Schlanders - Für die Gemeindeverwaltung von Schlanders scheint alles klar zu sein. Die drei großen Gebäudekomplexe der alten Drususkaserne müssen niedergerissen werden, damit auf dem 3 ha großen Gelände 150 Wohnungen für rund 500 Personen gebaut werden können. Die Nachhaltigkeitsdebatte, der Green Deel der EU und das Neue Europäische Bauhaus weisen in eine andere Richtung. Es soll eine europäische Renovierungswelle auslösen und die EU zu einem Spitzenreiter in der Kreislaufwirtschaft machen.
von Heinrich Zoderer
40 Architekturstudenten der Universitäten Bologna, Wien, Leuven, Lissabon und Ljubljana haben zusammen mit ihren Professoren vom 9. bis 18. Februar im Rahmen eines EU-Projektes Erasmus+ in vier Arbeitsgruppen beim Architekturworkshop „Demilitarise Gently”, der Sanften Entmilitarisierung, das ganze Gelände vermessen und konkrete Ideen für eine Umnutzung bzw. Sanierung erarbeitet. Bei der öffentlichen Präsentation der Arbeiten am 18. Februar war niemand vom Gemeindeausschuss anwesend. In der Zwischenzeit arbeiten die beiden Architekturstudenten Michael Rollmann und Gina Braun von der Universität Wien an ihrer Masterarbeit zum Thema „Revitalisierung eines Kasernenleerstands“. Im Rahmen der Projektmesse „Europa in meiner Region“ wurden am 23. September die Ergebnisse der Workshops nochmals vorgestellt. Auch die beiden Studenten haben die Zwischenergebnisse ihrer Masterarbeiten präsentiert. Anwesend war ein Beamter vom Gemeindebauamt, wiederum abwesend waren die politischen Amtsträger der Gemeinde. Lorenzo De Chiffre von der TU Wien erläuterte die Ergebnisse der vier Arbeitsgruppen. De Chiffre und zwei Professorinnen aus Bologna sprachen von einem Paradigmawechsel im Bauwesen. Es geht darum ressourcenschonend zu bauen, vom Bestand auszugehen und das Nutzungspotenzial zu erkunden. Auch durch den europäischen Green Deal und das „Neue Europäische Bauhaus“ soll ein neuer Lebensstil geschaffen werden, der Nachhaltigkeit mit gutem Design in Einklang bringt, weniger Kohlenstoff benötigt und inklusiv und erschwinglich für alle ist, so die Kommissionspräsidentin. In diesem Sinne ist Rollman von dem Material ausgegangen was da ist: Marmor, Natursteine, Kalk und nachwachsende Rohstoffe wie Holz oder Hanf. Rollman hat unter soziologischen Gesichtspunkten Konzepte für ein neues Zentrum im Kasernenareal entworfen. Gina Braun hat Gespräche mit verschiedenen Personen geführt. Es braucht flexible Module, die austauschbar sind, denn wir wissen nicht, was wir in 20 Jahren brauchen, so die junge Studentin. Die alten Gebäude sind in einem guten Bestand, nutzen wir das, so die Meinung der Professoren und Studenten. Ob die Gemeindeverwaltung zum Neudenken und Umdenken bereit ist, oder sich wenigstens die Vorschläge der Studenten anschaut?