„Es entsteht der Eindruck, dass die Sanität von Managern und Politikern beherrscht wird und die eigentlichen Akteure, Ärzte, Krankenpfleger und Pflegehelfer nichts zu sagen haben.“ Applaus brandete im Publikum auf, lange Gesichter hingegen gab’s am Podium, dort wo die gesamte Südtiroler Sanitätsriege versammelt saß: ein Oswald Mayr, Direktor des Südtiroler Sanitätsbetriebes etwa oder Irene Pechlaner, Direktorin des Gesundheitsbezirkes Meran. Aufgefahren ist man mit einer Informationsoffensive zum anstehenden Umbau des Bettentrakts, Ängste, die mit der klinischen und medizinischen Neuordnung einhergehen, hat man hingegen nicht zerstreuen können, auch nicht wollen. Ängste um Arbeitsplätze etwa. Robert Peer, der Pflegedirektor sagte nur soviel: „Das Personal wird sich nicht wesentlich ändern, die Zusammenstellung zwischen Krankenpfleger und Pflegehelfer sehr wohl.“ Das hat einmal damit zu tun, dass 12 Akutbetten abgebaut werden. Zum anderen aber auch, dass Basisärzte und Sprengeldienste in Zukunft verstärkt in die Pflicht genommen und in den Krankenhausdienst eingebunden werden. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – so sieht es die Reform vor - werden nicht mehr nur im Krankenhaus, sondern auch in diesen territorialen Diensten arbeiten.
Der Hintergrund der Reform ist bekannt: Die steigenden Ausgaben müssen gedrosselt werden. 25 Millionen sollen allein in diesem Jahr mit Ausgabenkürzungen eingespielt werden. Und trotzdem ist sie - die anstehende Reform - im Empfinden jener, die es in erster Linie betrifft, Ärzten und Krankenhauspersonal nicht minder kritikwürdig. Da geht es einmal um die Tumorchirurgie. Primarius Peter Stecher: „Die geplante Beschneidung der chirurgischen Eingriffe ist eine Ausdünnung der Peripherie und eine Gefahr für das Krankenhaus Schlanders, das seine Attraktivität für junge Ärzte verliert.“ Befriedet hat man die Kritiker nicht. Auch nicht befrieden wollen. „Es geht uns keineswegs darum, Chirurgen zu diskreditieren. Aber: In Südtirol sterben 1.400 Menschen pro Jahr an einem Tumor und in jenen Zentren, wo die onkologische Zertifizierung gemacht wird, überleben nun 15 Prozent mehr, als vor der Zertifizierung. Wer dieses Projekt verhindert, der verantwortet den Tod von Menschen, der nicht sein muss“, verschärfte Oswald Mayr den Ton. Deutlich wurde im Laufe des Abends, das was Richard Theiner in einem Nebensatz sagte: „Der Rahmen ist vorgegeben, es wird kein Wunschkonzert gespielt.“
Anton Theiner, der ärztliche Leiter saß schweigend am Podium. Nur einen Satz am Ende der Veranstaltung: „Die Kardinalfrage wird sein, ob wir in Zukunft ausreichend attraktiv für junge Kollegen sein werden.“ Bestehen bleiben die fünf noch vorhandenen Primariate: Innere Medizin, Allgemeinchirurgie, Gynäkologie und Geburtshilfe, Pädiatrie und Anästhesie. Mit ihnen lebt die Hoffnung, dass die Geronto-Orthopädie oder die Operation des grauen Stars in Schlanders ausgebaut werden. Zusage dafür gibt es noch keine. Welche medizinischen Schwerpunkte in Schlanders gesetzt werden, sollen sich mitunter – so sinngemäß die Reform - die Primare von Schlanders und Meran unter sich ausschnapsen. Und da weiß man aus Erfahrung: Schlanders zieht meist den Kürzeren.
INFO
97 Akutbetten + 31 sonstige Betten im Jahr 2012
64 Akutbetten während des Umbaus
85 Akutbetten + 31 sonstige Betten nach dem Umbau
Operationen werden mit der Reform um etwa 700 auf 3.200 im Jahr erhöht