Dienstag, 08 Juli 2014 09:06

ALLERENGELBERG Annemarie Laner - Kunst in der Kartause

Artikel bewerten
(0 Stimmen)

S3-freigestellt KopieDer Kreuzgang in Karthaus scheint wie geschaffen, um sich mit einem Thema, das in unserer hektischen Zeit  fast in Vergessenheit geraten ist, intensiv auseinanderzusetzen: Stille. Was ist das? Die Abwesenheit von Lärm?  Wann und wie entsteht sie? Kann man sie erzeugen?

Hat Stille einen Ort? Ist Stille innen oder außen, oder an der Grenze von beiden? Ist sie ein Ereignis in der Zeit oder im Raum? Welchen Klang hat Stille? Gibt es Gründe, sie zu fürchten? Die Anwesenheit des Todes? Können wir Stille überhaupt hören oder sind wir ihr gegenüber taub? Gibt Stille sich zu hören oder ist sie verschwiegen wie das Schweigen selbst? Für die Stille in der Sprache gibt es ein eigenes Wort: Schweigen. Kein Ort steht exemplarischer dafür als das Kloster. Schweigsame Mönche in Kutten, alte QS8C4629 Kopie 2Gemäuer mit langen Gängen: Dieses Bild haben wir vor Augen, wenn wir an ein Kloster denken. So sehr uns diese stille Welt fasziniert, so fremd ist sie uns. Die mystische Frömmigkeit, die weltabgewandte Geisteshaltung, die Ekstase der Stille im Inneren dieser Mauern scheinen nicht von dieser Welt und uns unzugänglich geworden zu sein.
Annemarie Laner nimmt das 1332 gegründete und 1782 aufgelöste Kloster des Kartäuserordens mit Schweigegelöbnis zum Ausgangspunkt einer künstlerischen Reflexion der Stille mit allen  Spannungen und Widersprüchen. In einer konsequent persönlichen, aber auch Reflexionen anderer Künstler einbeziehenden Hinsicht, erkundet sie eine Grundsignatur unseres Lebens. Zwischen den extremen Polen von Stille als ArbeitAnnemarieLaner Heinz InnerhoferKatharsis des modernen Lebens und der Angst vor der endgültigen Stille – Inbegriff des Schweigens ist der Tod – faltet sich ihr Denken über das, was Stille (noch) bedeuten kann, aus. John Cages epochales Werk „Silence“ verknüpft sie mit dem bei den Kartäusern verwendeten Totenrotel, einer um einen Stab gewickelten Pergamentrolle. Eine schriftliche „Sterbeanzeige“ und zugleich Nachruf in Versform, die von Kloster zu Kloster weitergereicht und ergänzt wurde. Die Künstlerin versucht diese Poesie in Kunst umzusetzen, wobei sie bis zu 25 Meter lange Bahnen aus Japanpapier verwendet.
Die Stundengebete der Mönche spiegelt sie in dichtbeschriebenen, kleinformatigen Bildern wider: „Ich schreibe eine Stunde in der Stille in einer Linie. Linie ist Bewegung, ebenso wie Gedanken Bewegung sind.“ Bewegung heißt für sie aber auch Interaktion, deshalb  lädt sie ein, ihre eigenen Gedanken zum Thema Stille in einem eigenen Werk zu Papier zu bringen.
AL-14zugeschnitt KopieEin zweiter Aspekt der Ausstellung widmet sich in Anlehnung an den Klosternamen „Allerengelberg“ dem Thema Engel. Die Boten zwischen irdischer und überirdischer Welt, zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem stehen in einer traditionsreichen Bildersprache. Aber welche Bedeutungsdimension lässt sich dem alten Bild des Engels heute noch abgewinnen? Annemarie Laner wollte es genau wissen und befragte die Bevölkerung von Karthaus nach ihren Gedanken und persönlichen Vorstellungen zum Begriff Engel. Junge und alte  „Klösterer“ füllten den Fragebogen aus, den die Künstlerin in einem Werk direkt auf einer Mauer des Kreuzganges verewigen  möchte. Ewig? Zumindest solange, bis der Kreuzgang für die nächste Ausstellung wieder in frischem Weiß glänzt.

Zur Künstlerin
Annemarie Laner wurde 1956 in Mühlen in Taufers (Südtirol) geboren. Sie studierte an der Universität für Angewandte Kunst in Wien, Fachrichtung Graphik und Malerei. Es folgten mehrere Aufenthaltsstipendien in Worpswede, Bremerhaven und Ahrenshoop (D). In der Arbeit der Künstlerin nehmen Zeichnung und Grafik mit literarischen Bezügen und räumliches Denken breiten Raum ein. Die Schrift stand dabei stets im Fokus.

 

Kunst in der Kartause
20.07. bis 24.08.2014
Kreuzgang  des ehem. Kartäuserklosters Allerengelberg
Karthaus im Schnalstal  – Eintritt frei
Öffnungszeiten:
Montag – Samstag      14.00-18.30 Uhr
Sonntag/Feiertag        10.00-12.00
    und 14.00-18.30 Uhr
Organisation: Kulturverein Schnals

 

Ausstellungseröffnung:
Samstag, 19. Juli 2014 – 18.00 Uhr  


Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /www/htdocs/w00fb819/vinschgerwind.it/templates/purity_iii/html/com_k2/templates/default/item.php on line 248
Gelesen 2666 mal

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Ausgaben zum Blättern

titel 23-24

titel Vinschgerwind 22-24

titel vinschgerwind 21-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.