Alte Meister und sein Kritiker

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Beim letzten Theaterstück des Südtiroler Kulturinstituts in dieser Theatersaison wurde das Prosastück „Alte Meister“ von Thomas Bernhard in einer Bearbeitung von Dušan David Pařízek durch die beiden Schauspieler Lukas Holzhausen und Rainer Galke in Schlanders aufgeführt. Beim letzten Theaterstück des Südtiroler Kulturinstituts in dieser Theatersaison wurde das Prosastück „Alte Meister“ von Thomas Bernhard in einer Bearbeitung von Dušan David Pařízek durch die beiden Schauspieler Lukas Holzhausen und Rainer Galke in Schlanders aufgeführt.

Schlanders/Südtiroler Kulturinstitut - Der österreichische Schriftsteller Thomas Bernhard (1931 – 1989) bezeichnet sein 1985 erschienenes Prosawerk „Alte Meister“ als Komödie. Vor allem ist es aber ein wortgewaltiges Konstrukt voller Sarkasmus, Kritik und Wut. Das Werk enthält Pauschalvorwürfe gegen die Habsburger, den Staat, die Kirche, die Kunstkritiker, die Künstler und ganz Österreich, das sich nach Bernhard vor allem durch seine Verlogenheit auszeichnet. Hinter dieser Wut steckt die tiefe Trauer des Autors über den Tod seines „Lebensmenschen“ und seine kindlichen Verletzungen als uneheliches Kind, das mit dem Gefühl aufgewachsen ist, von der Mutter alleingelassen, ungeliebt und unerwünscht und von seinem Vater verleugnet worden zu sein. Dušan David Pařízek hat das Prosawerk für die Bühne bearbeitet und 2015 wurde das Bühnenstück vom Volkstheater Wien mit großem Erfolg inszeniert. Nach einer 6-jährigen Pause wurde die Tourneeproduktion am 22. März im Kulturhaus von Schlanders erstmals aufgeführt. Lukas Holzhausen spielte die Rolle des Musikphilosophen Reger und Rainer Galke den Museumswärter Irrsigler. Reger kommt seit über dreißig Jahren mit zwanghafter Regelmäßigkeit in das Kunsthistorische Museum in Wien. An jedem zweiten Tag sitzt er für zwei Stunden auf einer Sitzbank im „Bordone-Saal“, um dort Tintorettos Bildnis eines weißbärtigen Mannes zu betrachten. Er sucht im Bild nach Fehlern, denn das Vollkommene gibt es nach Regers Auffassung nicht, weil wir das Vollkommene nicht aushalten. Aber eigentlich kommt er ins Museum und sitzt auf der Bank, um seiner verstorbenen Frau nahe zu sein. Hier hat er seine Frau kennen gelernt und nun plagt ihn die Einsamkeit. Der Museumswärter Irrsigler hält die Bank für Reger frei. Die beiden reden miteinander, aber es ist kein Dialog, sondern es sind Monologe. Irrsigler hat keine eigene Meinung, er hat aber die Ansichten über Kunst und Gesellschaft von Reger verinnerlicht und kann sie genauso sicher wiedergeben wie Reger selbst. So wirken die Gespräche komisch und witzig zugleich. (hzg)

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