Der große Raum im aquaprad wird mit Licht in Gassen geteilt, Bühnenbild ist keines notwendig. Es ist heimelig im ersten Akt, das Dorf ist wie eine große Stube, mit Christbaum gar. Gerüchte, Dialogfetzen, Fragen-Antworten, wie sie in jedem Gasthaus, in jeder Gasse eines Dorfes auftreten können und anzutreffen sind. Aufgefädelt an jenem Gerücht, dass „Rita“ kommt. Über diese Rita gibt es Gerüchte, Halbwissen, Vermutungen. Ein Dorf ist in Aufruhr. Der Auftritt der Prader Rapper „Krawatte und Krawalle“ passt da allemal. Das Duo singt „Das ist ein ganz normaler Tag, bei uns da in Prad.“
Im zweiten Akt schaffen es der Autor Toni Bernhart und der Gast-Regisseur Dietmar Gamper zusammen mit den Schauspielern, dass die Heimeligkeit in eine Unheimlichkeit kippt und die Zuschauer ertappen sich dabei, dass sie mit ihrer Neugier, mit ihren Verdächtigungen, mit ihrem Voyeurismus in das Stück hineingezogen werden. Die Zuschauer sind plötzlich Teil des Theaterstückes. Die Unheimlichkeit gipfelt in einem Mord, an dem alle Dorfbewohner beteiligt sind. Hinter den Kulissen gibt es noch zwei Tote.
„Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen, den Vorhang zu und alle Fragen offen“, lässt der berühmte Theaterautor Bert Brecht sein Stück „Der gute Mensch von Sezuan“ enden. Toni Bernhart lässt sein Stück „Rita“ mit vielen offenen Fragen enden. Einzige Hoffnung ist das unschuldige Kind, welches mit dem „Schutzengelemein“ das Stück eröffnet und das Stück beendet - und welches ausgetretene Pfade, verkrustete Strukturen durchbricht. Das Kind betritt als einziges jenen Raum, welcher für alle andern Dorfbewohner nicht (mehr) zugänglich ist. Auch nicht für „Krawatte und Krawalle“.
Prad bzw. der Inhalt des Stückes können überall sein. Bernhart hat das Stück „Rita“ für die Heimatbühne Prad geschrieben. Tauscht man allerdings die Worte und Orte „Prad“ und „Spondinig“ aus, ist es in jedem Dorf spielbar. Ein universelles Theaterstück. Chapeau.