Partschins-Rabland - Alle Augen, vor allem aus dem Vinschgau, sind auf die Gemeinde Partschins gerichtet. Wie wird der Partschinser Gemeinderat in der Sache „kleine Umfahrung Rabland“ entscheiden? Die Vorbereitungen zu einer Entscheidungsfindung laufen auf Hochtouren. BM Alois Forcher denkt laut über ein „Lastenheft“ nach, in dem Forderungen der Betroffenen und genaue Details in der Ausführungsplanung und Details während der Baufase verbindlich festgehalten werden sollen.
Vinschgerwind: Herr BM, die Gemeinde Partschins nimmt für die Umfahrung in Rabland eine Schlüsselrolle ein. Alle Augen aus dem Vinschgau sind auf die Gemeinde Partschins gerichtet. Sind Sie persönlich für den Vorschlag des Landesrates und der Landestechniker, eine kleine Umfahrung in Rabland anzugehen?
Alois Forcher: Richtig ist, dass alle Augen auf die Gemeinde Partschins gerichtet sind. Ich sehe nicht nur die Umfahrung Rabland. Ich sehe die Umfahrung Töll-Rabland. Der Kreisverkehr auf der Kreuzung Töll-Partschins wird demnächst kommen und dieser Kreisverkehr wird zwar nicht eine Verkehrsdezimierung bringen aber eine Verflüssigung des Verkehrs. Ein großes Thema ist auch die Radunterführung an der Töllschleuse. Die werden wir auch irgendwie hinkriegen, so dass die Ampel dort wegkommen kann. Diese zwei Punkte sind für die Töll sehr wichtig. Zu Rabland: Wenn wir dort eine Lösung in nächster Zukunft haben wollen, dann werden wir die aktuelle Studie der Techniker anstreben müssen. Auf eine große Lösung, die, so wird es uns gesagt, höchstens in 30 Jahren aktuell werden könnte, können wir nicht warten. Ich glaube, dass es Zeit ist, nicht nur für die Gemeinde Partschins bzw. für Rabland, sondern auch für den gesamten Vinschgau, Nägel mit Köpfen zu machen. Deswegen bin ich dafür, die kleine Lösung anzustreben...
Vinschgerwind: ...nach dem Motto, lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach...
Alois Forcher: Ganz genau. Lassen Sie mich noch etwas zur großen Umfahrung sagen: Wir drei Gemeinden haben gesagt, lasst uns eine große Lösung anstreben, damit wir keine Belastung in Rabland, Töll haben usw. Aber mit der großen Lösung würde man viel zu viel Kulturgrund verbrauchen, viel zu viel Geld investieren müssen. Man redet da von 300 bis 400 Millionen Euro. Die kleine Lösung derpacken wir leichter. Der Landesrat hat gesagt, dass er über einen jährlichen Haushalt von rund 50 Millionen Euro für ganz Südtirol für Straßenbauprojekte verfügt. Mit Investitionssummen von 300 Millionen sind wir da in weiter Ferne. Das ist völlig unrealistisch.
Vinschgerwind: Seit wann sind Sie bzw. der Ausschuss in Kenntnis über den Vorschlag einer kleinen Umfahrung?
Alois Forcher: Das ist nicht lange her. Der Gemeinderat hat den Landestechnikern den Auftrag erteilt aus den 7-8 Varianten die beste herauszufiltern. Die aktuelle Studie ist dabei herausgekommen. Ich habe dabei ein gutes Gefühl.
Vinschgerwind: Der Gemeinderat Partschins soll für die vorgeschlagene Trassierung eine Grundsatzentscheidung treffen. Welche Prognosen wagen Sie?
Alois Forcher: Ich wage da keine Prognose. Ich sage Folgendes: Wenn wir realistisch sind, müssen wir diesen Weg gehen. Auf der anderen Seite sehe ich die Gemeindeverwalter in der Pflicht, das Bestmögliche herauszuholen. Da wird es um Deails gehen, da wird es um eine Art Lastenheft gehen, die Tourismusbetriebe, die Landwirtschaft und auch Private betreffend. Die Bauzeit wird eine schwierige Zeit werden.
Vinschgerwind: Ist man da mit den betroffenen Betrieben, die ja Widerstand angekündigt haben, im Gespräch?
Alois Forcher: Es gibt Termine mit den Landestechnikern. Da bin ich zu wenig Techniker, um sagen zu können, wo genau das Westportal hinkommen wird oder Ähnliches. Allerdings bin ich der Meinung, dass Kompromisslösungen, die dann, um etwas zu sagen, 5 Millionen mehr kosten, keine Frage sein dürfen. Auch in der Bauphase wollen wir ein Mitspracherecht.
Vinschgerwind: Welche Rückmeldungen über die vorgeschlagene Trassierung bekommen sie zu hören?
Alois Forcher: Die meisten Bürger sagen, bitte schaut’s, dass es endlich weitergeht. Die Betroffenen äußern große Bedenken. Da ist nichts zu beschönigen.
Vinschgerwind: Wie ist der politische Fahrplan?
Alois Forcher: Die Betriebe haben mit den Landestechnikern Termine vereinbart. Die ganze Problematik kommt Ende Juli in die Verkehrskommission. Jeder soll seine Bedenken äußern können und daraus soll eine Art Pflichtenheft entstehen. Ich persönlich kann den Begründungen für die kleine Umfahrung durchaus einiges abgewinnen: schnell realisierbar, nachhaltige Lösung, minimaler Landschaftseingriff, Kulturland schonend usw.
Vinschgerwind: Sie sehen die Umfahrungslösung, die Radunterführung auf der Töll und den Kreisverkehr nach Partschins als Gesamtlösung. Bleiben wir beim Kreisverkehr. Der Gemeinderat hat beschlossen, dass der Töll-Messnerstadel bei Bedarf abgerissen werden kann. Das hat zu Irritationen geführt. Denn der Stadel bildet gemeinsam mit der Kirche St. Helena ein Ensemble und dieses ist im Ensembleschutz eingetragen.
Alois Forcher: Korrekt. Wir haben gesagt, dass der Stadel aus Sicherheitsgründen abgerissen werden könnte. Bei der aktuellen Projekt-Diskussion würde die Trasse neben den Stadel verlegt, die Bushaltestelle so platziert, dass der Stadel stehen bleiben könnte. Es geht auch um einen möglichen Gehsteig ...
Vinschgerwind: ... Der Heimatpflegeverein schlägt vor, einen möglichen Gehsteig zwischen dem Kirchlein und dem Stadel zu führen...
Alois Forcher: Richtig. Da hat es Gespräche gegeben. Allerdings bleibt der Eck des Stadels an der Straße bestehen. Wenn man da nur den Eck wegtun könnte... Derzeit sind wir in der Planung soweit, dass der Stadel stehen bleiben kann. Wenn sich aber morgen herausstellen sollte, dass aus Sicherheitsgründen der Stadel abgerissen werden sollte, muss man das neu bewerten.
Vinschgerwind: Könnte man den Gemeinderatsbeschluss für den Abriss nicht einfach rückgängig machen?
Alois Forcher: Das entscheide ich nicht alleine, das ist Sache des Gemeinderates. Meine Bedenken: Es soll nicht eine halbe Arbeit werden. Wir haben das Grundstück oberhalb der Kirche für einen Gehsteig angekauft. Der aktuelle Stand ist, dass das Haus beim Felberwirt abgerissen wurde, der Kreisverkehr passt jetzt hinein und deshalb bin ich guter Hoffnung. Aber wir sollten uns nichts im Wege stellen.
Vinschgerwind: Sie haben im Gemeinderat eine starke Opposition. Opposition ist wichtig, um die Arbeit des Ausschusses und des Gemeinderates zu kontrollieren und eventuell andere Vorschläge und Überlegungen einzubringen. Was sagen Sie angesichts einer Opposition von 7 Gemeindrät:innen von 18?
Alois Forcher: Natürlich sind oft Abstimmungen Kampfabstimmungen. In der Sache kleine Umfahrung Rabland gibt es in den Oppositionsreihen einige, die sagen, dass wir diese Richtung einschlagen sollen. Aber Antworten auf technische Details können uns nur die Techniker liefern. Von unserer Seite haben wir alles in Bewegung gesetzt: Wir haben mit den Grundeigentümern gesprochen, dann den Info-Day mitorganisiert, nun kommt die Sache in die Verkehrskommission, in der alle Parteien des Gemeinderates vertreten sind.
Vinschgerwind: Bekommen Sie Druck von den benachbarten Gemeinden, von den Bezirksgmeinschaften?
Alois Forcher: Der Grundtenor ist: Bittschön schaut’s, dass es weitergeht. Natürlich wären Algund und Naturns auch für eine große Umfahrung gewesen. Was mir guttut, ist die Stellungnahme der Umweltschutzgruppe Vinschgau, die eine kleine Umfahrung voll unterstützt. Das ist eine Genugtuung. Denn auch ich hätte mehr Bedenken für eine große Lösung.
Vinschgerwind: Herr BM, fühlen Sie sich als Übergangsbürgermeister oder werden Sie nächstes Jahr als BM-Kandidat wieder antreten?
Alois Forcher: (lacht) Gute Frage. Lust hängt von der Gesundheit ab. Wir sind noch nicht im Wahlkampf. Wenn meine Partei, die SVP, hergeht und sagt, wir haben einen Besseren, dann bin ich schnell weg. Damit kann ich trotzdem leben. Wenn die SVP sagt, wir brauchen dich noch, dann sehe ich mich als Übergangsbürgermeister. Es sind mit dem Schulprojekt in Rabland, mit der aktuellen Umfahrungssache und vielem mehr noch viele Projekte anzugehen. Bei der Umfahrung will ich gar nicht protzen, dass wir derzeit die Entscheidung treffen sollen, mir wäre lieber, die Entscheidung wäre erst nächstes Jahr zu treffen. Aber der Landesrat sagt uns, dass sehr viele Projekte im Land auf ihre Realisierung warten, und deswegen sind wir schon etwas unter Druck, dass etwas weitergeht. Dass jetzt die Weichen gestellt werden, ist wichtig, denn Rabland leidet brutal. Das muss ich schon sagen. Auch wenn die Realisierung der Umfahrung erst in 6-7 Jahren erfolgen wird. Auch unser Schulprojekt in Rabland hängt mit einer Umfahrung zusammen. Rabland erweist sich als sehr lebenswert, das Ober- und Unterdorf können zusammenwachsen, und damit dies so bleibt bzw. gesteigert werden kann, braucht es eben eine Umfahrung. Und noch zur großen Umfahrung: Wir dürfen der jungen Generation nicht Unmögliches aufbürden. Eine Tunnellänge von 6-7 Kilometern ist auch bei den Erhaltungskosten kaum finanzierbar.
Interview: Erwin Bernhart