Der Zufall wollte es, dass sein Geburtstag mit dem von Adolf Hitler zusammenfiel. Dieses denkwürdige Datum und die Überredungskunst des Standesbeamten waren wohl auch für die Namensgebung mitverantwortlich. Aadolf Fliri besuchte auf Unterstell die einklassige Bergschule und erinnert sich noch gut an die Schiefertafel, auf der er die ersten Schreibversuche machte. Wie damals jedes Bergbauernkind, wurde auch Adolf sehr früh zur Mithilfe am Hof herangezogen. Dadurch erwarb er sich Fähigkeiten und Kenntnisse, die ihm später wohl sehr zugute kamen. Mit großem Interesse verfolgte er die Arbeit des Vaters in der hofeigenen Schmiede. Bis zum 19. Lebensjahr arbeitete Adolf Fliri auf dem Heimathof und suchte sich dann auswärts eine Arbeit. Die Arbeiten an Metall und Eisen gefielen ihm. So entschied er sich für die dreijährige Berufsschule als Maschinenschlosser in Bozen.
Nach dem Militärdienst überraschte er mit seinem Entschluss, Entwicklungshelfer zu werden. In Ermangelung anderen Lesestoffes zu Hause las Adolf schon früh die Berichte im Missionsboten. Die Idee, nun auch Missionsarbeit zu leisten, hatte sich verfestigt, und er wandte sich an die Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe in Aachen. Er absolvierte die Ausbildung in Köln und Paris und wurde dann bei einem feierlichen Gottesdienst nach Senegal entsendet. Gar mancher missbilligte seine Entscheidung mit: „Iaz hatt e decht an Beruaf und geaht za die Wildn onni!“ In Senegal leitete Adolf Fliri eine Lehrwerkstatt und versuchte in bestmöglichster Art und Weise den Einwohnern entgegenzukommen und sich den dortigen Gepflogenheiten anzupassen. Als er aus Afrika zurückkehrte, fand er Arbeit bei einer Seilbahnbaufirma. Doch bevor er diese Stelle antrat, meldete er sich spontan zu den Bildungswochen in Sarns. Dort erfuhr er, dass es in Südtirols Heimen dringend Erzieher brauchte. Prompt meldete er sich zu einem Aufnahmetest in Wien. Was vorerst beinahe aussichtslos erschien, wurde zum Erfolg. So absolvierte er die zweijährige Ausbildung, die auch den Sommer mit einschloss. Nach der Ausbildung konnte er seine erste Stelle als Heimerzieher antreten. Im neuen Gamperheim in Schlanders war er als Landesangestellter für Lehrlinge und Berufsschüler verantwortlich. In diese Zeit fielen auch die Gründung einer Familie und bald darauf die Errichtung eines Eigenheimes. Dann war er selbständiger Leiter des Lehrlingsheimes in Meran und kehrte wiederum in das Gamperheim nach Schlanders zurück. Durch die Pensionierung beendete er seine dreiundzwanzigjährige Erziehertätigkeit und blickt nun mit Genugtuung darauf zurück. Er musste auch erfahren, wie sich in Zeiten verschiedenster Umbrüche auch der Erziehungsstil geändert hatte. Einerseits gab es noch die althergebrachten Methoden und Wertevorstellungen, andererseits wurde der Ruf nach mehr individueller Freiheit immer stärker.
Über drei Jahrzehnte widmete sich Adolf Fliri intensiv der Bergbauernpolitik. Er setzte sich für die Schaffung primitiver Infrastrukturen ein. Strom, Zufahrtswege und Verbesserung der Trinkwasserversorgung gehörten zu seinen Hauptaktivitäten. Als Obmann und zeitweiliger Schriftführer des Bodenverbesserungskonsortiums und als Mitglied der Baukommission und der Separatverwaltung, im Gemeinderat und Assessorat für Natur und Umwelt konnte er die Anliegen der Bergbauern bestens vertreten und bürokratische Hilfestellungen anbieten. Im Jahre 2001 wurde ihm die Verdienstmedaille des Landes Tirol verliehen. Auf seinen Dienstwegen von Hof zu Hof und ausgedehnten Wanderungen hielt er mit dem Fotoapparat mit Vorliebe Relikte aus der Vergangenheit fest. So war er stets bestrebt, Stücke einer untergehenden Bergbauernkultur für Gegenwart und Zukunft zu retten. Fotos, eigene Kenntnisse und Zeitzeugenberichte wurden zum Inhalt seiner bereits veröffentlichten Bücher „Draht und Seil“ und „Ehemalige Wassermühlen“. Diese gelten als wertvoller Beitrag für die Chronik der Gemeinde Naturns. Adolf Fliri setzt sich heute noch stark für die Erhaltung und Aktivierung des Brauchtums ein. Ein Betätigungsfeld eröffnete ihm die Bewirtschaftung des „Lorenziackers“, der vom Heimatpflegeverein Naturns-Plaus gepachtet wurde. Von der Aussaat bis zur Ernte, beim Dreschen und bei den Nachfolgearbeiten stellt er heute noch unermüdlich seine Zeit und die Fertigkeiten und Einblicke, die er in seiner Jugend gewinnen konnte, zur Verfügung.
So ist Adolf Fliri wieder zu seinen Wurzeln zurückgekehrt und ein bescheidener Arbeiter geblieben, auch, nachdem er in der weiten Welt verschiedenartige Erfahrungen machen durfte.
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