Montag, 30 Mai 2011 07:12

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Interview/Naturns/Vinschgau

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Lasst uns an dem Alten, so es gut ist, halten, aber auf dem alten Grunde Neues wirken jede Stunde!“ Unter diesem Motto tritt Franz Fliri, langjähriges Mitglied des Heimatpflegevereines Naturns-Plaus und des siebenköpfigen Vorstandes des Heimatpflegeverbandes Südtirol, sein neues Amt an. Im März diesen Jahres wurde der Naturnser zum neuen Bezirksobmann im Vinschgau ernannt.

Interview: Martin Fliri

„Vinschgerwind“: Herr Fliri, ihr oben zitierter Leitgedanke scheint oft im Widerspruch zur landläufigen Auffassung zu stehen, wonach Heimatpfleger nur Nein-Sager seien und alles Neue ablehnen würden?
Franz Fliri: Diese Einschätzung müssen wir kategorisch ablehnen, weil sie nicht stimmt. Beim Bauen zum Beispiel müssen Neuerungen möglich sein, nur eben mit einem bestimmten Konzept. Abriss und Neubau sind nicht immer die einzigen Möglichkeiten, ein jeder Besitzer sollte sich zuerst auch über eine Sanierung bzw. Renovierung Gedanken machen. Heute verstecken sich viele Besitzer - und das hat sich mittlerweile landesweit eingebürgert - hinter der Aussage: Was soll ich mit diesem alten Gerümpel? 
 

Also keine Nein-Sager?
Nein. In der Volksmeinung sind wir schon oft die Ewiggestrigen. Schwer zu sagen, wann und wie sich dieses Bild so flächendeckend bis in die äußerste Peripherie verbreiten konnte. So eine Meinung bildet sich ja nicht von heute auf morgen, das ist sicher schon ein längerer Prozess der letzten 15-20 Jahre. 
Was ist das Hauptanliegen des Heimatpflegeverbandes im Vinschgau?
Thematisch kann man im Vinschgau 2 größere Bereiche hervorheben: Die einzigartige Bausubstanz, die man in den meisten Vinschgauer Dörfern noch vorfinden kann, bedarf einer besonderen Aufmerksamkeit und eines entsprechenden Umganges. Wobei es ja gerade im Vinschgau bereits einige gelungene Beispiele bzgl. Sanierung oder Wiederbelebung alter Bausubstanz gibt. Weiters spielt die Kulturlandschaft eine besondere Rolle. Vor allem die letzten Entwicklungen im intensiven Obstbau im Großraum Mals zeigen einen gewissen Handlungsbedarf von unserer Seite auf.

Aktuell gibt es 2 Ortsgruppen. Eine in Latsch, die andere in Prad, wobei letztere zudem zurzeit nicht aktiv ist. Ist der Vinschgau das Sorgenkind des Heimatpflegeverbandes?
Was die Verbandsstruktur im Vinschgau betrifft, gibt es für die nächste Zukunft sicher einiges zu tun. Ein paar neue Ortsgruppen würden uns logisch sehr freuen. Wobei ich das in meiner jetzigen Position als Bezirksobmann sicher nicht von oben forcieren will, vielmehr möchte ich den Interessierten in den einzelnen Dörfern als Ansprechpartner und Mediator zur Verfügung stehen. Also nicht ich als Fliri Franz aus Naturns will hier etwas tun, sondern nur gemeinsam mit den Vinschgern.

Sie waren als Heimatpfleger bereits seit mehreren Jahren auf Landesebene tätig. Jetzt sind sie seit 2 Monaten Obmann des Bezirkes Vinschgau. Wie könnte eine erste Zwischbilanz ausschauen?
Ich habe jetzt die Hälfte der Antrittsbesuche bei den einzelnen Bürgermeistern absolviert und bin mit meinen Anliegen durchaus auf offene Ohren gestoßen. Ob es dann auch Resultate gibt, wird sich zeigen. Auf Landesebene haben wir zurzeit vor allem mit der Urbanistik Probleme. Unsere Kritik an der Vorlage des neuen Raumordnungsgesetzes kennt man ja bereits aus den Medien. Die hohe Politik verspricht hier eine einfachere Lesbarkeit des Gesetzes für jedermann und schafft in Wirklichkeit wieder nur Lücken für die Interessen Einzelner.

Die Formulierung „hohe Politik“ klingt, als ob die Heimatpfleger mit ihren Anliegen meilenweit entfernt seien von den Entscheidungsträgern in der Politik.
So habe ich das jetzt noch nie gesehen, aber oft stimmt es leider.


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