Alle meine Gefühle
Gefühle geben uns Orientierung für uns selbst und beeinflussen so die Beziehungen, die wir zu unseren Mitmenschen pflegen. Je deutlicher und differenzierter es gelingt, Gefühlen nachzuspüren, sie zu benennen und mitzuteilen, umso lebendiger fühlen wir uns.
Ekel
„Es widert mich an.“ Ekel beschreibt grob gesagt alles, wovon wir uns abgestoßen fühlen. Verdorbenes Essen, schmutzige Gegenstände oder üble Gerüche in Räumen lösen dieses Gefühl aus. Kleine Kinder entwickeln Ekelgefühle erst mit zwei bis vier Jahren. Vorher würden sie das auf die Straße gefallene Eis ohne weiteres schlecken. Ekel gehört zu den Grundemotionen und ist das Gefühl, das in der Erziehung erlernt und geprägt wird. Ausgelöst wird Ekel zudem, wenn mich jemand gegen meinen Willen zu körperlicher Nähe zwingt und damit meine persönliche Grenze überschreitet. Man empfindet Abneigung, Befremden, Geringschätzung, Überdruss, Widerwillen bis hin zur Verachtung, Fassungslosigkeit oder blankes Entsetzen. Dies ist auch mit körperlichen Symptomen verbunden, wie Übelkeit, Schweißausbrüchen, Muskelanspannung oder einem schichten Naserümpfen. Und zwar dann, wenn jemand zum Beispiel beim Essen rülpst, schlürft oder furzt. Ekelgefühle schützen uns und sorgen dafür, dass wir körperlich unbeschadet bleiben. Ekliges spucken wir aus, fassen etwas erst gar nicht an oder waschen uns umgehend die Hände. Darüber hinaus prägt dieses Gefühl unser soziales Miteinander und damit auch unsere Einstellung gegenüber dem, was uns kulturell fremd ist. Menschenverachtende Parolen schüren mit Ekelgefühlen die Angst vor Fremden und Ausgrenzung. Daher tun wir gut daran, uns eine Balance zwischen Offenheit und gesunder Abgrenzung zu bewahren.
Elisabeth Hickmann
Einzel-, Paar- und Familienberatung
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