Mit freundlichem “Grüß Gott“ begrüßt Pfarrer Hurton viele Besucher und Telefonanrufer
an diesem besonderen 25. März in seiner kleinen Wohnung in Sulden.
von Cornelia Knoll
Zusammen mit seiner langjährigen Pfarrhäuserin Alma empfängt er Gratulanten die ihm zu seinem 95. Geburtstag gratulieren, Kuchen, und Blumen bringen und ihm Gottes Segen und viele gesunde Jahre in seiner zweiten Heimat Sulden wünschen.
Seine erste Heimat liegt in der ehemaligen Tschechoslowakai wo er am 25. März in einer liebevollen Arbeiterfamilie aufgewachsen ist.
Josef Hurton wollte eigentlich Arzt werden und begab sich voller Hoffnung auf eine gute Zukunft nach Preßburg zum Medizinstudium. Damals aber mussten sich Studenten einer Glaubensprüfung unterziehen um weiterzukommen.
Die große Frage „Glaubst du an Gott“ beantwortete Josef Hurton mit einem deutlichen und überzeugtem „JA“.
Dieses „Ja“ zu Gott sollte ihm zum Verhängnis werden. Man sperrte ihn zusammen mit anderen Studenten in ein berüchtigtes Arbeitslager wo er täglich in Steinbrüchen Schwerstarbeit verrichten musste. Einige seiner Leidensgenossen waren Priester, welche Hurton mit ihrer mutigen und hoffnungsvollen Art beeindruckten. Diese Menschen waren Vorbilder für Hurton und nährten seinen Entschluss Priester zu werden, sollte er dieser Gefangenschaft entfliehen können.
In einer kalten Nacht 1950 war es dann endlich soweit. Josef Hurton flüchtete unter größten Gefahren und Schwierigkeiten aus dem Arbeitslager .Über Fluss und Tal zuerst nach Österreich zum Nuntius des Vatikans und später dann nach Rom.
1955 wurde er dort zum Priester geweiht; kam als junger Kooperator nach Sexten und am 01. August dann endlich als Pfarrer nach Sulden. Der vorherige Pfarrer Leiter war kurz davor durch ein Lawinenunglück verstorben und so waren die Suldner überglücklich, als Don Hurton mit seinem alten Motorrad angerauscht kam.
A bissl gewöhnungsbedürftig war es aber schon einen Priester mit wehendem schwarzen Rauschebart auf einem Motorrad zu sehen, erzählt man sich noch heute lachend.
Doch schon bald richtete sich der neue Seelsorger häuslich im alten Widum ein. Frauen nähten Vorhänge für ihn, Matratzen wurden angeschleppt und Holz für den kalten Winter vorbeigebracht.
Nun fehlte nur noch eine geeignete Haushälterin, welche ihm in diesem einsamen Tal zur Seite stehen könnte. Gefunden wurde diese durch Gottes Fügung im weit entfernten Wengen im Gadertal.
Alma Agreiter hieß diese mutige junge Frau die sich zusammen mit Don Hurton auf das Abenteurer einließ, den Suldnern eine Familie zu werden.
Beide sind auch heute nach über 63 Jahren noch in Sulden und genießen es, zu zweit alt zu werden. An diesem Geburtstag sitzen sie zusammen an einem Tisch: essen Geburtstagskuchen, singen, beten und erzählen von früheren Tagen in ihrem Sulden.
Pfarrer Hurton war nämlich nicht nur ein vorzüglicher Seelsorger und gütiger Kirchenmann für seine Suldner Schäfchen. Seine großen Verdienste in Bergrettung, Lawinenhundeführung sind weit bekannt.
Selbst als Regisseur, Buchautor und Filmemacher hat sich Don Hurton einen großen Namen gemacht. Sieben Editionen des Buches: „Sulden, Geschichte, Land und Leute“ Gebietsführer sowie 29 Filme über wahre Bergeinsätze gehen auf das Konto des ersten Suldener Ehrenbürgers.
Sein größtes Anliegen jedoch galt der Suldener Jugend. Für sie veranstaltete er jährlich Rucksackfahrten und reiste zusammen mit ihnen durch ganz Europa.
Begeistert erzählt auch heute noch so mancher von dieser Zeit, in der sie in Lourdes, Rom, Spanien, Wien oder am Meer miteinander die allerschönste Zeit ihrer Jugend verbringen durften. Einer dieser Jugendlichen ist später selbst zum Pfarrer geweiht worden.
Frau Alma Agreiter führte uns Jugendliche auch in ihren Heimatort Wengen, wo wir zusammen in Matratzenlagern campierten und neue Lieder für die Gottesdienste in Sulden erlernten. Alma war neben ihrer großen Aufgabe als Pfarrhäuserin mindestens genauso engagiert wie ihr „Herr Pfarrer“.
Sie war es, die uns Kindern bei eisigen Wintertemperaturen nach der Morgenmesse zu köstlicher Ovomaltine und Kuchen einlud, welche dafür sorgte, dass die Kirche festlich geschmückt wurde und welche mit viel Freude und Können den ersten Suldner Frauenchor gründete.
Auch das Krapfenbacken am St. Gertaud Tag organisierte sie über Jahrzehnte hinweg und war mit ihrer wundervollen Stimme die langjährige Kantorin in der Kirche.
In Sulden verabschiedet sich nun bald der Winter und a bissl kann man schon das Frühjahr sehen. Schon bald wird Frau Alma ihre Balkone mit leuchtendroten Geranien schmücken und unser Herr Pfarrer wird wieder seinen Spaziergang zur Kirche machen können.
Dort wird er ,so Gott will, seine Messe halten oder mitzelebrieren und wird, wie an jedem Abend, zum Schluss bei den Priestergräbern vor der Kirche sein Abschiedskreuzzeichen machen.
Danke für alles Herr Pfarrer Hurton und Alma.