Mals - Literatur an der Grenze“ nennt sich die Veranstaltungsreihe des Bildungsausschusses Mals und des Kulturvereins „Der Blaue Kreis“ unter der Federführung von Johannes Fragner-Unterpertinger. Gestartet im Jahre 2006 mit den Lyriktagen, wird dieses Jahr ein Mammutprogramm von fast 40 Veranstaltungen von März bis Oktober in den 10 Fraktionen von Mals und im Münstertal durchgeführt. Dabei gibt es nicht nur Lesungen, Theater und Begegnungen mit Autoren, sondern auch Konzerte, Wanderungen, Ausstellungen, Diskussionen und Vorträge über Geschichte, Politik, Psychiatrie und Theologie.
Johannes Fragner-Unterpertinger erinnerte bei der Begegnung von Landes- und Lokalpolitikern aus Südtirol, dem Münstertal und aus Nauders, dass wir im Obervinschgau nicht nur an zwei Staatsgrenzen leben, sondern auch an zwei Sprachgrenzen (Italienisch und Rätoromanisch) und dass es im Münstertal auch die reformierte Kirche und damit eine Religionsgrenze gibt. Ein grenzüberschreitendes Denken und eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit sind die Hauptanliegen dieser Veranstaltungsreihe. Martha Stocker, die Landesrätin aus Südtirol meinte, dass Grenzen auch Halt geben können, nationale Grenzen oft willkürlich gesetzt wurden und es heute das Ziel sein muss im europäischen Geiste Grenzen zu überschreiten, so dass sie nicht mehr spürbar werden. Georg Fallet aus Müstair erzählte über seine persönlichen Erfahrungen mit der Grenze als Verwaltungsrats- und Geschäftsleitungsmitglied der Firma Hoppe und als langjähriger Vertreter des Münstertales im kantonalen Parlament in Chur. Seine Mutter stammt aus Matsch und er selbst hat seinen ersten Urlaub bei der Großmutter in Matsch verbracht. Als Personalchef der Firma Hoppe hat er viel mit Grenzpendlern aus Südtirol zu tun und kennt die Formularflut, welche die Grenze verursacht. Als Großrat und damit als politischer Vertreter der Münstertaler im Parlament in Chur konnte Fallet aber auch viele grenzüberschreitende Projekte mitgestalten: den Stundenweg vom Kloster Müstair bis zum Kloster Marienberg, der jetzt leider durch Murabgänge unterbrochen ist, den Radweg, die Abwasseranbindung, das Projekt „Stiegen zum Himmel“. Früher war die Grenze nach 24 Uhr geschlossen, das hat sich geändert, genauso wie die Busverbindung in die Schweiz, die stark ausgebaut wurde. An einem Zusammenschluss mit der rhätischen Bahn wird geplant, die Realisierung wird noch dauern. Insgesamt sei es ein mühsames Geschäft, meint Fallet, aber das größte Problem sei der Zentralismus. Hermann Klapeer war von 1998 bis 2004 Bürgermeister von Nauders und hat sich in dieser Zeit tatkräftig für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit eingesetzt. Nauders hat wie das Münstertal nicht nur zwei Staatsgrenzen, sondern ist durch die Geografie auch vom eigenen Hinterland nicht leicht erreichbar. Die Grenze hat erfinderisch gemacht. Er erinnerte an seine Jugendzeit, als ein reger Tauschhandel über die Grenze stattfand. Versteckt im Heu oder Mist haben die Bauern für die Durchlässigkeit der Grenze gesorgt. Lange Zeit hat Nauders den Strom von Mals bekommen. Die Restaurierung der Burg Altfinstermünz und die Realisierung von grenzüberschreitenden Führungen in der Burg und in den Bunkern am Reschenpass war ihm ein großes Anliegen. Dabei ist der Altbürgermeister auch an viele Grenzen gestoßen. Und nicht alle konnten überwunden werden. (hgz)
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