Die Rückkehr der Bartgeier

geschrieben von
Die Wiederansiedlung der Bartgeier in den Alpen ist eine Erfolgsgeschichte. Der Bartgeierexperte David Jenny aus Graubünden berichtete über die Lebensweise der Bartgeier und das Wiederansiedlungsprojekt. Die Wiederansiedlung der Bartgeier in den Alpen ist eine Erfolgsgeschichte. Der Bartgeierexperte David Jenny aus Graubünden berichtete über die Lebensweise der Bartgeier und das Wiederansiedlungsprojekt.

Schlanders/Avimundus - Vor über 100 Jahren wurde 1913 der letzte Alpenbartgeier im Aostatal getötet. Im Jahre 1986 wurde das Wiederansiedelungsprojekt gestartet und heute gibt es wieder rund 300 Bartgeier im Alpengebiet.
Am 27. Mai stand der Bartgeier im Mittelpunkt von zwei Veranstaltungen im Vinschgau. Am Vormittag gab es eine Exkursion zum Bartgeierhorst im Pfossental. Klaus Bliem vom Forstamt Schlanders führte 37 Personen von 4 bis 91 Jahren. Das Bartgeierpaar wurde beobachtete und allerlei Wissenswertes über das Brutverhalten und die Lebensweise wurde erzählt. Am Nachmittag konnte Birgith Unterthurner, die Leiterin des Besucherzentrums avimundus, den Bartgeierexperten David Jenny aus Graubünden begrüßen. Der Koordinator des Wiederansiedelungsprojektes informierte im Vogelmuseum sehr anschaulich und lebendig über die Besonderheiten des Bartgeiers und die Geschichte der Wiederansiedelung. Mit einer Flügelspannweite von fast drei Metern ist der Bartgeier der größte Brutvogel der Alpen. Als reiner Aasfresser ist er eine Besonderheit. Hauptsächlich frisst er die Knochen von toten Tieren. Obwohl Bartgeier nur ein Jungtier pro Jahr aufziehen, legen sie im Abstand von rund einer Woche zwei Eier. Die Konkurrenzsituation im Nest führt dazu, dass das stärkere Küken das schwächere in den ersten Lebenstagen drangsaliert und vom Fressen abdrängt bis dieses stirbt. Dieses Verhalten wird „Kainismus“ genannt. Das Wiederansiedlungsprojekt begann 1986 im Nationalpark Hohe Tauern. 1987 wurde ein junger Bartgeier in Hochsavojen (Frankreich), 1991 im Schweizer Nationalpark am Ofenpass und 1993 im Nationalpark Mercantour freigelassen. In den Jahren 1990 – 2000 gab es auch 11 Freilassungen von Jungvögeln im Schludertal in Martell. Bis zum Jahr 2022 wurden laut Stiftung Pro Bartgeier insgesamt 243 junge Bartgeier im Alpenraum ausgewildert. Rund 10 Jahre nach der ersten Freilassung erfolgte 1997 die erste Naturbrut in den Westalpen und 1998 in den Zentralalpen. Bis heute gab es insgesamt 402 Naturbruten, davon 96 in Graubünden und 77 im Stilfserjoch Nationalpark. In Südtirol gibt es 5 Bartgeierpaare im Martelltal, Trafoi, Planeil, im Pfossental und am Reschenpass. Im Martelltal gab es seit 2015 jedes Jahr ein Jungtier. 2022 gab es erstmals 1 Jungtiere von allen 5 Paaren. Durch DNA-Analysen kann heute das Verbreitungsgebiet und der Verwandtschaftsgrad der Bartgeier ermittelt werden. Es gibt lange Partnerschaften, aber auch Partnerwechsel, Polygamie und Inzucht. David Jenny berichtete von Luftkämpfen zwischen Steinadlern und Bartgeiern, von illegalen Abschüssen, Stromschlägen und Bleivergiftungen. Der Bartgeier ist nach David Jenny zum Sympathieträger für den Naturschutz geworden. (hzg)

Gelesen 966 mal

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Ausgaben zum Blättern

titel 23-24

titel Vinschgerwind 22-24

titel vinschgerwind 21-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.