Rabland/Bozen - Am 14. August stand Raphael „Raffi“ Kofler in der Startelf des FC Südtirol im Marassi-Stadion von Genua beim Italienpokalspiel gegen Sampdoria. Auch in den ersten drei Serie B-Partien der neuen Saison gegen La Spezia, Feralpisalò und Ascoli gab Trainer Pierpaolo Bisoli dem 18jährigen das Vertrauen und stellte ihn in der Startformation ins Mittelfeld. Inzwischen unterschrieb der in Rabland wohnhafte, 1,93 Meter große Spieler, seinen ersten Profivertrag.
Vinschgerwind: Raffi, 85 Minuten im Italienpokal im Stadio Marassi gegen Sampdoria, Stammspieler in der Serie B in den ersten drei Spielen und jetzt ein Profivertrag mit fünf Jahren Laufzeit – wie fühlt sich das an?
Raphael „Raffi“ Kofler: Eigentlich wie im Traum. Bei Trainer Bisoli weiß man bis kurz vor dem Spiel nie, wer fix spielt. Als ich dann in Genua erfuhr, dass ich starte, war ich schon sehr nervös, aber es ist sehr gut gelaufen, nur schade, dass wir im Elfmeterschießen verloren haben. Beim ersten Heimspiel im Drususstadion gegen Meisterschaftsfavorit La Spezia war ich noch aufgeregter, schließlich waren viele mir bekannte Leute im Stadion. Aber auch dieses Spiel verlief mit dem 3:3 recht gut für uns. Für mich bedeutet der Profivertrag einen neuen Startpunkt und auch, dass ich weiter Vollgas geben muss.
Vinschgerwind: Bereits in der letzten Saison 2022/23 warst du vielfach bei den Profis dabei. Wie sind deine Eindrücke vom Profifußball und wo liegen die Unterschiede zum Jugendbereich?
Raphael Kofler: Ja, ich durfte bereits im Sommer 2022 mit ins Trainingslager und auch danach oft bei Trainings und Spielen der Profis dabei sein. Als beim ersten Serie B-Spiel in Brescia auf einmal Sky und Dazn in der Kabine waren und ich die Fangesänge im Stadion wahrnahm, war das schon beeindruckend und ich war nervös. Die Unterschiede liegen vor allen Dingen in der Intensität in Trainings und Spielen und in der Konzentration; Profis können sich auf den Punkt auf ihre Aufgaben fokussieren.
Vinschgerwind: Nimm uns mit auf deinen Weg zum Profifußballer ….
Raphael Kofler: Bis ich zehn war, habe ich in Partschins gespielt, zuletzt in der U10 von Daniel Schnitzer. Mit dem Team des VSS-Förderzentrum spielte ich beim Cordial Cup in St. Martin i.P.. Dort entdeckte mich der FCS-Scout Dino Ciresa und lud mich zu einigen Probetrainings nach Bozen ein. Im Sommer 2015 bin ich dann in die C-Jugend des FC Südtirol gewechselt. Von den Folgejahren war für mich vor allen Dingen jenes in der U17 unter Trainer Momy Hilmi sehr prägend. Wir gewannen die Meisterschaft und ich durfte das Team als Kapitän anführen. Letztes Jahr haben wir es dann in der Primavera 3 bis ins Play-Off-Finale geschafft.
Vinschgerwind: Was sind nun deine sportlichen Ziele in der laufenden Saison?
Raphael Kofler: Der Verein hat den Klassenerhalt als oberstes Ziel ausgegeben. Ich persönlich werde in jedem Training alles geben, um so viel Einsatzzeit als möglich zu bekommen. Es ist für mich jetzt wichtig, Erfahrung im Profifußball zu sammeln. Wie viel das ist, hängt hauptsächlich von mir selbst ab, denn der Trainer stellt immer nach seinem besten Wissen und Gewissen auf.
Vinschgerwind: Und wo siehst du dich in fünf Jahren?
Raphael Kofler: Mein Traum als Kind war es, einmal für den FC Südtirol als Profi zu spielen, das habe ich nun geschafft (lacht). Aber natürlich möchte ich, wie jeder junge Fußballer, mehr. Trainer Bisoli gibt vor allen Dingen uns Südtirolern in der Mannschaft immer wieder zu verstehen, wie stolz wir darauf sein können, dieses Trikot zu tragen. Ich möchte mich in der Mannschaft etablieren. Natürlich ist langfristig auch die Serie A ein Ziel, am liebsten mit dem FCS, das wäre das Top vom Top.
Vinschgerwind: Wer sind deine Vorbilder und was würdest du Jugendspielern mit auf den Weg geben, die Profi werden wollen?
Raphael Kofler: Im FCS-Jugendbereich war immer der Naturnser Jonas Heinz mein Vorbild, er war immer ein-zwei Schritte vor mir (hat seit 2022 einen Profivertrag beim FCS unterschrieben und ist nach Taranto in die Serie C ausgeliehen, A.d.R.). Momentan sind es vor allem unser Kapitän Fabian Tait und Andrea Masiello, beide sind Mentalitäts-Monster und geben in jedem Training Vollgas. Ich glaube, dass es für jeden jungen Spieler wichtig ist, Ziele zu haben, sich darauf zu fokussieren und hart an sich zu arbeiten. Ich habe immer versucht bodenständig zu bleiben und vor allen Dingen in schwierigen Momenten an mich zu glauben. Als Mensch geerdet zu bleiben, egal wie gut man Fußball spielen kann, hat mich vor allen Dingen mein Vater gelernt.
Vinschgerwind: Du bist nun der zweite Spieler aus der SpG Untervinschgau, der einen Profivertrag erhalten hat. Wie schätzt du das ein?
Raphael Kofler: Ich bin den Vereinen Partschins und Naturns sehr dankbar für alles, was ich von ihnen bekommen habe und dass ich auch ihre Strukturen für Trainings nutzen durfte. Sehr gefreut hat mich auch die positive Resonanz, um nicht zu sagen Euphorie, die ich in den letzten Wochen aus diesem Umfeld gespürt habe. Wenn ich Zeit habe, verfolge ich die Spiele dieser Vereine nach wie vor sehr gerne. Zudem möchte ich mich auch bei Brunner Karl bedanken, der mir im Bereich Krafttraining und Ernährung mit sehr guten Tipps weitergeholfen und immer ein offenes Ohr hat. Einen Dank meiner Familie und auch allen Personen die mich begleitet haben und ich nicht namentlich erwähnt habe. Auch sie haben ihren Beitrag geleistet.
Vinschgerwind: Raffi, herzlichen Dank für das Interview und alles Gute für deine Zukunft.
Interview: Günther Pföstl