Reschen - Ostern
Sein Grab wird herrlich sein“, dieser Satz aus dem Buch des Propheten Jesaja findet sich häufig auf den Hl. Gräbern, die in der Osterzeit so manche Kirche schmücken und in die Osterfeierlichkeiten eingebunden werden. Die Tradition Ostergräber aufzustellen reicht bis ins Mittelalter zurück. Sie dienten vor allem der einfachen, gläubigen Bevölkerung das Leiden, Sterben und schließlich die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus authentisch nachvollziehen zu können. Diese Volksfrömmigkeit führte dazu, dass in der Barockzeit prächtige, oft den ganzen Altarraum einnehmende, bemalte Kulissenaufbauten mit bunten Grabkugeln und mit verschiedenen Szenen der Passion Christi entstanden sind. Im Jahre 1782 wurden die Hl. Gräber unter dem Reformkaiser Joseph II. verboten. Erst im 19. Jahrhundert erlebte die Tradition wieder einen Aufschwung und so manches Hl. Grab wurde aus seinem tristen Dasein erweckt und wieder errichtet. In vielen Orten stand das Aufrichten des Ostergrabes auch in Zusammenhang mit einer Heilig-Grab-Bruderschaft. Bruderschaften sind kirchlich anerkannte Vereinigungen, meist von Laien, die mit ihren freiwilligen Werken der Frömmigkeit und des Gebets das religiöse Leben fördern wollten und auch im sozial-karitativen Bereich tätig waren. So entstand bereits um 1838 in Graun eine Grab-Bruderschaft. Die Mitglieder sind für den Auf- und Abbau des Hl. Grabes, für die Pflege desselben und für die Abhaltung der Grabwache mit Abhaltung des Stundengebets verantwortlich. Besonders rührig und engagiert zeigt sich jedes Jahr die Heilig-Grab-Bruderschaft in Reschen, die, nachdem Reschen zur eigenständigen Pfarre erhoben wurde, 1935 aus der Grauner Grab-Bruderschaft hervorgegangen war. Gegenwärtig zählt die Heilig-Grab-Bruderschaft von Reschen 80 Mitglieder, von denen der jüngste 14 und der älteste 87 Jahre alt ist. Jedes Jahr am Schmerzensfreitag wird das vom Rescher Künstler Peter Pircher 1985 unter Verwendung älterer Teile geschaffene Hl. Grab in der Pfarrkirche aufgerichtet und nimmt den ganzen Altarraum ein. Die Grabwache von Karfreitag bis Karsamstag beträgt gleich wie in Graun 20 Stunden. In Reschen wurde in jüngster Zeit für die Grab-Bruderschaft auch eine neue Kirchenfahne in Auftrag gegeben, die bei den Prozessionen von den Brüdern mitgetragen wird. Eine Seite ziert das leere Holzkreuz und auf der anderen erkennt man die Begegnung Maria Magdalenas mit dem Auferstandenen am Ostertag. Stirbt ein Mitglied der Heilig-Grab-Bruderschaft, so erweisen ihm die anderen Brüder mit einer Abordnung und der Bruderschaftsfahne die letzte Ehre. Außerdem flankieren vier Lichtträger den Sarg des verstorbenen Grab-Bruders. Das Hl. Grab in der Pfarrkirche St. Sebastian kann noch bis zum Weißen Sonntag besichtigt werden. (pa)