Mals - Der Bildungsausschuss Mals, die Schützen und die Alpini präsentieren bis am 19. September im Kulturhaus Mals eine Ausstellung über die Ortlerfront im Ersten Weltkrieg. Als Rahmenprogramm gibt es mehrere Vorträge und Filme.
Der Historiker und Landtagsabgeordnete Hans Heiss referierte am 18. August über den Kriegseintritt Italiens und seine Auswirkungen auf Südtirol und den Vinschgau. Der Erste Weltkrieg wird vielfach als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts bezeichnet, weil damit die Saat ausgebracht wurde für neue Gewalt, die im Faschismus, Stalinismus, Nationalsozialismus und in den beiden Weltkriegen Millionen von Opfern verschlang. Der Erste Weltkrieg war auch der erste Propaganda-krieg im 20. Jahrhundert. Regierungen, Intellektuelle und auch die Kirche mobilisierten die Menschen für den Krieg. Der Kriegseintritt Italiens am 23. Mai 1915 war nach Heiss von historischer Bedeutung. Es wurden nicht nur die Machtverhältnisse verschoben, sondern nach dem Krieg kam es durch den Mythos vom verstümmelten Sieg zur Machtübernahme durch den Faschismus. Und der Faschismus war der Wegbereiter des Nationalsozialismus. Heiss berichtete von der großen Kriegsbegeisterung in Österreich und Deutschland und auch in Tirol zu Kriegsbeginn. Man war überzeugt, dass in wenigen Wochen der Kampf siegreich beendet würde. Tausende junge Tiroler wurden an die russische Ostfront nach Galizien im heutigen Polen verfrachtet. Viele fanden dort den Tod, kamen verwundet oder traumatisiert zurück. Nach dem Kriegseintritt Italiens gab es in Tirol mehrere Verteidigungsabschnitte zwischen Ortler und Sexten, es begann ein Gebirgskrieg, wobei ältere Männer und halbwüchsige Jungschützen nicht nur gegen den Feind, sondern vor allem gegen Kälte, Schnee und Eis kämpfen mussten. Der Krieg an der Ortlerfront war der höchste Gebirgskrieg im Ersten Weltkrieg. Besonders der Winter 1916/17 war ausgesprochen kalt und schneereich. Bei bis zu 10m Schneehöhe war nicht nur der Nachschub eine große Herausforderung. Am Ende gab es ein zerrissenes Land, Hunger, Arbeitslosigkeit und Existenzsorgen. Der Erste Weltkrieg war nach Hans Heiss ein von den Regierungen fahrlässig geöffneter Vorhof zur Hölle, aus dem Europa vielleicht eine Lektion dauerhaften Friedens gelernt haben mag. Ein weiterer Vortrag findet am 31. August statt. Die Historikerin und Gesundheitslandesrätin Martha Stocker wird zum Thema „Der Erste Weltkrieg - Tirol und Welschtirol 1914 – 1918“ referieren. (hzg)
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