Burkhard Pohl: Die wird vorbereitet, ja.
Wieviele Aufträge haben Sie für die kommenden Abbau-Saison bereits in der Tasche?
In der Tasche? Das ist schwierig zu sagen. Es geht jedenfalls um Aufträge in Millionenhöhe.
Anders gefragt: Können Sie die wirtschaftlichen Folgen abschätzen, wenn im Bruch die Maschinen heuer stillstehen müssten?
Wenn die Maschinen heuer still stehen, dann muss ich Konkurs anmelden. Das ist sicher. Wir leben vom Marmorverkauf und wenn wir nichts verkaufen können, dann fehlt das Einkommen. Ich muss die Leute zahlen, die Maschinen. Die Spesen sind da.
Heute genau vor zwei Wochen (16. März, Anm. der Redaktion) gab es eine Marmor-Elefantenrunde in Bozen mit allen Marmor-Beteiligten samt Landeshauptmann Kompatscher. Auch Sie saßen in Bozen am Verhandlungstisch. Was kam unterm Strich heraus?
Burkhard Pohl (lacht): Gar nichts.
Wie ist man verblieben?
Man will weitere Gesprächsrunden machen.
Zwei Stunden am runden Tisch für die Katz?
Es wurde schon diskutiert, hin und her geredet. Und es war fast so, dass man gesagt hat: Es ist gut, dass wir angezeigt wurden, dass der richterliche Beschluss vorliegt und oben alles stillsteht, weil man so zu einer Lösung gezwungen wird.
Warum glauben Sie, hat die „lasa marmo“ die Gemeinde, das Land, den Nationalpark und die Göflaner Marmorwerke GmbH angezeigt?
Dass wir von der „lasa marmo“ angezeigt worden sind, und die Annullierung der Abbaugenehmigung gefordert wurde, hat meiner Meinung nach genau zwei Gründe. Erstens ist Neid im Spiel und Zweitens glaube ich, dass man unseren Betrieb übernehmen will.
Ohne Abbau- und Abtransport-Genehmigung steht Schlanders derzeit ziemlich nackt da. Zudem ist der Abtransport über die Straße – einst, am 24. März 2005 als Provisorium eingeführt – nun seit zehn Jahren aufrecht.
Nun sollen eben Taten folgen. Wir haben den Transport nicht über, uns sind praktisch die Hände gebunden.
Laas beharrt auf die Schrägbahn, Schlanders auf den Abtransport über die Straße. Wenn die Köpfe mindestens so hart sind, wie der Marmor, dann wird’s schwierig. Ihre persönliche Meinung.
Ja, sehr schwierig. Dazu muss man sagen, die Schrägbahn war für uns sicherlich interessant, solange wir oben in Laas eine Verarbeitungsstätte machen wollten. Bis 2010 war immer Laas als Verarbeitungsstätte im Gespräch. Aber durch verschiedene Umstände, wo die Schuld eigentlich die Laaser haben, habe ich dann Schlanders gewählt. Wenn auch mit wesentlich größeren Kosten. Ich musste diesen Gewerbegrund hier teuer kaufen (Anm. der Redaktion: Das Interview wurde im Lager der Göflaner Marmorwerke aufgezeichnet). Aber inzwischen ist es so, dass die Verarbeitungsstätte eben hier in Schlanders liegt und die Straße interessant geworden ist, weil sonst müsste man den Marmor oben hinüber zur Schrägbahn, bis nach Laas hinunter und dann wieder nach Schlanders bringen. Und da brauche ich keine Umweltstudie, da brauch ich gar nichts, das sagt einem der Hausverstand, dass das nicht sinnvoll ist.
Warum sind die Laaser Schuld, dass Sie nicht Laas als Verarbeitungsstätte gewählt haben.
Einmal, weil sie wortbrüchig geworden sind, und zum Zweiten haben sie keinen Baugrund zur Verfügung gestellt bzw. einen, der sich als ungeeignet herausgestellt hat.
Wer wurde konkret wortbrüchig.
Paul Tröger von der Fraktion Laas. Das ist kein Geheimnis. Ich hab gesagt: Mit solchen Leuten kann ich nicht arbeiten, dann muss ich halt nach Schlanders hinunter gehen.
Glauben Sie an eine einvernehmliche Lösung?
Ja, auf jeden Fall. Ich glaube nicht, dass man es sich leisten kann, 20 Familien ihr Einkommen zu nehmen. Vor allem vor dem Hintergrund, dass bei uns, den Göflaner Marmorwerken finanziell alles in bester Ordnung ist, sondern nur Streitigkeiten - die nicht von uns ausgehen und deshalb nicht unsere Schuld sind - der Grund sein würden.
Wie könnte eine einvernehmliche Lösung aussehen?
Also, wir waren nie gegen die Schrägbahn. Auch noch nicht, das sage ich hier offen und ehrlich. Die Schrägbahn geht mir gut. Nur, nachdem die Fraktion Laas die Schrägbahn an unseren Konkurrenten, die Lasa Marmo AG verpachtet hat, ist es für uns nicht tragbar über die Konkurrenzfirma unseren Marmor hinunter zu transportieren. Wenn schon, dann müsste man eine öffentliche Gesellschaft gründen, die neutral ist, und dann könnte man überlegen über die Schrägbahn hinunter zu transportieren.
Für Sie ändert sich nichts. Ganz nach dem Motto: Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Sie sind im Marmorgeschäft der lachende Dritte. Vertraglich ist Ihnen der Abtransport um 60 Euro pro Kubik zugesichert.
Richtig, der Abtransport ist nicht mein Problem, sondern das Problem der Gemeinde. Abgesehen davon, dass wir mittlerweile mit der Inflation schon auf 75 Euro pro Kubik sind. Wir zahlen immerhin mehr an die Fraktion und Gemeinde als es die Laaser tun, das ist sicher.
Wieviel zahlen die Laaser?
Das will ich nicht sagen, wir in jedem Fall mehr.
Sie selbst sagten einmal zum Vinschgerwind: Die Renovierung der Schrägbahn ist Nonsens. Hat sich Ihre Meinung geändert?
Mit der Kostenaufstellung der Lasa Marmo, die 13 Millionen Euro für die Renovierung vorsieht, da kann ich die Schrägbahn vergolden. Also, mir sagt niemand etwas über Schräg- oder Seilbahnen, ich war 20 Jahre bei der Schnalser Gletscherbahn und weiß auch wieviel ein Weg kostet, weil ich einen Großteil der Wege im Vinschgau selbst projektiert habe. Die Schrägbahn sanieren kann man mit 1 bis 2 Millionen. Und das ist finanziell tragbar. Und wenn man die Schrägbahn erhalten will, dann ist das Aufgabe der Öffentlichkeit, wir sind nicht für ein Kulturdenkmal zuständig.
Dem Schlanderser Generalsekretär Georg Sagmeister sagt man nach, dass er die Dinge nicht am Tisch, sondern lieber vor Gericht ausmacht. Können Sie diese Meinung teilen?
Dazu sag ich nichts.
Anders gefragt: Sagmeister ist Sekretär der Eigenverwaltung bürgerlicher Nutzungsrechte Gölfan, Haupteignerin des Bruchs und Generalsekretär der Gemeinde Schlanders in einem. Wie geht das zusammen? Ihre Meinung.
Das kann ich nicht beurteilen.
Überall dort, wo nichts weiterging und Stillstand denn Weiterentwicklung herrschte – ich nenne Ihnen als Beispiele das Kaunertal, die Schnalstaler Gletscherbahnen – zogen Sie sich zurück. Haben Sie jemals darüber nachgedacht, die Göflaner Marmorwerke zu verkaufen?
Nein. Überhaupt nicht. Es lag sogar einmal ein Angebot eines Schweizers auf dem Tisch, der mir über den Durnwalder gesagt hat, ich könnte verkaufen. Aber das könnte ich niemals tun. Ich bin zum Marmor aus reinem Patriotismus gekommen, weil ich als Vinschger den Marmor nicht einem Auswärtigen überlassen wollte.
Anders gefragt: Haben Sie in den vergangenen Jahren den Kauf der damaligen „Tiroler Marmorwerke“ einmal bereut?
Ich wusste damals nicht, welches Risiko ich eingehe. Wenn ich das alles gewusst hätte, was ich heute weiß, hätte ich mich wahrscheinlich nicht getraut. Aber jetzt bin ich froh, dass ich mich getraut habe. Wirtschaftliche Überlegungen waren es jedenfalls nicht, die mich bewogen haben, ins Marmor-Geschäft einzusteigen.
Den Kaufpreis haben Sie nie benannt...
Es war viel Geld, in Millionenhöhe. Abgesehen davon ist dieser schwierig zu benennen.
Immer wenn es um komplexe Dinge geht, werden Studien gemacht. Der Marmor ist da keine Ausnahme. Eine Studie von Tappeiner besagt: Die Marmorbrüche gehören in eine Hand. Teilen Sie diese Meinung?
Nein. Konkurrenz haben wir keine, muss ich sagen. Unser Marmor unterscheidet sich vom Laaser. Nicht von der Qualität her, sondern von der Farbe. Und wir sind in dieser kurzen Zeit imstande gewesen, den Göflaner Marmor bekannter zu machen, als es der Laaser ist.
Der bisher größte Auftrag, den Sie an Land gezogen haben, ist jener im Wolkenkratzer One57 am Central Park in New York. Zur Erinnerung: 95 Bäder wurden mit Göflaner Marmor ausgekleidet. Sie haben sich zum Ziel gesetzt mit diesem Auftrag die Luxusmarke Göflaner Marmor endgültig auf dem Weltmarkt zu etablieren. Ist das gelungen?
Ja, das ist gelungen, eindeutig. Der Auftrag in New York war nicht der größte, sondern der bekannteste. Wir verkaufen den Marmor nach Indien, nach Amerika. Kanada ist ein guter Markt. Und Arabien. Nebenbei muss ich sagen, riesengroße Aufträge sind für uns nicht interessant. Wir sind eine zu kleine Firma für große Aufträge. Wir wollen nicht mehr als 2000 Kubikmeter abbauen, die Größe vom Bruch ist optimal dafür. Wir dürfen nicht vergessen. Wir arbeiten aufgrund der Höhe von 2.200 Metern nur 5 bis 6 Monate im Bruch oben.
Nehmen wir an, Ihnen würde die „lasa marmo“ angeboten: Sie würden ablehnen?
Ja ich würde ablehnen, ich bin nicht interessiert.
Kommen wir zu den „Göflaner Marmorwerken GmbH“. Wieviele Menschen beschäftigen Sie?
Wie schon gesagt, 20 Familien beziehen ihr Einkommen von den Göflaner Marmorwerken.
Verraten Sie uns den Umsatz den Sie im Jahr machen?
Ja, den kann ich schon sagen. Der Umsatz steigt von Jahr zu Jahr. Wir sind mehr als zufrieden. Wir haben noch nie eine negative Bilanz geschrieben.
Selbstredend sagen Sie der Göflaner Marmor ist der schönste. Welche Vorzüge hat er, der Marmor aus dem Wantl?
Der Laaser Marmor hat graue Venen und dazwischen ist er Weiß. Bei uns ist der Marmor geadert. Und in der Farbe und Art der Aderung sehr verschieden. Und vor allem: Er hat ein wärmeres Weiß. Und das ist gesucht. Wärmeres Weiß und die Marmorplatten sind die Zukunft im Marmorgeschäft.
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