Schlanders erzählt... Märchenherbst

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Geschichten aus Feuer

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Raimund Rechenmacher begrüßte Selma Mahlknecht und Kurt Gritsch Raimund Rechenmacher begrüßte Selma Mahlknecht und Kurt Gritsch

Schlanders/Buchbesprechung - 1872 war das Jahr des schrecklichen Feuers von Zernez. Selma Mahlknecht, Schriftstellerin aus Plaus und seit 2012 in Zernez wohnhaft, war zum 150. Jahrestag des Dorfbrandes mit einem literarischen Werk beauftragt worden. In der Bibliothek Schlandersburg hat sie „Fö. Zernezer Feuer“ erstmals vorgestellt. Sie sprach über den Entstehungsprozess und die damit verbundene Recherchearbeit. Historische Fotos und der Austausch mit Zernezer:innen seien hilfreich gewesen. In wenigen Monaten hatte sie das Werk abgeschlossen. Ihr 13tes, dazu kommen über 20 Theaterstücke.
Die vorgetragenen Textstellen überzeugten die Zuhörer:innen davon, dass die Erzählungen aus „Fö“ zwar erfunden, aber dennoch authentisch sind. Sie sind hineingemessen ins Jahrzehnt, in dem sie spielen. Die Lesung umrahmte die Autorin selbst, indem sie sich als Sängerin und Liedermacherin bewies. Kurt Gritsch begleitete sie an der Gitarre.
In „Fö“ lernen wir die Entwicklung von Menschen und damit des Dorfes Zernez kennen. Verschiedene Sprachen klingen an, um die Vielfalt im Engadin sichtbar zu machen. Die fünf Erzählungen mit Pro- und Epilog sind auf Deutsch geschrieben, zahlreiche romanische Wörter in der Variante Vallader durchziehen sie. Italienisch, Tirolerisch und Portugiesisch repräsentieren weitere Sprachgruppen. Bedeutend ist das Feuer, jedoch nicht in seiner grauenhaften Form. Es leuchtet die über vier Generationen gespannte Familiensaga aus, von 1911 bis in die Gegenwart. La linterna (Laterne), La sbrinzla (Funke), Las chandailas (Kerzen), La chadafö (Küche, Haus des Feuers) und La fuschella (Fackel) lauten die Titel der Feuerminiaturen. Sie setzen nach dem großen Brand ein und seien „ein glimmendes, kein loderndes Feuer als Gegenentwurf zum großen Feuer“, wie es die Autorin bei der Lesung ausdrückte. Als Verbindung, als Aufbruch, als Hoffnung, als Neubeginn, als Emotion, als Unsicherheit, als Widerstand könnten die Flämmchen gedeutet werden. Scheinbar nebenbei erfahren die Lesenden, was sich rund um die Familie an natürlichen oder menschlichen Katastrophen ereignet. Umwälzungen wie der beginnende touristische Ausbau und das späte Frauenstimmrecht sind Etappen, die aus „Fö“ blitzen. Mahlknecht macht fühlbar, was in den fein ausgearbeiteten Figuren schwelt und sticht. Mit ihren Feuergeschichten weckt sie die Neugier auf Zernez, das wie viele Vinschger Dörfer nach einem Dorfbrand neu zu beginnen hatte. Feuer entfaltet Kraft, „Fö“ auch.
Maria Raffeiner

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