Buchbesprechung
Caroline Wahl:
22 Bahnen
DuMont: 2023. 208 S.
Wenn Mama, „das Monster“, für ihre Töchter Spiegeleier zubereitet, hat sie ein schlechtes Gewissen. Obwohl sie dann die Alkoholeskapaden bereut, bleibt sie für Tilda und Ida eine tickende Zeitbombe. Tilda ist die Große, studiert Mathe und jobbt im Supermarkt. Ida ist die Kleine, schließt gerade die Grundschule ab und malt gern. In Zukunft werden mir die beiden einfallen, wenn ich an Schwestern in der Literatur denke, denn Caroline Wahl hat in ihrem Debütroman ein unverwüstliches Duo voller lebenserhaltender Spleens erschaffen. Ihr Lieblings- und Rückzugsort: das Schwimmbecken, für Ida kommt es aber nur bei Schlechtwetter in Frage. Der kindlichen Phantasiewelt der kleinen Stiefschwester stellt die Autorin die Sehnsüchte der großen gegenüber. Das Angebot einer Promotionsstelle in Berlin rüttelt Tilda auf. Und Viktor, der im Schwimmbad neben ihr seine Bahnen zieht. Kann sie Ida allein bei der kranken Mutter lassen? Wird sie mit Viktor über das eine Thema sprechen, das sie nicht loslässt? Ein Roman über Verbindung und Befreiung, Entgleisung und Entwicklung. So echt und nah erzählt, als säße man in der engen Küche und schnappte sich eins der überfahrenen Radieschen. Ein Roman über zwei oder mehr, die über sich selbst hinauswachsen.
In Kürze erscheint „Windstärke 17“, das zweite Werk von Caroline Wahl und die Fortsetzung des Erfolgsromans „22 Bahnen“. Dieser erhielt u.a. die Auszeichnung „Familienroman 2023“. Am Welttag des Buches, 23. April, beginnt in Südtirols Bibliotheken die Sommerleseaktion „Liesmich/Leggimi 2024“. „22 Bahnen“ steht auf der Liste und liegt somit in allen Bibliotheken griffbereit.
Maria Raffeiner