Derzeit werden 1000 Kilo Bio-Milch im Vinschgau täglich gesammelt, 5000 bis 6000 Kilo Bio-Milch könnte man aber vermarkten. Als Vermarktungsschiene bietet sich der italienweit agierende Bio-Anbieter „Alce Nero“ an. Schätzungsweise mit 65 Cent pro Kilo Milch könnten die Bauern in Zukunft rechnen, wenn sie auf Bio umsteigen. Ein verlockendes Angebot?
Die Bauern sind mit Neugier zur Informationsveranstaltung nach Mals gekommen. Der Präsident und Gründer des aus 10 Gesellschaften und 1000 Bauern bestehenden Unternehmens „Alce Nero“, Lucio Cavazzoni, erläuterte die Philosophie: „Unsere Bio-Produkte sind Botschafter einer Gegend mit einer bestimmten Form des Wirtschaftens.“ Gemeinsam mit Slow Food habe man Etiketten auf den Produkten entwickelt, die die Herkunft und Geschichte des jeweiligen Produktes samt Hersteller dokumentieren. Was „Alce Nero“ fehlt, ist die Bio-Milch-Schiene. Als Projektpartner habe man „Bergmilch“ ausgesucht. „Für uns wäre es interessant, wenn ein solches Projekt durchgeführt würde“, sagte Cavazzoni. Wie die Nachfrage nach Bio-Produkten steigt, lässt sich am Umsatz von „Alce Nero“ festmachen: War dieser im Jahr 2000 rund 4 Millionen Euro, so sind es heuer voraussichtlich 50 Millionen Euro.
„Ich sehe Potenzial, aber wir haben derzeit keine Bio-Milch dazu“, sagte der „Bergmilch“-Geschäftsführer Robert Zampieri. Mit „Alce Nero“ würde sich vor allem ein Jogurt-Markt eröffnen lassen, ohne in Konkurrenz mit dem Milchhof Sterzing gehen zu müssen.
Günther Wallnöfer, Biolandbauer, sagte, dass man ein solches Potenzial, auch das mit den Etiketten, wahrnehmen sollte. Der Verband Bioland sei jedenfalls bereit. Um auf Bio umzustellen, müsse man allerdings nicht unbedingt Mitglied von Bioland sein, war die Klärung von „Bergmilch“-Obmann Joachim Rainalter einer dahingehenden Frage. Einig waren sich alle offiziellen Bauernvertreter: Es sei ein interessantes Angebot. Einig war man sich auch darin, dass Bio ein Haltung, eine Überzeugung sei. Allein wegen des ökonomischen Anreizes umzustellen, sei problematisch. „Ich fordere jeden auf nachzudenken“, gab SBB-Bezirksobmann Raimund Prugger den Bauern als Anstoß mit.
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