Und doch: Als er vor wenigen Wochen seine letzte Rede für den anstehenden Bezirksfeuerwehrtag schrieb, sei es „ihm passiert, dass er fast zu emotional geworden wäre.“ Die Rede schrieb er kurzerhand um.
Er ist ein Kopfmensch, der Franz Tappeiner. 20 Jahre lang gab er - im wahrsten Sinne des Wortes - den Ton im Feuerwehrbezirk Untervinschgau an. Jüngst gab den Stab an seinen Stellvertreter Thomas Tecini weiter. „Wir sind gut aufgestellt, technisch und auch was die Ausbildung betrifft“, sagt er und schiebt ein aktuelles Beispiel hinterher. „Wenn wir bei einem Großbrand, wie jüngst in Göflan, bei Tag und in der gleichen Nacht imstande sind, über 100 Feuerwehrmänner innerhalb weniger Minuten zu mobilisieren, dann heißt das etwas.“ Die stechend blauen Augen blitzen und verraten den Stolz, der da mitunter mitschwingt. Denn Franz Tappeiner hat die Entwicklung des Feuerwehrbezirkes Untervinschgau geprägt, zu dem - ganz nebenbei bemerkt - 18 Feuerwehren zwischen Tschengls und Tschars zählen.
Als er mit 17 Jahren der Feuerwehr Galsaun beitrat, da hat der junge Franz Tappeiner eine Familientradition fortgesetzt. Der Vereinssinn war ihm in die Wiege gelegt worden: Der Vater und noch mehr der Großvater waren in vielen Vereinen aktiv. Man kann ihm vorwerfen was man will, sagt er, aber eines tue er schon betonen: Ein Amt angestrebt, das habe er sein Leben lang nie. Jedes seiner Ämter habe sich ergeben. 1980 wurde Franz Tappeiner als Feuerwehr-Bezirksinspektor vorgeschlagen und bestätigt. Von 1995 bis 2015 war er Bezirkspräsident, daneben 16 Jahre Kommandant der Feuerwehr Galsaun, 9 Jahre zudem Kommandant-Stellvertreter. Blauäugig sei er gewesen, damals vor 35 Jahren, sagt er. Außer einem Grundlehrgang habe er nichts an Ausbildung vorzuweisen gehabt. Franz Tappeiner hat sich dahinter geklemmt. In unzähligen Kursen – vor allem im Ausland und mit Kontakten zu Feuerwehr-Koryphäen – hat er sich ein umfangreiches Wissen angeeignet. Wohl auch deshalb war ihm „eine optimale Ausbildung der Feuerwehrleute eines der wichtigstes Anliegen in seiner Amtszeit.“
Nicht sein Leben, aber seine Leidenschaft ist die Feuerwehr. Der schlimmste Einsatz, erzählt Franz Tappeiner, war jener beim Zugunglück in der Latschander. Aber auch der tragische Unfall der Familie Rifesser auf der Juvaler Bergstraße, wo fünf Mitglieder ein und derselben Familie starben, sei ihm in Erinnerung geblieben. Wie man das verarbeiten könne, die unvorstellbaren schrecklichen Bilder? Da, sagt er, habe er ein Ritual entwickelt. Er sei nach jedem Einsatz mit seinen Feuerwehrmännern im Gerätehaus den Einsatz durchgegangen. Danach habe er Zuhause mit seiner Frau geredet, „ob das nun um vier Uhr in der Nacht oder um drei Uhr am Nachmittag“ gewesen sei. Und dann habe er ein oder manchmal auch zwei Vater unser – „je nachdem, was es gebraucht hat“ - gebetet und abgeschlossen. Natürlich tauchen einige Bilder im Kopf immer wieder auf, sagt er. Aber unter den Ereignissen gelitten, das habe er nie. Nur einmal, da habe „er wirklich etwas mitgemacht“: Bei einem Alptraum, in dem seine zwei Buben einen Unfall hatten. So erleichtert aufgewacht, wie damals, sei er bis heute nie mehr.
Ob die Feuerwehr eine Männerdomäne ist? Ja, natürlich, lacht er. „Bei uns in der Feuerwehr geht es nicht so schnell wie in der Politik, wo der Frauenanteil mit der Brechstange eingeführt wird.“ 24 von den 812 aktiven Mitgliedern sind Frauen. Aber, sagt Franz Tappeiner, wenn er früher auch etwas skeptisch Frauen gegenüber war, was die körperlichen Herausforderungen bei der Feuerwehr anbelangt, so haben sich diese mittlerweile völlig zerstreut. Frauen sind ebenso belastbar wie Männer. Und: „Mich freut es, dass wir die erste Schriftführerin im Bezirksverband haben.“ Auch abseits der Frauenquote: Nachwuchssorgen hat man bei den Feuerwehren nicht. Ein guter Einsatz, sagt Franz Tappeiner, sei immer auch ein Erfolgserlebnis. Und dass sei vor allem auch für junge Menschen wichtig. Disziplin, Ordnung, Korrektheit und der volle Einsatz, das sind Dinge, die von einem Feuerwehrmann abverlangt werden, das braucht es um den Herausforderungen bei einem Einsatz gewachsen zu sein. Genau das braucht es auch, um 20 Jahre lang ganz oben zu stehen. Und noch etwas: Eine gesunde Distanz, jener Abstand, um Vielem überhaupt begegnen zu können.
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