Einsendungen und Auswahl
Für die 27. Auflage des Filmefestivals waren im Frühjahr 2013 über 70 naturkundliche Dokumentarfilme aus mehr als 20 Ländern eingereicht worden. Der wissenschaftliche Beirat des Festivals hat 14 von den eingereichten Filmen für das Finale ausgewählt.
Diese zur Endrunde zugelassenen Filme wurden während der Sommermonate in der italienischen Sprache synchronisiert. Während der Veranstaltungswoche im Oktober hat dann eine international besetzte Fachjury die Siegerfilme ausgewählt. Für den Nationalpark Stilfserjoch saß unsere dreisprachige Mitarbeiterin Dr. Loredana Dresti in der Jury.
Der Siegerfilm
Der Hauptpreis, von der Stadtverwaltung der Gemeinde Sondrio mit einem Preisgeld von 5.000 Euro dotiert, ging heuer an den Film „Das Moor“ des bundesdeutschen Filmemachers Jan Haft aus der Nähe von München. Jan Haft, Jahrgang 1967, ist studierter Geologe, Paläontologe und Biologe. In seinem 50-Minuten-Film, der 2012 entstanden ist und für das Bayrische Fernsehen gedreht wurde, porträtiert der Regisseur den hochsensiblen und selten gewordenen Lebensraum Moor. Die Filmaufnahmen sind in Tschechien, Deutschland und Schweden entstanden. Die Bewertungsjury war vor allem vom Einsatz der verschiedenen filmischen Aufnahmetechniken mit Zeitraffer, Zeitlupe bis hin zu beeindruckenden Bildern an der Grenzlinie über und unter Wasser beeindruckt. Besonders belobigt wurde auch die gekonnte Vermittlung von fachwissenschaftlichen Inhalten und ökologischen Zusammenhängen in populärwissenschaftlich verständlicher Form.
Der Preis des Nationalparks Stilfserjoch
Der mit 3.000 Euro dotierte Preis des Nationalparks Stilfserjoch wurde von der Jury dem Film von Joe Kennedy zuerkannt, welcher die Geschichte und das Sozialleben des afrikanischen Wildhundes erzählt. Der Film wurde 2012 für National Geographic in Botswana und in Südafrika gedreht. Bei der Preisverleihung in Sondrio war der Regisseur Joe Kennedy persönlich anwesend. Der Preis des Nationalparks wurde im Rahmen der offiziellen Schlusszeremonie am Sonntag, 6. Oktober vom Präsidenten Ferruccio Tomasi übergeben. Die Jury hat besonders die einfühlsame und gekonnte Darstellung des hochentwickelten Soziallebens im Rudel dieser Wildhunde belobigt.
Der Preis der Region Lombardei
Der ebenfalls mit 3.000 Euro dotierte Geldpreis der Region Lombardei, reserviert für einen Film aus einem EU-Mitgliedsstaat, ging an den rumänischen Film über die traditionell und extensiv genutzten Mähwiesen, für den der Regisseur Agota Juhàsz verantwortlich zeichnet. Der Film wurde im rumänischen Natura 2000-Gebiet der Muntii Ciucului in den östlichen Karpaten gedreht. In der Begründung der Fachjury
wurde besonders betont, dass es den rumänischen Filmemachern überzeugend gelungen ist, die respektvolle und auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Nutzung der Mähwiesen durch die bodenverbundenen Bauern nachzuzeichnen.
Sonderpreise
Der Preis der Studenten-Jury ging an den Film „An den Grenzen der Erde“ des US-Amerikaners John Grabowska. Die Aufnahmen zu diesem Film wurden in einem afrikanischen und in zwei nordamerikanischen Nationalparken gedreht. Die beeindruckenden Landschaftsaufnahmen werden in die Verbindung zu den Folgen der Klima-änderungen gestellt.
Der Publikumspreis ging hingegen an den italienischen Dokumentarfilm „ Il migliore dei mondi possibili“ von Marco Andreini und Paolo Fioratti. Der Film wurde im Jahre 2012 im Nationalpark Gran Paradiso gedreht und zeigt einige Anpassungen von Pflanzen und Tieren an den Lebensraum Hochgebirge im Rhythmus der Jahreszeiten. Besonders beeindruckt haben die poetischen Bilder und die musikalische Untermalung.
Die Rahmenveranstaltungen
Besonderen Zuspruch haben die Rahmenveranstaltungen im zweiten Großzelt gefunden, welches auf der zentralen Piazza Garibaldi im Zentrum der Altstadt von Sondrio aufgestellt war. Die Sensibilisierungsmaßnahmen und die didaktischen Aktivitäten waren heuer dem Lebensraum „Wasser“ gewidmet. In 20 Aquarien und Paludarien wurde eine große Artenanzahl von alpinen Süßwasserfischen aus stehenden und fließenden Gewässern sowie einige Arten von schwanzlosen und von Schwanzlurchen der Alpen vorgestellt. Die Möglichkeit, diese Wasserbewohner hautnah und auf Augenhöhe zu erleben, wurde von vielen Schulklassen des Pflicht- und Oberschulbereiches genutzt. Die zeitbefristete Ausstellung wurde von den Umweltpädagogen der drei Schutzgebiete Pian di Spagna am Einlauf des Comosees, Parco Naturale delle Alpi Orobie Valtellinesei und Nationalpark Stilfserjoch konzipiert, aufgebaut und betreut. Der große Publikumszuspruch auch von außerhalb der Schulwelt hat erneut gezeigt, dass Wasser ein gutes umweltpädagogisches Medium zur Sensibilisierung ist. Die Präsentation von lebenden Tieren ist ein Publikumsmagnet. Die ausgestellten Fische und Lurche wurden übrigens nach der Ausstellungswoche wieder in ihren angestammten Lebensraum zurückgebracht. Für den Nationalpark Stilfserjoch hat der Mitarbeiter Dr. Massimo Favaron die Vorstellung der Ausstellung und die fachliche Betreuung der Festivalsbesucher übernommen.