Schlanders - Eine Ausstellung über den Alpenverein und das Bergsteigen: Um diese dunkle Geschichte des deutschen und österreichischen Alpenvereins aufzuarbeiten, wurde eine Historikerkommission beauftragt. Das Ergebnis ist ein 635 Seiten dickes Buch mit dem Titel „Berg Heil!“ und eine gleichnamige Wanderausstellung.
Der Alpenverein war vor 100 Jahren deutsch-national und antisemitisch eingestellt. Bereits nach dem Ersten Weltkrieg, also lange bevor Hitler in Deutschland die Macht übernommen hat, wurde vom österreichischen Alpenverein beschlossen, keine jüdischen Mitglieder aufzunehmen.
Der Kulturreferent im AVS und Historiker Florian Trojer hat die Südtiroler Geschichte des Alpenvereins von 1918 bis 1945 aufgearbeitet und für Südtirol eine Wanderausstellung zusammengestellt. Diese Ausstellung wurde Anfang Dezember im Kulturhaus von Schlanders vom Ersten Vorsitzenden im Alpenverein, Georg Simeoni und dem Gemeindereferenten Manuel Massl eröffnet. Der AVS Schlanders hat die Organisation übernommen.
Nach dem Ersten Weltkrieg war der Berg für viele enttäuschte Kriegsteilnehmer ein Rückzugsort. Der Alpinismus gab in der Weltwirtschaftskrise neuen Lebenssinn und durch Erfolge am Berg gab es gesellschaftliche Anerkennung. In dieser Zeit gewann das Extrembergsteigen an Bedeutung. Der Kampf um die Eiger Nordwand wurde von einer breiten Öffentlichkeit verfolgt. Als 1938 dem Deutschen Anderl Heckmair und dem Österreicher Heinrich Harrer die Durchsteigung der Eiger Nordwand gelang, war dies nicht nur eine bergsteigerische Leistung, sondern wurde von den Nazis auch propagandistisch ausgeschlachtet. Zu einer neuen Herausforderung wurde die Besteigung der Achttausender im Himalaja, besonders der Nanga Parbat, der zum deutschen Schicksalsberg wurde. Zwischen 1932 und 1939 scheiterten 5 Expeditionen, 11 deutsche und österreichische Bergsteiger und 15 einheimische Träger starben. In der Ausstellung wird auch auf das Bozner Bergsteigerehepar Paula Wiesinger und Hans Steger hingewiesen. Paula Wiesinger war eine ausgezeichnete Klettererin und eine sehr gute Schifahrerin. Den begeisterten Bergsteigern gelangen einige Erstbegehungen und die Wiederholung schwieriger Routen in den Dolomiten. Paula Wiesinger war damals eine der wenigen Frauen, die bis zum sechsten Grad kletterte.Manfred Haringer zeigte bei der Ausstellung ein Modell der Troppauer Hütte im Laaser Tal, welche 1910 eingeweiht, aber bereits 1919 durch einen Lawinenabgang zerstört wurde.
In der Ausstellung wird auch auf die schwierige Zeit unter dem Faschismus hingewiesen. 1923 wurden alle 60 Schutzhütten in Südtirol enteignet, der Alpenverein wurde bis 1946 verboten, hat aber teilweise im Untergrund weiter seine Tätigkeit fortgesetzt. Heute ist der Alpenverein mit fast 60.000 Mitgliedern, 32 Sektionen und 58 Ortsgruppen einer der größten Vereine im Lande.