Laas - Die Lasa Marmo scheucht mit ihrer Ankündigung, 30 Angestellte in die Lohnausgleichskasse schicken zu müssen, viele Geister auf. Der Ball wird auch in Richtung Fraktion Laas geschossen. Es geht darum, für die Zukunft des Marmorabbaues diverse Nüsse zu knacken.
von Erwin Bernhart
Es ist ungewöhnlich und irritierend, dass ein Betrieb bekannt gibt, dass er plant, Mitarbeiter in den Lohnausgleich überstellen zu wollen. Die Lasa Marmo lässt es über ihren Betriebssprecher Thomas Sigmund so formulieren: „Lasa Marmo GmbH plant Lohnausgleich für Mitarbeiter“.
Wir geben die Stellungnahme der Lasa Marmo GmbH vollinhaltlich wieder:
„Die Entscheidung, einen Teil der Belegschaft in die Lohnausgleichskasse zu überstellen, ist schmerzhaft, aber notwendig, um das Überleben des Unternehmens und den Produktionsstandort in Laas zu sichern. Die Lasa Marmo GmbH setzt alles daran, Lösungen zu finden, um die Zukunft des Laaser Marmorwerks zu sichern und die Geschichte des „Weißen Goldes“ von Laas fortzusetzen.
Das Marmorvorkommen in Laas ist bekanntermaßen eines der größten und schönsten weltweit. Die Lasa Marmo GmbH, bekannt für den Abbau und die Verarbeitung des wertvollen weißen Marmors in Laas. Im Weißwasserbruch (1.550 m) ist der begehrte weiße Marmor die Grundlage des Produktionsstandorts Laas, wo die Lasa im Laufe der Jahre hohe Kompetenzen und Fertigkeiten aufgebaut hat und sich international auf dem Weltmarkt einen Namen gemacht hat.
Der derzeit als einziger Bruch im Laaser Tal aktiv bewirtschaftete Weißwasserbruch (im Besitz der Eigenverwaltung Bürgerlicher Nutzungsrechte Laas/Hauptort), leidet bereits seit mehreren Jahren unter massiver Ressourcenknappheit an weißem Marmor.
Diese Situation ist seit 2019 bestens bekannt und dokumentiert. Aufgrund des Mangels an ausreichendem Mengenvorkommen von weißem Marmor im Weißwasserbruch konnten bereits zwei Großaufträge nicht in der geforderten Qualität garantiert und angenommen werden. Der entsprechende Umsatz fehlt nun. Die Lasa spürt aber auch deutlich die Folgen der Krise in der globalen Baukonjunktur sowie die veränderte weltwirtschaftliche Lage.
Um den Produktionsstandort Laas und die Arbeitsplätze zu sichern, ist es jedoch unerlässlich, dass sich die Lasa Marmo wieder Zugang zum klassischen „Weißen Gold“ verschafft. Probebohrungen haben ergeben, dass im hinteren Bereich des Weißwasserbruchs das „Weiße Gold“ wieder zu finden ist. Derzeit treiben wir mit Hochdruck Stollen in diese Bereiche vor.
Die Erschließung weiterer Brüche mit einem erheblichen Vorkommen des „Weißen Goldes“ ist für den Produktionsstandort Laas unverzichtbar. Sie ermöglicht eine Absicherung der Laaser Marmorindustrie und die Absicherung von Arbeitsplätzen über Generationen hinweg. Die Lasa Marmo GmbH betont die Dringlichkeit der Situation und schlägt vor, dass die Eigenverwaltung B.N.R. und die Gemeinde Laas mit einem Schulterschluss zur Bewältigung der ernsten und prekären Lage konstruktiv auf die Bedürfnisse und Notwendigkeiten des Unternehmens zur langfristigen Sicherung der Marmorgewinnung in ihrer Gemeinde eingehen.“
Im letzten Absatz sind zwei erklärungsbedürftige Feststellungen enthalten und diese bedürfen einer Nachforschung. Was heißt „Die Erschließung weiterer Brüche (...) ist unverzichtbar.“? Tatsächlich hat die Lasa Marmo bereits eine Neuerkundung vorangetrieben und zwar einen Tunnel bis zum Tarneller Brigglbruch. Allerdings, so sagt es Thomas Sigmund, wurden dort geologische Verwerfungen sichtbar, mit zerklüftetem Material. Ein Vorkommen von „weißem Gold“, also von rein weißem Marmor oder zumindest eines „venato“ konnte nicht festgestellt werden. Der Brigglbruch ist demnach eine wirtschaftliche Sackgasse. Dahinter liegt die Nesslwand. Eine Erschließung dieses Vorkommens über eine Straße in Richtung Laaser Tal wurde 2022 abgelehnt. Mit dabei bei diesen Verhandlungen waren Forstbehörden und der Nationalpark und der Landesgeologe Volkmar Mair.
Die einzige Alternative an den Marmor der Nesslwand zu kommen ist ein interner Stollen von einer Länge von rund 800 Metern. Um an den oberen Teil des Marmors zu kommen, müsste da eine Steigung von 70 % überwunden werden. „Man müsste eine Art Spirale nach oben anlegen“, formuliert es Sigmund, der seit 7 Jahren als Berater in freier Mitarbeit bei der Lasa tätig und zum Unternehmenssprecher für die aktuelle Situtation ernannt ist. Das Spiral-Unterfangen wird auf Erschließungskosten von rund 6 Millionen Euro veranschlagt und würde einen geschätzten Zeitraum von 6 Jahren in Anspruch nehmen. Zudem ist die Qualität des Marmors in der Nesslwand ungewiss. Es gibt keine Probebohrungen. Man müsste sich da auf historische Quellen stützen.
Also ist die Erschließung der Nesslwand nicht wirklich im Fokus der Lasa Marmo.
Im Fokus der Lasa ist ein ganz anderes Vorkommen: die Jennwand. Dort hat die Lasa Marmo über die Lechner Marmor AG die Mehrheit an einem privaten Schürfrecht mit einer Bergbaukonzession mit einem unglaublichen Abbauvolumen von 400.000 m3 in zehn Jahren. Diese Bergbaukonzession verfällt im Mai 2024. Von daher wird das vehemente Drängen der Lasa erst verständlich. Seit 2019 sind Gemeinde und Eigenverwaltung Laas von den Wünschen der Lasa in Kenntnis. Die Lasa stellt sich einen Forstweg hinauf auf die Jennwand vor. Der Grund auf dem diese Straße verlaufen sollte, gehört der Fraktion Laas. Die Lasa hat der Fraktion um Fraktionspräsident Oswald Angerer den Vorschlag unterbreitet, die Fraktion solle die Straße bauen und finanzieren und im Gegenzug soll die Fraktion finanziell in die Wertschöpfung des Jennwand-Marmors finanziell eingebunden werden.
„Von der Eigenverwaltung haben wir bis heute keine Antwort auf unser Angebot bekommen“, sagt Thomas Sigmund. Deshalb wohl die Formulierung „Die Lasa Marmo (...) schlägt vor, dass Fraktion und Gemeinde mit einem Schulterschluss auf die Bedürfnisse des Unternehmens eingehen.“ Dazu muss man wissen, dass sich die Lasa einen möglichen Weg zur Jennwand durch die Stilllegung der Schrägbahn selbst verbaut hat. Denn mit einer bereits vorhandenen Seilbahn zum Jennbruch und mit der Auflage in der Bergbaukonzession, für den Abtransport die Schrägbahn benutzen zu müssen, wäre ein Abtransport vorhanden gewesen.
„Wir haben den Aktionären vor einem Monat geschrieben und ein Gesamtkonzept - alle Problematiken des Marmorabbaues, des Transportes, des Abraumes usw. - angefordert. Wir haben keine Antwort erhalten“, sagt Oswald Angerer. Damit hat Angerer den Ball wieder an die Lasa zurückgeschossen.
Angerer war mit seinem Fraktionsausschuss am Dienstag, den 21. November bei einer Lagebesprechung mit dem Lasa-Generaldirektor Graf Paul (per Video zugeschaltet), dem Lasa-Betriebsdirektor Erich Tscholl und BMin Verena Tröger und Gemeindereferentin Elfi Kirmair dabei. Es sei zunächst sehr emotional zugegangen. Angerer habe seinem Ärger Luft gemacht, dass man die Kurzarbeitspläne aus der Presse erfahren musste.
Aus der Lasa-Chefetage heißt es, dass es nichts nütze, heiße oder faule Kartoffeln hin- und herzuschieben. Ziel sei es, im Schulterschluss mit Gemeinde und Fraktion die Probleme zu lösen.
Ein nächstes Treffen ist anberaumt. Am 7. Dezember soll in Präsenz aller Beteiligten über die Problematik weitergesprochen werden. Geht es nach den Verantwortlichen in der Lasa, soll eine Entscheidung noch vor Weihnachten getroffen werden.
Die Lasa möchte die Nuss knacken und mit einer Straße die Jennwand erschließen. In Laas wird entgegengeschleudert: man wolle kein zweites Carrara.