Immer noch nichts gelernt
Am 03.12.2013 fand eine weitere Bürger- und Informationsveranstaltung in der Gemeinde Graun statt. Vorherrschendes Thema war erneut die Situation der einzelnen Ski-Gebiete und die Möglichkeit verschiedener Zusammenschlüsse (unter anderem auch der grenzübergreifende Anschluss ins Kaunertal), die in Form von mehreren Machbarkeitsstudien präsentiert werden sollten.
Und obwohl das im Vorfeld ausgeteilte Infoblatt zunächst tatsächlich auf eine „Informations-Veranstaltung“ hindeutete, entpuppte sich der ganze Abend bereits nach wenigen Minuten als ein einziger, allumfassender Rechtfertigungsversuch seitens Gemeindevertreter für das vergangene Versäumnis des nicht wahrgenommenen Investitions-Angebots eines gewissen Herrn Dr. Rubatscher. Durch den zwar anfänglich raffiniert anmutenden, aber für den scharfsinnigen Beobachter letztendlich doch plumpen und leicht durchschaubaren dramaturgischen Kniff, gleich zu Beginn das Angebot Rubatschers vor der versammelten Bevölkerung zu präsentieren (und damit Offenheit und Ehrlichkeit zu suggerieren), versuchte BM Noggler sogleich aufzuzeigen, warum man keine Möglichkeit sah, auf das Angebot einzugehen. Seine übertrieben reinwaschenden Ausführungen und die unmittelbar darauf präsentierten Machbarkeitsstudien dienten augenscheinlich dem alleinigen Zwecke, die Haltung der Gemeinde gegenüber Rubatscher zu legitimieren.
Der Einsatz eines Mediators (Herr Eberhard Daum höchstpersönlich)- der, entgegen des eigentlichen Berufsbildes, beharrlich für die Gemeindeführung Partei ergriff und dabei lustigerweise trotzdem nicht müde wurde, Neutralität zu suggerieren- sollte hier als strategisch amüsantester Schachzug nicht ungenannt bleiben. So konnte man immerhin ausgefuchst jeglicher Kritik kommentarlos aus dem Weg gehen, bedachte dabei aber offenbar nicht, dass solch ein Verhalten nicht unbedingt von kompetenter Führungsqualität zeugt.
Und an diesem Punkt frage ich mich- warum dieser krampfhaft inszenierte und sterile Überzeugungsversuch? Wozu eine so ausufernde Unschuldsbekundung, wo doch gemäß aller bisherigen Schilderungen doch so offensichtlich und klar, stets richtig und im besten Sinne des Volkes gehandelt wurde?
Nur so viel sei dazu noch gesagt: Eine Rechtfertigung schickt ausnahmslos immer voraus, dass für ein bestimmtes Verhalten Klärungsbedarf herrscht, ansonsten verlöre die Rechtfertigung ihre Zweckmäßigkeit. Angesichts dieser Tatsache muss also selbst unserer obersten Führungsebene klar gewesen sein, dass ihr Verhalten nicht plausibel und schon gar nicht nachvollziehbar gewesen sein kann und aller Bemühungen zum Trotz natürlich auch immer noch nicht ist. In diesem Sinne noch ein direkter Wink an die Häupter unserer Gemeinde: Sollte nochmals ein Angebot vorliegen, indem es womöglich indirekt, jedoch eindeutig um mehrere Millionen Euro geht- wie wäre es mit einem Anruf? Eine mündliche Bekundung von Interesse ist kein mit Blut unterschriebener, rechtsverbindlicher Vertrag, jedoch hält man sich damit alle Möglichkeiten offen. Und ich bin überzeugt, innerhalb eines Monats könnte mit ein paar Anrufen so manche Unklarheit aus dem Weg geräumt und eventuell sogar eine geschäftliche Beziehung erarbeitet werden.
Ich wage nun wirklich nicht zu behaupten, dass dieser Gedankengang keinem unserer Führungskräfte in den Sinn gekommen sein mag, was wahrlich ein Armutszeugnis wäre. Und dies vorausgesetzt, wird somit einmal mehr nur allzu deutlich, dass von Anfang an sowie bereits seit 20 Jahren niemals Interesse an einem gletscherübergreifenden Zusammenschluss bestand und dass man Rubatschers Angebot vollkommen bewusst und absichtlich kommentarlos verstreichen ließ. Aber genug der Offensichtlichkeiten.
Was an dieser Stelle allerdings noch erwähnt werden sollte, ist, dass man sich im Oberland jetzt offenkundig dazu entschieden hat, zunächst einen „kleineren“ Schritt zu wagen und das Projekt einer lediglich 20 Millionen Euro teuren Zubringer-Liftschaukel von St. Valentin nach Schöneben zu realisieren, da diese um galaktische 5 Millionen preiswerter als die Kaunertal-Variante ist und noch dazu schlechte Aussichten auf wirtschaftlichen Erfolg zu bieten hat. Man müsse auf „dem Boden bleiben“, hieß es. Angestrebter Baubeginn ist das Jahr 2015. Meiner bescheidenen Meinung nach ist die Wahrscheinlichkeit bedeutend höher, dass im selben Jahr ein pinkfarbenes UFO auf der Spitze unseres Grauner Kirchturms landet und dort dann von lustigen noch pinkeren Geschöpfen das Portal in eine fremde Welt errichtet wird. Was also am Ende des Abends bleibt, ist die ebenso dramatische wie unbarmherzige Erkenntnis, dass die Gemeinde Graun sich wohl auch noch weitere 15-20 Jahre, weder politisch noch ökonomisch weiterentwickeln wird und dass es bis dahin zwar sicherlich noch einige weitere Köpfe an der Spitze geben wird, die „wahren“ Regierenden jedoch immer dieselben bleiben werden.
Patrik Eller, Langtaufers