Laas - Der blinde Bildhauer Felice Tagliaferri aus Bologna schafft trotz seines Handycaps wunderschöne Skulturen aus Stein und Marmor. Er bringt die Vorstellungen seiner inneren Welt nach außen. Und das mit Erfolg. Mittlerweile ist er italienweit ein bekannter Künstler. Um sich weiterzubilden, hielt er sich kürzlich eine Woche lang in der Marmorfachschule in Laas auf. Dort beschäftigte er sich hauptsächlich mit dem Punktieren. Es handelt sich dabei um eine Übertragungstechnik zum Kopieren von Steinbildhauerarbeiten. Diese ermöglicht es, die vorgegebene Form detailgetreu nachzuformen. Tagliaferri hat ein Auge als Vorlage gewählt und dieses eins zu eins neu erschaffen - ein Werk mit starker Symbolkraft. Unterstützt wurde Tagliaferri vom Fachlehrer Andreas Wieser und dem Schüler der Meisterklasse Armando Casagrande. „Wir haben uns etwas einfallen lassen müssen, um die vorgegebene Plastik für den blinden Künstler begreif-bar zu machen und haben die Punkte mit Zahnstochern markiert“, erklärt Riedl. Dem Künstler Tagliaferri eröffnet sich durch das Punktieren eine neue Möglichkeit der Gestaltung. Tagliaferri kennt die bunte Welt in seiner Erinnerung und schöpft daraus. Er ist im Alter von 14 Jahren nach einer Krankheit erblindet. Das hat ihn jedoch nicht davon abgehalten, neben seiner Arbeit als Telefonist künstlerisch tätig zu werden. Bekannt wurden er und seine Werke nach einer Studie des Bildhauers Nicola Zamboni. Dieser verglich die künstlerische Arbeit von Sehenden mit jener der Blinden. Entscheidend ist die Vorstellungskraft und das Gespür. Tagliaferri hat beides. Der beste Beweis sind seine Skulpturen. (mds)