von Albrecht Plangger - Dienstag, der 25. Februar 2014 - 20.30 Uhr. Eben wurde der neuen Regierung Renzi das Vertrauen ausgesprochen. Auch wir Südtiroler Volkspartei-Vertreter haben mit Ja gestimmt und in den Stimmabgabeerklärungen dem neuen Ministerpräsidenten zugejubelt und seine Autonomiefreundlichkeit gelobt, ohne dafür eine schriftliche Garantie (Bozner Abkommen) wie bei Ex-Ministerpräsident Letta in der Hand zu haben. Bei mir persönlich ist keine Freude aufgekommen, zu sehr habe ich zuerst auf Bersani und dann auf die Seriösität und Fachkompetenz eines Letta gesetzt. Noch bevor Letta sich nach der schwierigen Loslösung von Berlusconi und seinen IMU-Eskapaden erste Erfolge einfahren konnte, wurde er auf höchst unkorrekte Art gestürzt. Kaum war Letta abserviert, wurde ein Reformgesetz zur Parteienfinanzierung genehmigt, einige wichtige Dekrete ( milleproroghe und Destinazione Italia -Salva-Roma) und die Neuordnung der Provinzen im Eiltempo beschlossen. Jeder versteht - wenn Renzi wirklich Ministerpräsident werden wollte, dann musste er selbst diese Erfolge einfahren, danach hätte er den Letta wohl nicht mehr so leicht verdrängen können.
Und Renzi - wie lange wird er halten bei einer solchen Partei, in der es gerade so wimmelt von „Trittbrettfahrern“ und „Verrätern“? Der PD zählt 295 Abgeordnete in der Kammer, über 100 haben schon die Wahl Romano Prodis zum Staatspräsidenten in der Anonymität der Wahlkabine zunichtegemacht, obwohl sie tags zuvor minutenlang „standing ovation“ demonstriert haben und mit dieser Aktion der „langen Messer“ auch die Ambitionen eines Bersani für immer zunichtegemacht haben.
Dieselben Kollegen haben nun über Nacht die Fahnen gewechselt und den Letta hinausgeworfen, in einem Moment, als es etwas aufwärts zu gehen schien... Kann ein Renzi sich auf eine solche Truppe verlassen?