Grenzwache zum Schutze der Bevölkerung

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«pattuglie miste» mit den Carabinieri Taufers und der Kantonspolizei Graubünden vor dem Kloster St. Johann in Müstair «pattuglie miste» mit den Carabinieri Taufers und der Kantonspolizei Graubünden vor dem Kloster St. Johann in Müstair

Braucht es eine Grenzwache? Diese Frage beschäftigt zurzeit die Gemeinde Val Müstair intensiv. Mit einem Stellenabbau beim Grenzübergang Müstair würde man nicht nur der Abwanderung aus der Talschaft Vorschub leisten, auch die Sicherheit für die Bevölkerung wäre nicht mehr im gleichen Masse vorhanden.

von Annelise Albertin

Als im März 2020 die Grenzen zu den Nachbarstaaten wegen der Pandemie über mehrere Wochen gesperrt wurden, rückte die Schranke zwischen Müstair CH und Taufers IT wieder vermehrt ins Bewusstsein der einheimischen Bevölkerung. Von heute auf morgen gab es erneut dieses Hier und Drüben. Familien, Paare, Freunde konnten sich lange Zeit nur noch virtuell sehen. Die Grenze war geschlossen, passierbar nur für die Grenzgänger, welche täglich vom Vinschgau ins Val Müsair oder Engadin zur Arbeit einreisen. Nachdem das Schengenabkommen den Personenverkehr an der Grenze wesentlich erleichtert hat und grundsätzlich an den Binnengrenzen keine systematischen s6 Dazi Muestair aaPersonenkontrollen mehr durchgeführt werden, fährt man, manchmal auch mehrmals am Tag, frei und zügig von einem Land ins andere, wenn die Vorschriften für das Einführen von Waren eingehalten sind. Corona hatte diese Freiheit über längere Zeit drastisch eingeschränkt und klar gemacht, dass trotz aller grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in vielen Bereichen die Trennlinie da ist. Eine Trennlinie zum Schutze der Bevölkerung. Ein Schutz vor illegalen Grenzübertritten, unerlaubten Wareneinfuhren nicht zuletzt auch Betäubungsmitteln, fahruntüchtigen Verkehrsteilnehmern oder Fahrzeugen, die Aufzählung ist nicht abschliessend.
Ein Grenzwächter verfügt aufgrund seiner Ausbildung und Erfahrung über eine geübte Intuition im Erfassen von unerlaubten Grenzübertritten. Seine ausserordentliche Beobachtungsgabe, sein blitzschnelles aber besonnenes Agieren im Verdachtsfalle sind Eigenschaften, die einen Grenzwächter auszeichnen.
Ein Tag bei der Grenzwache Müstair

Es ist Mittwochmorgen halb acht Uhr, das Einsatzteam findet sich zum Briefing durch den Einsatzleiter ein. Unterstützt wird das Team Müstair heute von Zollspezialisten vom Stützpunkt Samedan. «Die Nacht war ohne besondere Vorkommnisse», berichtet der Einsatzleiter. Er setzt die Mitarbeiter ins Bild, welche Transporte und die damit verbundenen Handelswarenkontrollen angemeldet sind. Weiter stehen an diesem Tag mobile Einsätze im Inland sowie die «pattuglie miste» zusammen mit den Carabinieri Taufers und der Kantonspolizei Graubünden auf dem Programm. Nebst diesen Spezialeinsätzen muss der Grenzposten Müstair ganztägig besetzt sein.

Die erste Fahrzeugkontrolle lässt nicht lange auf sich warten. Fahrer und Fahrzeug werden auf die Seite genommen, Verdacht auf Verstoss gegen das Betäubungsmittelgesetz. Und hier kommt nun «Linus» zum Einsatz. Der auf Betäubungsmittel trainierte Labrador gehört dem Bund, wird aber von einem Grenzwächter als Familienhund zu Hause gehalten, betreut und trainiert. «Linus» bekommt zum Schutz vor Beschädigungen am Fahrzeug und Verletzungen Pantöffelchen über die Pfoten gestreift. Sein Herrchen führt ihn an der Leine rund um das Auto, er beschnüffelt die Reifen, den Kofferraum und das Innere des Autos ausgiebig. Das Auto wird auf die Hebebühne gehoben, um s6 Beschau Fleisch BAZGauch den unteren Teil inspizieren zu können. Inzwischen wird der Fahrer «gefilzt», was bedeutet, dass er und sein Gepäck aufs Genauste kontrolliert werden. Es wird ein Drogentest durchgeführt. Würde sich der Verdacht verhärten, müsste er an die Kantonspolizei übergeben werden. Im vorliegenden Falle konnte der Fahrer seine Reise nach einer knappen Stunde fortsetzen.

Weitere Fahrzeuge werden auf Fahrtüchtigkeit und unerlaubte Wareneinfuhr überprüft. Heute ist es ruhig. Die kontrollierten Personen zeigen sich kooperativ, was nicht immer der Fall ist. Zeitnot und Unverständnis erzeugen manchmal Widerwillen, die Grenzwächter bewahren Ruhe und entschärfen so manche Eskalation.
Der angekündigte Warentransport kommt an. Das Transportfahrzeug wird in die für Kontrollzwecke vorgesehene Garage gefahren, wo jetzt der Zollspezialist anhand der Warenliste, die er vom Spediteur erhalten hat, die Ladung unter die Lupe nimmt. Die Kartons werden geöffnet, der Inhalt gewogen und gezählt, die Ware mit den Angaben auf der Liste abgeglichen. Eine akribische Arbeit, die volle Konzentration erfordert. Auch hier zeigt sich der Lieferant äusserst kooperativ, er hat nichts zu verbergen und begegnet den Zollbeamten mit Respekt. Er weiss, sie tun ihre Pflicht.
Gegen 10 Uhr 30 treffen der für die «pattuglie miste» abberufene Polizist der Kantonspolizei Graubünden und die Carabinieri aus dem Südtirol auf der Schweizer Seite der Grenze ein. Sie werden begleitet vom Kommandanten der Carabinieri Kompanie Schlanders. In ihren schmucken, schwarzen Uniformen geben die italienischen Staatsangestellten ein imposantes Bild und ihre Präsenz unterstreicht die Bedeutung des geplanten Einsatzes. Seit Juli 2020 führen die zum Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) gehörende Grenzwache, die Kantonspolizei Graubünden und die Carabinieri grenzüberschreitende Kontrollen durch, «pattuglie miste», gemischte Patrouillen genannt. An diesem Vormittag kontrollieren sie im Val Müstair an unterschiedlichen Orten etliche Fahrzeuge. Die Fahrzeuglenker müssen den Identitäsausweis sowie Führer- und Fahrzeugausweis vorlegen. Die Motorfahrzeuge werden auf ihre Fahrtüchtigkeit und auf mitgeführte Waren inspiziert. Betrifft die Kontrolle ein Fahrzeug mit italienischen Nummernschildern, kommen die Carabinieri zum Einsatz, die sich sonst im Hintergrund halten. Solche «pattuglie miste» finden regelmässig im Wechsel im jeweiligen Land statt.
Nach einer kurzen Mittagspause fährt ein Grenzwachteam auf den Ofenpass zum mobilen Einsatz. Verstärkung erhalten sie vom Kollegen des Grenzpostens La Drossa. Die Fahrzeuglenker müssen den Kofferraum öffnen und ihr Gepäck offenlegen. Es sind vorwiegend Reisende aus dem Livigno mit tschechischen Nummernschildern. Auch der Linienbus aus Livigno wird angehalten und die Passagiere müssen ihr Gepäck vorzeigen. Eine Touristin führt zu viele Zigaretten mit. Sie muss aussteigen und die Zollgebühr sowie eine Busse bezahlen. Der Bus ist inzwischen weitergefahren, der nächste Linienbus kommt erst in zwei Stunden vorbei. Es ist ihr Glück, dass sie von einer Privatperson bis nach Zernez mitgenommen werden kann.
Der Tag ist bereits fortgeschritten, das Einsatzteam trifft sich am Grenzposten Müstair zum Debriefing. Es war ein intensiver Arbeitstag, der von allen Beteiligten viel Fingerspitzengefühl, Flexibilität und nicht zuletzt auch körperlichen Einsatz gefordert hat.

Das BAZG (Bundesamt für Zoll- und Grenzsicherheit), der Mitarbeiterstab der Lokalebene Zoll Graubünden, die Mitarbeiter der Kantonspolizei Graubünden und die Carabinieri haben keine Mühe gescheut, für die vorliegende Reportage einen umfassenden Einblick in ihre Tätigkeit zum Schutze der Bevölkerung zu ermöglichen. Ihnen allen gebührt grossen Dank, grazia fich, grazie mille!

 

Sorglos durch den Zoll: Seit 2018 können private Importe von überall online angemeldet und mit wenigen Klicks bezahlt werden
(www.quickzoll.admin.ch).
Ein fortschrittlicher Service, der Privatpersonen den Grenzübertritt mit Waren wesentlich erleichtert.

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