Das Martinsheim Mals ist das größte Seniorenwohnheim im Vinschgau. In den vergangenen Monaten wurde es qualitativ und quantitativ erweitert. Der Bau ist ein Vorzeigeprojekt in vielerlei Hinsicht: Bauvorhaben, Zeitplan und Kostenrahmen waren ambitioniert und konnten eingehalten werden.
von Angelika Ploner
Das Martinsheim Mals war und ist ein offenes Haus. Alle sind hier herzlich willkommen. Diese Philosophie - die Kommunikation und gesellschaftliche Teilhabe - trägt auch der neue Zubau nach außen. Die Architektur desselben ist ein Fortschreiben des Bestandsbaus. Ein schlichter, moderner Bau mit einer klaren aber zurückhaltenden Architektur und einem Wohlfühl-Ambiente im Inneren ist entstanden. „Die Fassaden des Neubaus wurden als ruhige Lochfassaden mit großzügigen Fensteröffnungen und niedrigen Fensterbrüstungen ausgeführt“, erklärt Architekt Arnold Gapp. Die Transparenz war Gapp wichtig. Sie bietet den Bewohnern die Möglichkeit, Teil ihrer Umgebung zu sein und Sicht auf die Landschaft zu haben. Gelungen ist mit dem Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Martinsheim, der Gemeinde Mals und der Autonomen Provinz Bozen ein Vorzeigeprojekt. Mit der „Vision 2030“ hat das Martinsheim Mals, dessen Einzugsgebiet die vier Gemeinden Mals, Graun, Glurns und Taufers im Münstertal umfasst, bereits vor mehreren Jahren die Weichen dafür gestellt.
Die Bauzeit
„Wir sind Anfang März 2020 mit der Bauübergabe gestartet, nach einer Woche kam der Corona-Lockdown und hat uns für zwei Monate die Baustelle gestoppt“, erklärt Konrad Raffeiner, der Präsident des Martinsheims. Der Winter 2020/2021 war sehr schneereich und kalt. Auch das hatte zwei Monate Baustopp zur Folge. „Im April 2022 waren die Bauarbeiten dann abgeschlossen“, blickt Raffeiner zurück. Der normale Termin für Bauende wäre der Oktober 2022 gewesen, die Arbeiten konnten trotz Corona-Lockdown und Winterpause sechs Monate früher als geplant beendet werden. „Die Handwerker haben alle sehr gut gearbeitet und ausgezeichnet zusammengearbeitet. Es ging alles Hand in Hand“, bestätigt auch die Direktorin des Martinsheims Roswitha Rinner.
Die definierten und genehmigten Gesamtkosten von 8,1 Millionen konnten eingehalten werden. Trotz Preissteigerungen. Diese teilen sich das Land mit 2,8 Millionen, die Gemeinden mit 3,344 Millionen und das Martinsheim. Verbaut wurden insgesamt 28.440 Kubikmeter, 20.400 Kubikmeter im Bestand, 8.000 Kubikmeter im Erweiterungsteil.
Der Zubau
Dazu gekommen sind mit der Erweiterung 30 Einbettzimmer. „In Zukunft stehen im Martinsheim damit 100 Heimplätze zur Aufnahme bereit“, sagt Direktorin Roswitha Rinner dem Vinschgerwind. Bisher hatte man 83 akkreditierte Betten. Man hat nicht nur quantitativ mit den dazugewonnen 30 Betten räumlich aufgerüstet, sondern auch qualitativ, indem man im Bestandsgebäude Zweibettzimmer abgebaut hat. In Summe stehen nach den Bauarbeiten nun 68 Einbettzimmer und 16 Zweibettzimmer zur Verfügung. Damit ist das Martinsheim das größte Seniorenwohnheim im Vinschgau. Vom Eingangsbereich aus gelangen die Bewohner über ein klares, überschaubares und intuitives Wegenetz, das zusammen mit Herbert Schönweger erneuert wird, in die verschiedenen Geschosse. Aufgrund der Anordnung und der Blickbeziehung in den Innenhof fällt die Orientierung sehr leicht.
Erdgeschoss
Der Erweiterungsbau schafft durch seine Stellung einen neuen zentral ausgerichteten Freiraum. Dieser wurde so gestaltet, dass sich die Menschen mit Demenz dort frei bewegen können. Es wurde bewusst auf das Anlegen von Wegen verzichtet. Auf diese Weise ist der gesamte Platz auf sichere Art begehbar.
„Das ist ein sicherer Bereich
im Außenbereich“
sagt Roswitha Rinner. Der Garten vermittelt ein Gefühl von Ruhe, Geborgenheit – und Sicherheit. Sicherheitstechnisch ist das neue Martinsheim überhaupt auf dem neuesten Stand der Technik: von der Schwesternrufanlage bis zur Evakuierungsanlage, der Zutrittskontrolle bis hin zu Erkennungsanlage, vor allem für Menschen mit Demenz sicherheitstechnisch besonders wertvoll.
Das architektonische Konzept maximiert den natürlichen Lichteinfall – dadurch bekommen die Innenräume hier im Wohnbereich für Menschen mit Demenz eine hohe Qualität. Außerdem sind die Zimmer großzügig geschnitten, südseitig ausgerichtet, hell und lichtdurchflutet. Gapp: „Die Fassaden zum neuen Hofbereich sind möglichst transparent, ähnlich einer Wintergartenverglasung ausgeführt, um die gesellschaftliche Teilhabe der Heimbewohner am Leben zu ermöglichen.“ Alle Bewohnerzimmer haben einen direkten Zugang zum Garten.
Neben dem Wohnbereich für demenzkranke Menschen befinden sich im Erdgeschoss die Rezeption, die Pflegedienstleitung, der denkmalgeschützte Bereich mit Kirche, die Stube für die Tagespflege, die Verwaltungsbüros, das Ärzteambulatorium der Gemeinde Mals und die Bar samt Innenhof im Bestandsgebäude, der neu möbliert wurde. Den Bardienst übernehmen jeden Tag freiwillige Helfer. Der Bestandsinnenhof zeigt sich wie ein Atrium und ist - mit direktem Anschluss an die Bar - das kommunikative Zentrum des Hauses, lädt ein, sich dort aufzuhalten und die neue Atmosphäre auszukosten.
Das Ober- und Dachgeschoss
Im Ober- und Dachgeschoss, die als reine Wohnbereiche fungieren, sind jeweils zwei der insgesamt fünf Wohneinheiten untergebracht. Momentan sind aber nur vier davon mit jeweils 20 Zimmern offen. Auf den verschiedenen Geschossen stehen fünf Betten für die Kurzzeitpflege zur Verfügung. Im Tagespflegheim stehen hingegen acht Plätze für die Pflege untertags bereit.
Das Untergeschoss
Sowohl intern als auch extern ist das Untergeschoss zugänglich. Die Reharäume (Physio-, Ergo- und Logopädie), ein Sitzungs- oder Schulungsraum, die Wäscherei, die Küche, der Mensadienst u.v.m. sind hier untergebracht. Das Martinsheim Mals verpflegt nicht nur die Heimbewohner, sondern bietet auch Essen auf Rädern, eine Seniorenmensa und die Schulausspeisung für die Malser Grundschüler an. Die Tiefgarage hier steht nun ausschließlich für den internen Gebrauch durch die eigenen Mitarbeiter und die Mitarbeiter des Sanitätsbetriebs zur Verfügung. Auf 104 MitarbeiterInnen beläuft sich - ganz nebenbei bemerkt - der derzeitig Mitarbeiterstand.
Innengestaltung
Holz verleiht den Zimmern Wärme und Gemütlichkeit. Für eine wohnliche Atmosphäre in den Fluren wie auch in den Zimmern sorgen Wandverkleidungen in Lärche, aber auch Holzfenster, über deren Brüstungen die Bewohner auch vom Bett aus noch gut ins Freie sehen können. Die Gemeinschaftsräume fungieren als offene Kommunikationsflächen, die durch ein vielfältiges organisatorisches Angebot ein angenehmes Miteinander bieten.
Auf jedem Stockwerk bietet ein gemauerter Ofen samt Ofenbank Heimeligkeit und Gemütlichkeit – vor allem im Winter. Und: Von der Terrasse aus genießen die Heimbewohner einen wunderbaren Ausblick auf die Malser Turmlandschaft und die umliegende Bergwelt. Auch die drei Aufzüge wurden im Bestandsgebäude ausgetauscht. Nun verfügt das Martinsheim über seilzugbetriebene Bettenaufzüge, die schneller sind und vor allem weniger Strom in der Nutzung verbrauchen.
Aussengestaltung
Apropos Strom. Das Dach des Zubaus trägt eine Photovoltaikanlage. Die installierte Leistung beträgt 90 Kilowattpeak. Dadurch können pro Jahr rund 108.000 kWh an Strom produziert und damit der Eigenverbrauch zu einem Drittel gedeckt werden. Durch diese Eigenproduktion reduzieren sich die Stromkosten erheblich. Die Produktion steht einem Verbrauch von etwa 360.000 – 370.000 Kilowattstunden pro Jahr gegenüber. Auch die Außenleuchten wurden im Zuge der Umgestaltungs-Arbeiten des Außenbereichs ausgetauscht und entsprechen nun den neuen Bestimmungen gegen die Lichtverschmutzung.
Wenn das Seniorenwohnheim auch auf drei Geschossen Platz für über 100 Heimbewohner aller Pflegestufen bietet, so beherbergt es derzeit lediglich 75 Heimbewohner. Der Personalnotstand lässt nicht mehr zu.
„Die Schweiz saugt uns das Personal ab“
sagt Konrad Raffeiner. Die Personalrekrutierung ist die Herausforderung der Zukunft. „Das bereitet uns wirklich Kopfzerbrechen“, so Raffeiner. Um das Martinsheim familienfreundlich zu gestalten und auf eine maximale Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf auszurichten, hat der audit-Rat im Juni 2023 dem ÖBPB Martinsheim Mals das Zertifikat „audit familieundberuf“ verliehen. Das ist ein Schritt von mehreren, um die Attraktivität des Martinsheims als Arbeitgeber zu steigern. „Im Jahr 2020 wurden im Einklang mit den Gewerkschaften weitere Teilzeitarbeitsverhältnisse (80 % und 85 %) eingeführt. Zudem wurde die Mensa für Kinder der Bediensteten aktiviert. „Wie im Vorspann verdeutlicht, sind aber weitere Bemühungen notwendig, um eine maximale Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf zu erreichen. Das Anbieten von Teilzeit-Arbeitsverhältnissen und die Mensa für Kinder der Bediensteten ist natürlich wichtig, aber nicht ausreichend, sofern nicht flankierende weitergehende Maßnahmen ergriffen werden“, so steht es im Sozialbericht des Martinsheims geschrieben. Auch das Qualitätssiegel RQA hat das Martinsheim erhalten, das die Förderung der Selbständigkeit und des Wohlbefindens der HeimbewohnerInnen untersucht.
Die Hausaufgaben sind also gemacht, damit „Aufenthalt und Arbeit in positiver Atmosphäre stattfinden können.“ (Arch. Gapp)
Die Geschichte
Die Spitalstiftung von Mals wurde im Jahre 1442 gegründet. Ein Ehepaar schenkte der Gemeinde Mals einen Grund für die Erbauung eines Armenhauses.
Im Jahre 1535 wurde dann das Hl. Geist Spital erbaut, das bis zum Jahre 1858arme und kranke Bürger der Gemeinde sowie Fremde, die auf der Durchreise erkrankten, aufnahmen. Das Spitalsvermögen bestand teils aus erhaltenen Stiftungen, teils aus Zuschüssen der Gemeinde Mals.
1858 kaufte und restaurierte die Gemeinde Mals das so genannte Gamperhaus und widmete es in ein Spital um. Das alte, nicht mehr geeignete Spitalsgebäude hatte damit ausgedient.
1865 übernahmen die Barmherzigen Schwestern aus Zams in Tirol die Verwaltung des Spitalhauses und die Verpflegung der Kranken.
Ab dem Jahr 1926 wurde die Stiftung von ernannten Mitgliedern des Wohlfahrtsamtes und der Gemeinde verwaltet.
1976 wurde das Haus durch den Umbau des Wirtschaftsgebäudes um dreißig Plätze erweitert und zu einem Alters- und Pflegeheim umstrukturiert.
Im Herbst 2004 fand der Umzug in das von den Gemeinden Mals, Graun, Glurns und Taufers neu erbaute Alters -und Pflegeheim „Martinsheim“ statt.
Das Heim wurde bis Juni 2008 von einer Stiftung geführt. Die Stiftung war eine öffentliche Körperschaft, die von einem Verwaltungsrat verwaltet wurde.
Ab Juli 2008 wurde die Stiftung „Martinsheim Mals“ infolge des Regionalgesetzes Nr. 7 aus dem Jahr 2005 in einen Öffentlichen Betrieb für Pflege und Betreuungsdienste (ÖBPB) umgewandelt.
Gelungener Zubau an das Seniorenwohnheim Martinsheim in Mals:
Ein Dankeschön an alle Beteiligten für die Weichenstellung in die Zukunft
Eine intensive Phase hat im Seniorenwohnheim Martinsheim Mals ihren Abschluss gefunden: Der erweiterte Bettentrakt zum Bestandsgebäude ist erfolgreich fertiggestellt worden. Diese bedeutende Erweiterung stellt einen Schritt in Richtung Zukunft dar, um unseren geschätzten Heimbewohnerinnen und Heimbewohnern noch bessere Pflege- und Wohnmöglichkeiten bieten zu können.
Das Projekt wurde nicht nur durch das Know-how und Engagement der beteiligten Techniker und Unternehmen ermöglicht, sondern auch dank des großen Verständnisses und der Geduld unserer Heimgäste und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter während der zweijährigen Bauphase.
Der demografische Wandel erfordert strukturelle Anpassungen in unseren Senioreneinrichtungen. Dieser neue Gebäudetrakt stellt unsere Antwort auf diese Herausforderungen dar. Mit modernen Einrichtungen und erweiterten Kapazitäten sind wir bereit, den steigenden Anforderungen gerecht zu werden und eine optimale Betreuung zu gewährleisten.
Wir möchten uns herzlich bei den Technikern, Unternehmen und allen Beteiligten bedanken, die mit ihrem Einsatz diesen Erfolg möglich gemacht haben.
Ein besonderer Dank gilt unseren Heimbewohnerinnen und Heimbewohnern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die während der Bauzeit Verständnis und Geduld bewiesen haben.
Ein weiteres Dankeschön gebührt den 4 Gemeinden des Einzugsgebiets (Mals, Graun, Glurns und Taufers) und dem Land Südtirol für ihre großzügige finanzielle Unterstützung. Ohne ihre Hilfe wäre dieser Schritt in die Zukunft nicht möglich gewesen und wir schätzen ihre Anerkennung der Bedeutung unseres Seniorenwohnheims für den gesamten Oberen Vinschgau.
Dieser neue Trakt symbolisiert für uns nicht nur räumliches Wachstum, sondern auch unsere Verpflichtung zu einem hohen Standard der Betreuung und des Wohlbefindens.
Wir schätzen die Unterstützung aller Beteiligten und sind stolz darauf, gemeinsam mit unseren Heimgästen, Mitarbeitenden und der ganzen Gemeinschaft diese neue Phase anzugehen.
Der Präsident
Konrad Raffeiner
Die Direktorin
Roswitha Rinner