Herr Noggler,
ich finde es untragbar, dass Biobauern bestraft werden oder vor Existenzproblemen stehen, nur weil ihnen Gift von außen in ihre Felder gespritzt wird. Es ist ebenso untragbar, dass viele von uns aus demselben Grund ihre Gärten nicht mehr nutzen können, weil sie – dem spritzenden Nachbarn sei Dank- keine pestizidfreien Lebensmittel mehr ernten können.
Ich finde es untragbar, dass in einem Gebiet, in dem schon seit Generationen durch Viehwirtschaft hochwertige Lebensmittel hergestellt werden, Menschen, die weiterhin in diesem Stil produzieren wollen, plötzlich ihren Tieren nachgewiesenermaßen pestizid-verseuchtes Heu füttern müssen.
Zusammenfassend: Es ist einfach untragbar, dass in der Südtiroler Landwirtschaftspolitik das Recht des Stärkeren zu gelten scheint.
Schade, dass Sie, so wie es aus Ihrem Interview hervorgeht, als potenzieller zukünftiger Bauernvertreter im Landtag, anscheinend die derzeitige ausbeuterische, kompromisslose und gleichzeitig phantasielose Landwirtschaftspolitik weiter unterstützen wollen. Und das, obwohl es in unserem Gebiet von vielen ideenreichen und fachlich kompetenten Leuten sehr gute Vorschläge für Alternativen gibt. Was den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln angeht, scheren Sie pauschal und unterschwellig Bio-, Obst- und Gemüsebauern einfach über einen Kamm und verwechseln konsequenterweise und nebenbei noch Schwefel mit Schwermetallen. Im Biobereich werden zwar auch Pflanzenschutzmittel verwendet, da haben Sie Recht. Im Unterschied zu verwendeten Mitteln in der Intensivlandwirtschaft haben diese jedoch erwiesenermaßen weniger negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch und Tier. Ansonsten bin ich voll Ihrer Meinung, dass Eigentum zu schützen ist – allerdings nicht nur jenes der pestizid-einsetzenden Bauern, sondern das von uns allen. Die Erklärung, wie man das beim Gift-Spritzen und stetig herrschendem Vinschger Wind erreichen könnte, bleiben Sie jedoch schuldig. Sie meinen, es sei besser einfach abzuwarten, bis sich „das alles etwas abkühlt und man vernünftig nachdenkt“. Es gibt aber, wie aus einer gemeindeweiten Umfrage hervorgeht, eine große Mehrheit von Leuten, denen die derzeitige Entwicklung Ängste und Unmut bereitet.
Dass sich die Bemühungen vieler Menschen um eine lebenswerte Umwelt nicht so schnell abkühlen werden, darauf können Sie Gift nehmen!
Stefan Dietl, Mals
Sehr geehrter Herr Landtagsabgeordneter Dr. Noggler,
bezugnehmend auf das im Vinschger Wind am 30. Mai erschienene Interview möchten wir Ihre Kenntnis („Ich bin lange genug Verwalter in meiner Heimatgemeinde Mals gewesen, dass ich schon weiß, wie die Geschichte dort passiert“) über die Aktivitäten in der Gemeinde Mals aktualisieren.
1. Die von Ihnen zitierte „Gruppe von Bauern“ kann eben nicht auf ihren Grundstücken bestimmen, was dort passiert. Abdrift ermöglicht es eben nicht, dass Viehbauern, Biobauern und Privatgärtner ihre Produkte frei von schädlichen Belastungen durch chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel halten können. Hinzu kommt, dass zahlreiche tierische Helfer wie Käfer, Insekten und Bienen zunehmend durch chemisch-synthetische Mittel belastet werden und somit eine naturnahe Bewirtschaftung schwieriger wird. Die Freiheit, auf seinem Grund das zu tun, was man für richtig hält, ist somit nicht für alle gleich. Hierzu empfehlen wir die Lektüre von George Orwells „Farm der Tiere“: „Alle Tiere sind gleich. Manche sind gleicher.“
2. „Diese Gruppe von Bauern“ hat Rückendeckung aus vielen Teilen der Malser Bevölkerung unterschiedlichster Berufsgruppen. Täglich werden es mehr.
3. „Der Einsatz von Pestiziden ist nicht möglich? Da müsste die Landwirtschaft von Neuem starten und wir gehen drei Schritte zurück“. a) Hier empfehlen wir Ihnen einen Blick nach Buthan. Dieses Königreich will per Gesetz komplett auf biologische Landwirtschaft umstellen. Dies ist weder vom Ministerpräsidenten noch vom Landwirtschaftsminister beschlossen worden, um in irgendeiner Form rückwärts zu gehen. Auch die Touristiker des Landes wird dieser Entscheid freuen. b) Laut dem Weltagrarbericht (www.weltagrarbericht.de) ist die Überlegenheit der industriellen Landwirtschaft aus volkswirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Sicht ein Mythos: „Während industrielle Produktionssysteme große Mengen an Agrar-Rohstoffen mit relativ geringem Arbeitseinsatz erbringen, verursachen sie oft hohe gesundheitliche Kosten, haben zusätzliche negative Umweltauswirkungen und sind in ihrem Energieeinsatz meist ineffizient....“ c) Weitere Informationen zu den Möglichkeiten einer ökologisch-gesunden und ökonomisch tragfähigen Lebensmittelproduktion finden Sie bei Sepp Holzer in „Der Agrarrebell“, „Sepp Holzers Permakultur“ oder auf der Webseite krameterhof.at. d) Gespräche mit Vinschger Landwirten, die seit über 20 Jahren keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel benutzen und erfolgreich gesunde Lebensmittel produzieren, könnten ebenfalls hilfreich sein.
4. „Der Landwirt muss überleben. Mit der Viehhaltung ist das immer schwerer möglich“, sagen Sie in Ihrem Interview. Die Bevölkerung sollte wissen, dass der Anbau von Obstmonokulturen deshalb wirtschaftlich rentabel ist, weil er mit enormen Subventionen seitens des Landes Südtirol und der EU gefördert wird.
5. Schwefel ist kein Schwermetall, sondern ein Nichtmetall.
Anna Waldner, Schleis
Armin Rauch, Schluderns
Magdalena Hofer, Schleis
Tobias Marth, Schleis
Marika Marth Patscheider, Burgeis
Menghin Elisabeth, Schleis
Ergänzender Nachtrag
Wegen der langen Dauer der abendlichen Versammlung am 14.Mai sei es Frau Angelika Ploner allemal verziehen, dass sie bei meinen Ausführungen vielleicht nicht mehr ganz so aufmerksam war, wenn sie mich in ihrem sonst interessanten Bericht nur „einen Satz am Ende der Veranstaltung“über die Attraktivität unseres Krankenhauses für junge Kolleginnen und Kollegen - ich wurde früher auch nicht direkt angesprochen - sagen ließ. (Anscheinend wollte sie, wie ich beim „Vinschger Wind“ heute hörte, mit ihrer Bemerkung nur unsere Fremdbestimmung unterstreichen.)
Meine konkreten und, wie ich meine, konstruktiven Vorschläge und deren zu erwartende, grenzüberschreitende Bedeutung beim Aussiedeln von Abteilungen bzw. Leistungen zu uns in den Vinschgau, die weiter südlich auf engem Raum mehrgleisig angeboten werden, fanden im Bericht leider keine Erwähnung, ebenso nicht meine Forderung, Fachkompetenz nicht abwandern zu lassen und die Mahnung, dass die Qualität eines Versorgungssystems wie das der geplanten, zentralisierten Tumorchirurgie auch an seiner Erreichbarkeit für die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger zu messen sein wird.
Meine Hinweise auf die Wichtigkeit der stationären, kinderärztlichen Betreuung, die Notwendigkeit für das Weiterbestehen und den Ausbau von Einrichtungen wie der Zentralen Überwachungsstation und von Leistungen, etwa bezogen auf die in manchen Jahreszeiten gehäuft auftretenden, schweren Lungenentzündungen, die wie andere kritische Fälle oft zentral nicht angenommen werden können, sollten nicht unerwähnt bleiben. Der Vorschlag einer Schwerpunktschaffung für die Endoskopie angesichts der jüngst erfolgten Anstellung eines Primars in der Medizinischen Abteilung mit der Spezialausbildung in Gastroenterologie (diese befasst sich mit Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes und der mit diesem verbundenen Organe wie Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse) sollte nicht vergessen werden.
Dies, um nur ein paar meiner gemachten Vorschläge hier zu wiederholen, von denen ich immer noch zuversichtlich bin, dass sie zum Großteil mit der Unterstützung der öffentlichen Verwaltung und den Verantwortlichen von Betrieb und Bezirk umgesetzt werden können.
Toni Theiner, ärztllicher Leiter am KH Schlanders