Glurns - Die Bürgergenossenschaft Obervinschgau (BGO) hatte zum Laubenkino gerufen und viele Zuschauer:innen waren vor das Kulturcafé Salina gekommen. Gezeigt wurde der neue Dokumentarfilm vom erfolgreichen Südtiroler Filmemacher Andreas Pichler, „Gefährlich nah. Wenn Bären töten“. Bevor der 90-minütige Film über die Leinwand flimmerte, stellte BGO-Mitarbeiterin Martina Schäfer die BGO, ihre Projekte und Ziele vor. Man wolle mit den und für die Menschen arbeiten, beschäftige 15-20 Mitarbeitende in diversen Bereichen (Sennerei, Café, Veredelung von Palabirnen, Streuhotel u.a.) und zähle 170 Mitglieder. Zum Vorhaben der BGO, gesunden Lebensraum zu gestalten und das gute Zusammenleben im Auge zu behalten, passte der Dokumentarfilm gut, fing er doch verschiedene Stimmen und Stimmungen rund um die Bärenpopulation im Trentino ein und thematisierte damit verbundene Probleme. An diesem Film hatte Pichler zwei Sommer lang gedreht, wobei der Tod des Joggers Andrea Papi im Val di Sole die Emotionen völlig verändert hatte. Wut und Hilflosigkeit erhielten viel Raum im Film. Mittlerweile leben mehr als 100 Tiere in den Trentiner Wäldern. Die Menschen fühlten sich nicht miteinbezogen und informiert, es hat Versäumnisse auf mehreren Ebenen gegeben. Dem gegenüber stehen im Film die Förster, Pfleger und Tierärzte, sie beobachten und begleiten die Wildtiere. Einer von ihnen ist der Bärenexperte Alberto Stoffella. Ihre große Leidenschaft wird durch faszinierende Natur- und Tieraufnahmen ergänzt, manche davon hat Horst Eberhöfer bei seinen 40 Nahbegegnungen mit Bären mit der Kamera festgehalten. Eine weitere Gruppe im Konflikt wird durch einen redseligen Landwirt vertreten, der dem Herdenschutz skeptisch und der Politik ablehnend gegenübersteht. Ähnlich wie beim Wolf in Planeil kommt mehrfach zur Sprache, dass es zwar Abschussgenehmigungen von LH Fugatti gegeben hat, doch da diese von Tierschutzorganisationen angefochten wurden, kam es nicht dazu, sodass Bärenattacken erfolgten. In Bayern (Bär Bruno, Bruder von Gaia, die Andrea Papi tödlich verletzt hat) und Baden-Württemberg (Bärin Jurka, die Mutter der beiden) zeichnete Pichler Statements auf, wobei v.a. die Botschaft aufhorchen lässt, dass Bären im Reservat leiden würden und daher Problembären, die sich auffällig verhalten und eine Gefahr darstellen, getötet werden sollten. Der Film lässt die Frage offen, wo die konkreten Unterlassungen liegen und wer wie zur Verantwortung gezogen werden könnte. Klar wird, dass die Situation im Trentino konfliktgeladen ist und die Menschen traumatisiert sind. Nach dem Film lud Moderatorin Petra Windegger zu einem Gespräch mit dem Regisseur. Pichler merkte an, dass wir unser Haustierdenken auch auf die Wildtiere übertragen würden, was zu Missverständnissen führe. „Ich braucht keine Angst zu haben“, gab er den Vinschger:innen mit, hier würden nur männliche Bären durchziehen, die kein Territorium verteidigen. Nächste Gelegenheit: Mittwoch, 18.9., 20 Uhr: Filmclub, Kulturhaus Schlanders: Italienisch mit deutschen Untertiteln
Maria Raffeiner