Dienstag, 04 März 2014 00:00

Die Pestizide - unser täglich Gift

Artikel bewerten
(0 Stimmen)

s10sp1 9759Mals/Vinschgau/Malosco - Die konventionelle Landwirtschaft verlässt sich auf chemisch synthetische Pestizide: Insektizide gegen Insekten, Fungizide gegen Pilzbefall, Herbizide gegen Unkräuter. Wie sie auch immer heißen, es handelt sich dabei um Gift. Und als solches sollte man sie auch behandeln. Sie schützen zwar die Kulturen vor Schädlingen, schädigen und vernichten aber auch viele Nutzinsekten, verursachen Rückstände im Boden und in Gewässern und stellen ein Risiko für die Gesundheit der Bevölkerung dar. So verursachen einige Pestizide Krankheiten des Nervensystems, erhöhen die Tumorraten und verringern die Fruchtbarkeit.


Die Malser Bürger sind aufgerufen, in einer Volksabstimmung zu entscheiden, ob in ihren Feldern bestimmte chemisch synthetische Wirkstoffe in Pestiziden oder Spritzmitteln verboten werden sollen. Damit wird der einfache Wähler sowohl vor schwierige ethischen Fragen, als auch vor kontrovers diskutierten Ansichten des Naturschutzes, der Gesundheit und der Welternährung gestellt. Um den Einzelnen bei der folgenschweren und wichtigen Entscheidung zu unterstützen, boten die unermüdlichen Promotoren der Volksbefragung am Donnerstag (20.02.) im Kulturhaus Mals einen Informationsabend.
Friedrich Haring, Moderator des Abends, freute sich, dass auch Entscheidungsbefugte gekommen waren. Er konnte Bürgermeister, Gemeindeassessoren, die Vertreter der grünen Fraktion im Landtag, Brigitte Foppa, Ricardo Dello Sparba und Hans Heiss, begrüßen. Anwesend waren auch die Mitglieder des Malser Gemeinderates, sehr viele Aktivisten der Umwelt- und grünorientierten Gruppen.
„Was hier in Mals bei diesem Volksentscheid passiert, ist historisch. Mir ist kein einziger Fall bekannt, wo eine Gemeinde entschieden hätte oder der Bürger gefragt worden wäre: Wollen wir Pestizide haben?“ Mit dieser Feststellung begann Helmut Burtscher, Experte für Pestizide und Chemie im UFI GLOBAL 2000, seinen wissenschaftlichen Vortrag.
Im ersten Teil seines Referates ging er auf folgende Frage ein: Wie ist die Chemie  in die Landwirtschaft gekommen? So richtig ist es ja nicht, dass man Produkte, die man anbaut, um sie dann zu essen, mit etwas einnebelt, das giftig ist und dass man damit die Gesundheit und die Umwelt gefährdet. Seit der grünen Revolution Ende der fünfziger Jahre hat man eine Hochleistungslandwirtschaft mit industriellen Mitteln betrieben. Es wurden Dünger, Maschinen und Pestizide eingesetzt ohne Berücksichtigung auf die Nebenwirkungen. Heute weiß man, dass vieles unnötig ist und nicht die gewünschten Ergebnisse bringt. Die Monokulturen führten zu Bodenerrosion, ausgelaugten Äckern, Überdüngung und vergiftetem Grundwasser.
Im zweiten Teil ging der Experte dann auf das Ergebnis dieses fast hundertjährigen Prozesses ein und zeigte auf, mit welchem Nutzen und Schaden im Hinblick auf die Umwelt, auf die Landwirtschaft, auf die Wirtschaft und auf die Volkswirtschaft nun zu rechnen sei und welche Risiken für die menschliche Gesundheit bestünden. Die „Sackgasse Pestizide“ müsse offen angegangen werden, denn sie erfordert einen Kurswechsel in der Landwirtschaft.
„Ich finde es wunderbar, wenn sie hier der Motor sind und der Leuchtturm, der Vorbild ist auch noch für andere.“ So beendete Burtscher seinen Vortrag und warf noch ein Zitat von José Graziano da Silva, Direktor der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinigten Staaten FAO, an die Leinwand: „Wir haben hundert Jahre gebraucht, um die Chemie in die Landwirtschaft einzubringen, wir werden sie deutlich schneller wieder los werden.“
Im zweiten Referat des Abends stellte Adriano Marini, Bürgermeister der Trentiner Gemeinde Malosco, sein Anti-Pestizid-Programm vor, in dem es ihm vor allem um den präventiven, prophylaktischen Gesundheitsschutz der Bürger geht. Der Widerstand gegen seine Verordnungen sei heftig gewesen. Aber gerade die Rekurse des Bauernverbandes, die bis Rom reichten, bewirkten ein großes Interesse an der Pestizid-Problematik in der Öffentlichkeit weit über die Provinz Trient hinaus. Marini ist zutiefst überzeugt, dass dem biologischen Landbau die Zukunft gehört. In Malosco jedenfalls kämen die Landwirte erwiesenermaßen auch ohne die verbotenen und giftigsten Pestizide aus.
Andreas Waldner


Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /www/htdocs/w00fb819/vinschgerwind.it/templates/purity_iii/html/com_k2/templates/default/item.php on line 248
Gelesen 2843 mal
Mehr in dieser Kategorie: « Hoffnung Martha Teures Marketing »

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Ausgaben zum Blättern

titel 23-24

titel Vinschgerwind 22-24

titel vinschgerwind 21-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.