Giannis Adlerauge, sein übergroßes Teleobjektiv, legt ihm alles vor die Füße. Und er klettert überall hinauf. Von der Grauwand im innersten Schnalstal blicken wir mit kühnem Auge über das Taschl Jöchl und Schlandrauntal auf die Marmorwände der Göflaner Alm. Weil er genauer hinschaut und mit Hilfe von Apollos Lichtkunst eine neue Welt erschafft. Verwirrend und herausfordernd. Vom Zaytal aus blicken wir auf Seilschaften, die insektengleich über mächtige Eiswülste kriechen. Es sind fromme Bergpilger, die sich der heiligen Ortlerspitze nähern. Große Räume werden spielerisch verschoben und neu zusammengefügt. Sie werden Kulissen einer ungewohnten Landschaft. Wo ist das? Was ist das? Verwirrend und herausfordernd. Der Gianni freut sich über solche Fragen.
Hans Wielander
Oft sind Giannis Bilder voller Ironie. Vor allem, wenn er Bilder kombiniert, wie die beiden Bilder unten. „Ich bin meine Bilder“, sagt der Gianni und übt sich darin auch in Selbstironie, wie im Bild links. Sich selbst seine Dias umhängend gleicht das Bild Giannis einem Samurai in voller Rüstung. Die Fotos, die Gianni Bodini macht, sind seine Rüstung, sein Schutz, sein Selbstschutz. Imposant auch. Dabei hat er es vor allem mit Zartem zu tun, mit Licht und Schatten. Licht und Schatten sind die Elemente, aus denen Gianni seine Werke formt. Licht und Schatten wechseln im Laufe des Tages, lassen Landschaften und Dinge immer wieder anders aussehen. Gianni gelingt es, Augenblicke dann einzufangen, wenn Licht und Schatten für ihn stimmig sind. Das erfordert zuweilen in Allerhergottsfrüh genau dort zu sein, wo Licht und Schatten jene Hochzeit feiern, die Gianni dann im Bild nach Hause bringt. Dazu kommen die Motive, der Inhalt der Bilder. Gianni kennt den Vinschgau, kennt die Landschaft, kennt Aussichtspunkte. Und er kennt den jahreszeitlichen Wechsel und den Tageslichtwechsel. Dieses Gemisch machen die Bilder von Gianni unverwechselbar. Etwas Entscheidendes kommt hinzu: Gianni Bodini beherrscht die Kunst des Weglassens. Seine Bilder sind klar, in der Aussage kompakt, komprimiert. Oft auch verwirrend. Obwohl, auch das sieht man den Bilder an, Bodini stets um Ordnung bemüht ist. Um grafische Ordnung. Gianni ist in vielen Bildern Grafiker mit klaren Linien, mit klarer Aufteilung. Mitten in diese strengen Kompositionen lässt der Gianni Gegensätze hineinplatzen. Beim Betrachten atmet man fasziniert auf. Gianni gelingt damit eine oft brutale, eine unverwechselbare Ästhetik.
Keine Kompromisse kennt Gianni bei seinen Bildern. Entweder die sind im Kasten, sonst geht er nochmals hin. Computergestütztes Nacharbeiten ist ihm fremd. Die Bilder bleiben so, wie sie vor Ort geschossen worden sind. Basta.
Erwin Bernhart
Im Schlanderser Kulturhaus Karl Schönherr gibt es demnächst eine Fotoausstellung von Gianni Bodini.
Das Motto: Gianni Bodini „Ich bin meine Bilder“
Bilder aus dem Vinschgau.
Die Eröffnung ist am Freitag, den 4. September 2015 um 19.00 Uhr.
Die Ausstellung geht bis zum 24. September 2015 und sie ist
von Montag bis Freitag von 10 - 12 und von 16-18 Uhr zugänglich,
am Samstag von 18-20 Uhr
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