstausstellung, sind nicht einfach zu deuten für jene, die den Künstler nicht kennen. Sie bieten aber viel Raum für Interpretationen und Spekulationen. Auf den ersten Blick sieht man nur einfache Pinselstriche auf der Leinwand, gemischt mit Zeichnungen, schwarzen Kreisen, Farbkleksen und Körperfiguren. Es sind ausdrucksstarke Bilder mit kräftigen Farben. Einige wirken harmonisch, fröhlich, lebendig, die meisten Bilder genau das Gegenteil. Bewegung, Disharmonie, Zerrissenheit, Ausgeliefertsein, die ganze Schwermut des Daseins. Schwarz ist der beherrschende Farbton bei vielen Bildern. Bei der Ausstellungseröffnung am 26. September las Brigitte Matthias vom Kunstforum Unterland einige Abschnitte aus dem Buch „Gespräche mit Francis Bacon“ von David Sylvester. Bacon, der 1992 verstorbene englische Künstler, gehört zu den bedeutendsten gegenständlichen Malern des 20. Jahrhunderts. Der Mensch mit seinen Ängsten, Leidenschaften und Deformationen, ausgeliefert der Gewalt, Zerstörung und dem Verfall, das sind seine Themen. Die menschliche Existenz, ein Dasein zum Tode, darum geht es Bacon. Um die Existenz des Menschen, das Wesen des Menschen, geht es auch Christian Stecher. Seine Bilder sind nicht schöne Landschaftsbilder, klare Porträts, es sind die Bilder seiner Innenwelt, es ist seine s24 Stecher Chr 6Bildersprache, mit welcher er auf seine Alltagerfahrung reagiert. Spontan und intuitiv, unverwechselbar. In einem Raum sind Tagebuchnotizen und Bilder dazu, Bildzyklen zu verschiedenen Ereignissen, die der Künstler in seiner Sprache verarbeitet. Oft sind es Zeitungsbilder z.B. eine Schlägerei, die ihn fesseln und eine Zeitlang beschäftigen, oft ist es ein Buch, ein Thema, eine Geschichte, die ihn interessiert und zum Malen anregt. Sehr aufwendig gestaltet ist das Buchprojekt „Zeichnungen zu Sibirien“. Stecher hat das Buch „Sibirien“ von Felix Mitterer mit seinen Bildern kommentiert. Die Bilder zur griechischen Mythologie mit ihren Göttern und Helden beherrschen einen anderen Raum. Gaia, die Mutter Erde, Odysseus, Uranus und der Tartaros, die Unterwelt, sind einige der bearbeiteten Figuren aus der Welt der alten Griechen. Auch hier geht es wieder um die Existenz des Menschen, um seine Hoffnungen und Ängste. Jeder Raum ist mit groß- und kleinformatigen Bildern, Collagen und Zeichnungen zu einem bestimmten Thema ausgestattet. Neben den Tagebuchnotizen und den Bildern dazu, sowie den Werken zur griechischen Mythologie, gibt es weitere Themenräume: Mexiko, Geist und Fleisch, Landschaften und die satten Farben der Blumen. Katharina Hohenstein hat zu den Bildern eines jeden Raumes einen kurzen, einfühlsamen, meditativen Text verfasst.

Mexiko ist die zweite Heimat von Christian Stecher. 1958 geboren, aufgewachsen in St. Valentin, lebt und arbeitet er auch heute noch dort. Nach dem Studium an der Accademia delle Belle Arti in Florenz, hatte er mehrere Arbeitsaufenthalte in Südamerika, Mexiko, Spanien und Irland. Seit über 10 Jahren arbeitet er das halbe Jahr in den Ateliers in Mexiko City und Mérida auf Yukatan und die andere Hälfte des Jahres in St. Valentin. Es sind zwei ganz verschiedene Welten, zwei Gegenwelten, meint er. In Mexiko ist es warm, laut, farbig und gefährlich. Auf einem großformatigen Bild ist eine Ansammlung von Menschen zu sehen. Eine Person ragt aus der Menge heraus. Das ist Mexiko, vielleicht ganz Südamerika: ein großer, starker Mann beherrscht das Volk. Im letzten Raum sind die Blumenbilder. Die Blume als Symbol des Lebens, der Schönheit, der Erotik. Die satten Farben sollen auf den Höhepunkt des Lebens hinweisen. Alles Leben strebt nach Entfaltung. Und dann kommt der Tod oder ein neues Leben. Christian Stecher ist bereits der dritte Künstler aus dem Vinschgau mit dem Namen Stecher, welcher einen Querschnitt seiner Werke der Öffentlichkeit im Schloss Kastelbell präsentiert. 2007 hat Luis Stefan Stecher, der Malerpoet aus Laas, der heute in Marling lebt, zu seinem 70. Geburtstag seine Werke im Schloss ausgestellt. Und 2011 war es Erich Stecher aus Mals, der in der Herbstausstellung seine Werke zeigte. Georg Wielander, der Obmann des Kuratoriums Schloss Kastelbell, meinte bei der Eröffnung, dass der Name Christian Stecher seit langem auf der Wunschliste des Kuratoriums stand. Dieses Jahr ist es endlich gelungen, im Schloss eine Auswahl seiner vielen Werke zu zeigen. Die Ausstellung ist noch bis am 31. Oktober zu besichtigen. Öffnungszeiten: von Dienstag bis Samstag von 14 bis 18 Uhr und am Sonntag von 11 bis 18 Uhr.   

Heinrich Zoderer

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