Schlanders ist anders. Sagt man. In Schlanders weiß man diesen Slogan ganz unterschiedlich
mit Inhalten zu füllen. Positiv und negativ. Schlanders ist als Hauptort der Mittelpunkt des Vinschgaus. In keiner anderen Gemeinde spielt der öffentliche Sektor eine so große Rolle wie hier.
Text & Fotos: Angelika Ploner
Schlanders ist Mittelpunktgemeinde. Schlanders ist Verwaltungs- und Schulzentrum im Vinschgau. In Schlanders steht das Krankenhaus. Und: Schlanders hat den höchsten Kirchturm weitum. „Schlanders ist ein sehr attraktiver Wirtschaftsstandort, der durch eine große Vielfalt an kleinen inhabergeführten Handels-, Tourismus- und Gastbetrieben, sowie Dienstleistungs- und Handwerksbetrieben besticht“, sagt Marketingleiterin Ramona Kuen auf Nachfrage zum Vinschgerwind. Und weiter: „Die zahlreichen Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen, Ämter und Strukturen, das vielfältigen, lebhafte Vereinsleben und das reichhaltige Freizeitangebot sorgen für eine gute Lebensqualität im Vinschger Hauptort. Durch Entwicklung und Wachstum hat Schlanders in den letzten Jahren seinen urbanen Charakter ausgebaut, besticht aber trotzdem durch sein dörfliches, naturnahes Flair.“
In Schlanders dominiert zweifelsohne der öffentliche Sektor. Das Krankenhaus Schlanders ist eine maßgebende Einrichtung für den ganzen Vinschgau. 1958 wurde es gebaut und garantiert seitdem die Gesundheitsversorgung im ganzen Tal. Sabine Flarer von der Abteilung Kommunikation, Marketing und Bürgeranliegen im Gesundheitsbezirk Meran erklärt auf Nachfrage vom Vinschgerwind: „Ich kann Ihnen mitteilen, dass rund 270 Personen im Krankenhaus Schlanders beschäftigt sind. Bei dieser Zahl handelt es sich um vollzeitäquivalente Mitarbeiter, in Personen sind es ca. 300.“ Eine stolze Zahl, die - trotz aller Querelen, Kritik und Problemen - belegt: Das Krankenhaus ist auch für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt von enormer Bedeutung – auch wegen der Bandbreite der Arbeitsplätze, die von hochqualifizierten bis niederschwelligen Arbeitsangeboten reicht.
Daneben ist auch in der Bezirksgemeinschaft Vinschgau ein beachtliches Stellenangebot zu finden. „Der Stellenplan der Bezirksgemeinschaft Vinschgau wurde inzwischen erweitert. Er sieht nun genau 143,96 Stellen (Vollzeitäquivalente) vor“, sagt Rupert Pfeifer, der Zuständige für das Personal in der Bezirksgemeinschaft Vinschgau. Die Arbeitsplätze sind verteilt auf Verwaltung, Sozialdienste, Umweltdienste und Regionalentwicklung. 1962 wurde die Bezirksgemeinschaft Vinschgau gegründet, will heißen: Die Bezirksgemeinschaft Vinschgau feierte im vergangenen Jahr 60 Jahre.
Schlanders ist auch Verwaltungszentrum. Vor diesem Hintergrund sind hier eine ganze Reihe von Landesämtern Zuhause. Das Arbeitsamt findet sich hier genauso wie das Bonifizierungskonsortium, das Bezirksamt für Landwirtschaft West, das Kataster- und Grundbuchsamt, das Forstinspektorat, die Kindergartendirektion – um nur eine kleine Auswahl zu erwähnen. Vertreten sind in Schlanders auch sämtliche Landesverbände – als verlängerter Arm der Hauptsitze in Bozen. Der Bauernbund zum Beispiel, lvh, hgv, hds – alle wichtigen Verbandsgruppen sind für ihre Mitglieder in Schlanders vor Ort.
Dass der öffentlichen Sektor in Schlanders mit 1.449 Arbeitsplätzen den Arbeitsmarkt bestimmt, hat aber auch mit dem Hauptort als Schulzentrum zu tun. Der Schulsprengel Schlanders, das Oberschulzentrum, die Landesberufsschule und die Fachschule für Hauswirtschaft und Ernährung in Kortsch decken zusammen ein buntes Aus- und Weiterbildungsangebot ab. Zum Schulsprengel Schlanders zählen die fünf Grundschulen Schlanders, Kortsch, Göflan, Vetzan und Martell und die Mittelschule Schlanders. Insgesamt 606 Schülerinnen und Schüler verteilen sich im heurigen Schuljahr 2022/2023 auf die einzelnen Schulstellen. Um den Schulbetrieb kümmern sich zwischen Direktion, Lehrpersonen, Mitarbeiterinnen für Integration, Schulsozialpädagogen, Verwaltungspersonal und Schulwartinnen und -warte insgesamt 132 Mitarbeiter.
Zum Oberschulzentrum Schlanders, kurz OSZ, zählen das Real- und Sprachengymnasium, die Technologische Fachoberschule und die Fachoberschule für Wirtschaft und Sport. Ihre Ausbildung am OSZ Schlanders absolvieren im heurigen Schuljahr 607 Schülerinnen und Schüler, die von 96 Lehrpersonen und Mitarbeiterinnen für Integration unterrichtet und begleitet werden. 26 Personen arbeiten zudem in der Verwaltung und anderen Bereichen, um den Schulbetrieb am Laufen zu halten.
In der Landesberufsschule Schlanders sind hingegen „480 Schüler eingeschrieben und 90 Lehrpersonen und Verwaltungspersonal beschäftigt“, sagt Direktorin Virginia Tanzer zum Vinschgerwind. Die Fachschule für Hauswirtschaft und Ernährung Kortsch, die mit der Fachschule Fürstenburg in einer Direktion zusammengeschlossen ist, hat im laufenden Schuljahr 110 eingeschriebene Schülerinnen und Schüler. Um den Schulbetrieb kümmern sich insgesamt 25 Lehrkräfte in Voll- und Teilzeit. Die Fachschule für Hauswirtschaft und Ernährung Kortsch hat sich im Laufe der Zeit zu einer 5-jährigen Fachschule entwickelt. Die Schule bietet aber auch Lehrgänge für Erwachsene, wie die Tagesmütterausbildung oder den Grundlehrgang „Urlaub auf dem Bauernhof“ sowie Kurse in den verschiedensten Fachbereichen für Interessierte an. Abseits davon hat Schlanders als einzige Gemeinde im Vinschgau einen italienischen Kindergarten und einen italienischen Schulsprengel. Zu den öffentlichen Arbeitgebern zählt auch die Gemeinde Schlanders. Diese sichert 65 Mitarbeitern einen Arbeitsplatz.
Norbert Ratschiller bleibt lvh-Ortsobmann
Neuwahlen fanden kürzlich im Rahmen der lvh-Ortsversammlung in Schlanders statt. Die Themen Energie, Versicherungen und Mitgliedervorteile standen im Fokus des Zusammentreffens. Vor wenigen Wochen lud der Ortsobmann des lvh in Schlanders Norbert Ratschiller zur traditionellen Ortsversammlung ein. Die anwesenden Handwerker/innen wurden mit informativen Vorträgen über verschiedene Themenbereiche versorgt. So sprach Alexander Telser (VION) über verschiedene Kernthemen im Bereich Energie und Tobias Strobl (SVD) informierte über Versicherungen im Handwerk. Beide gaben den Zuhörerinnen und Zuhörern wertvolle Tipps und Hinweise. Über die zahlreichen Mitgliedervorteile, die der lvh bietet, berichteten die lvh-Mitarbeiterinnen Sigrid Strobl und Stefanie Lechner. Höhepunkt der Veranstaltung war die Neuwahl des Ortsausschusses. Für eine weitere Legislatur bestätigt wurde der lvh-Ortsobmann Norbert Ratschiller (Ratschiller Norbert KG). Mitarbeiten im Ortsausschuss Vize-Ortsobmann Vanzo Giorgio Maria und die Ausschussmitglieder Patrick Burger (Servicestation Vetzan), Matthias Wieser (Wieser Maler GmbH), Alexander Prieth (Farmservice Suedtirol), Peter Paul Niederfriniger, Robert Holzknecht, Nadin Gemassmer, Günther Schönthaler (G & R Bau), Hannes Pircher (Pircher Gerd) und Andrea Plieger Kurz (Kurz Landmaschinen Ohg). Insgesamt war die Ortsversammlung ein Erfolg und zeigte das Engagement der lokalen lvh-Gemeinschaft. Ratschiller betonte die Bedeutung der Zusammenarbeit innerhalb des Verbandes.
Die größten privaten Arbeitgeber.
Schlanders hat mit der Recla AG einen Leitbetrieb mit weltweiter Bedeutung. Der Speck- und Wurstwarenhersteller im Gewerbegebiet in Vetzan ist trotz seiner Größe ein Familienbetrieb ohne Fremdbeteiligung geblieben. Das ist einzigartig in Südtirol und darüber hinaus. In dritter Generation wird die Recla AG nun geführt. Eine kleine Rückblende zeigt die enorme Entwicklung: Vor 38 Jahren hat das Schlanderser Vorzeigeunternehmen als Exportbetrieb mit 12 Mitarbeitern angefangen. „Derzeit sind 330 Mitarbeiter in der Recla AG beschäftigt“, sagt Vanessa Pazeller, die Marketingleiterin bei der Recla AG auf Nachfrage vom Vinscherwind. Die wichtigsten Exportländer sind Deutschland, Österreich, die Schweiz, die USA, Kanada, die Niederlande, Belgien und England.
An die zweite Stelle der größten privaten Arbeitgeber in Schlanders reiht sich die Mair Josef & Co. KG. „Aktuell sind es 140, unser Sitz befindet sich in Prad am Stilfserjoch, der Verwaltungssitz ist in Schlanders“, erklärt Jasmin Mair.
Der dritte im Bunde der Top-Arbeitgeber ist die Marx AG - Hoch- und Tiefbau. „Zur Zeit beschäftigen wir ca. 100 Mitarbeiter“, sagt Geschäftsführer Franz Marx auf Nachfrage vom Vinschgerwind. Vor 66 Jahren hat Albrecht Marx das Unternehmen gegründet. Das Umwelt- und Reinigungsunternehmen Tappeiner mit einem bemerkenswerten Wachstum in den vergangenen Jahren beschäftigt „momentan 68 Mitarbeiter“, sagt Martin Tappeiner zum Vinschgerwind. Zweifelsohne eine stolze Mitarbeiterzahl.
Die Zwick GmbH im Gewerbegebiet Vetzan, deren Aushängeschild die Briefkästen sind, dahinter aber eine ganze Reihe von Produkten stehen, „beschäftigt derzeit 42 Mitarbeiter“, sagt Patrick Hell von der Zwick GmbH. Das Fenster-, Türen- und Lichtschutzunternehmen BSV zählt ebenso zu den größeren privaten Arbeitgebern in Schlanders. „Wir beschäftigen aktuell 38 Mitarbeiter“, sagt Stefan Rechenmacher zum Vinschgerwind. Dem Unternehmen BSV steht - ganz nebenbei bemerkt - ein Neubau des Firmensitzes ins Haus. Am 15. April ist Spatenstich am Areal neben den Göflaner Marmorwerken direkt an der Staatsstraße.
Die Fliesen Fuchs AG unterhält zwei Standorte: einmal im Gewerbegebiet in Vetzan und zum anderen in Sinich. „Zwischen Schlanders und Meran sind es 32 Mitarbeiter“, sagt Martin Fuchs zum Vinschgerwind.
Haus Slaranusa – Lebenshilfe
Das Haus Slaranusa in Schlanders wird von der Lebenshilfe geführt. Die Lebenshilfe ist ein sozialer und nicht-gewinnorientierter Verband, der Menschen mit Beeinträchtigung in allen Lebenslagen in ihrem Bestreben nach einem selbstbestimmten und teilhabenden Leben unterstützt. Im Wohnbereich leben insgesamt 23 Personen in fünf verschiedenen Wohngruppen. Der große Teil der BewohnerInnen arbeitet untertags im Arbeitsverbund. Dort arbeiten insgesamt 48 InklusionsmitarbeiterInnen in verschiedenen Werkstätten und in zwei Außengruppen. In Schlanders in der Göflanerstraße 5 betreibt der Arbeitsverbund zudem einen Dorfladen. Im Dorfladen und im Haus Slaranusa werden die Produkte, die in den Werkstätten hergestellt werden, zum Verkauf angeboten. Das Team der Lebenshilfe in Schlanders setzt sich aus 55 Personen zusammen, die in den Bereichen Wohnen, Arbeit und Service (Küche, Reinigung u. Hausmeister) tätig sind.
Zahlen im Überblick:
BewohnerInnen: 23
InklusionsmitarbeiterInnen
im Arbeitsverbund: 48
Hauptamtliche Mitarbeiter: 55
Das BÜRGERHEIM SCHLANDERS
Im Jahr 2008 wurde die „Öffentliche Fürsorge- und Wohlfahrtseinrichtung (ÖFWE) Bürgerheim St. Nikolaus von der Flüe“ in den Öffentlichen Betrieb für Pflege- und Betreuungsdienste (ÖBPB) Bürgerheim St. Nikolaus von der Flüe“ umgewandelt. In den Jahren 2010 bis 2013 wurde das Bürgerheim dann vollständig umgebaut und saniert. Seither stehen den SeniorInnen 78 Einbettzimmer und 5 Zweibettzimmer zur Verfügung. In der Zeit der Coronapandemie musste man wegen Suspendierungen und Kündigungen auf 60 Betten zurückfahren. Seit Jänner 2023 wird die Bettenanzahl wieder aufgebaut, sodass im April wieder 70 Betten zur Verfügung stehen werden. Mit der Rekrutierung neuer Mitarbeiter kann auch die Bettenanzahl sukzessive erhöht werden.
Dem Betrieb steht als politisch- institutionelles Leitungsorgan ein fünfköpfiger Verwaltungsrat vor, der die Ausrichtung/Strategie und die Zielsetzungen bestimmt. Aus der Mitte des Verwaltungsrates wird die Präsidentin gewählt.
Ein weiteres Organ ist die Direktorin. Sie ist die ranghöchste Führungskraft und ist für die Führung und Verwaltung des ÖBPB sowie für die Erreichung der vom Verwaltungsrat festgesetzten Ziele verantwortlich. Schlussendlich braucht es noch die Rechnungsprüferin, welche die buchhalterische Ordnungsmäßigkeit und die Aufsicht über die ordnungsgemäße wirtschaftlich- finanzielle Verwaltung des ÖBPB führt.
Mitarbeiterinnenstand am 31.12.2022:
78 Frauen
13 Männer
Von den 78 Frauen arbeiten 20 in Teilzeit zu 50 %, 20 in Teilzeit zu 60 % und 19 in Teilzeit zu 75 %; 19 Frauen arbeiten in Vollzeit; außerdem beanspruchten in den letzten 10 Jahren immer zwischen 5 und 10 Mitarbeiterinnen einen Urlaub wegen Mutterschutzes.
49 Mitarbeiterinnen wohnen in der Gemeinde Schlanders, 14 in der Gemeinde Latsch, 10 in der Gemeinde Laas und 5 in der Gemeinde Prad.
Die restlichen Mitarbeiterinnen kommen aus den übrigen Gemeinden des Vinschgaus: Kastelbell/Tschars (2), Mals (2), Schluderns (2), Graun (1), Glurns (1), Algund (1), Martell (1), Naturns (1), Ratschings (1) und Taufers im Münstertal (1).
Jährlich zahlt das Bürgerheim
ca. € 2.700.000,00 brutto
an die eigenen Bediensteten aus
= Wertschöpfung
Folgende Dienstleistungen werden im Bürgerheim angeboten:
- unbefristete Heimaufnahmen
- Aufnahmen in Kurzzeitpflege
- Tagespflegeheim:
seit 1.3.2023 wird in den Räumlichkeiten des Bürgerheimes der Dienst „Tagespflegeheim“ angeboten, die Führung des Dienstes hat die Bezirksgemeinschaft Vinschgau übernommen
Tagessätze 2023, egal welcher Pflegestufe die Bewohner angehören:
Einbettzimmer: € 57,97
Zweibettzimmer: € 55,07
Budget 2021: € 4.188.057,00
Landwirtschaft & GEOS.
Die GEOS feierte 2021 vor zwei Jahren das 75 jährige Jubiläum. Die GEOS ist die älteste unter den Vinschger Genossenschaften. Im Buch, das zum Jubiläum erschienen ist, hat Martin Trafoier zu den Anfängen folgendes verfasst: „....Die damalige Not hat die Menschen zudem gelehrt zusammenzustehen, ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln, Nachbarschaftshilfe und einen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten. Dieses Denken hat auch Anton Noggler, Franz Wellenzohn, Johann Frischmann, Johann Schuster, Josef Gurschler, Karl Verdross, Franz Marx, Josef Altstätter, Josef Kaserer und Jakob Wieser geleitet, jene zehn Bauern, die am 2. März 1946 im Gasthof Löwen in Schlanders vor einem Notar die Gründungsurkunde der „Cooperativa Frutticoltori Silandro, Soc. Coop. A.r.L“ unterzeichneten.“ Es folgten schwierige Jahre mit hohen Investitionskosten, Hagel, miserablen Auszahlungspreisen. Die Mitgliederzahl wuchs trotzdem von 42 Ende 1946 auf 145 im Jahr 1953.
1964 war die Geburtsstunde des Golden Delicious. Viele alte Sorten wurden durch neue Sorten ersetzt, vor allem die Kortscher setzten auf den Golden Delicous. Der Golden Delicious bewährt sich bis heute. Ab 1970 ging es mit dem Obstbau deshalb steil bergauf. Eine Schlüsselrolle nahm die GEOS beim Thema Pflanzenschutz ein. Bereits 1988 wurde zusammen mit dem Beratungsring nach umweltschonenden Alternativen gesucht und der „integrierte Pflanzenschutz“ entwickelt. Dieser sah die Führung eines Betriebsheftes, den Verzicht auf Spritzmittel der Giftklasse I und die Verlängerung der gesetzlichen Karenzzeit um sieben Tage vor. Die GEOS leistete demnach Pionierarbeit: Es war der Vorläufer für die heutige integrierte Produktion und wurde auch von den anderen Genossenschaften im Tal übernommen. Mit 240 Hektar nimmt die Biologische Produktion heute 30 Prozent der Gesamt-Anbaufläche ein, auf die Integrierte Produktion hingegen entfallen 725 Hektar. Das ist ein klares Bekenntnis zu einer nachhaltigen bzw. biologischen Anbauweise. Das erste GEOS-Mitglied, das seinen Hof umstellte, war übrigens Josef Gamper aus Göflan.
Im Buch zum 75 jährigen Jubiläum steht zusammenfassend: „Die vier wichtigsten Voraussetzungen für den modernen Apfelanbau in Schlanders waren sicher die Gründung der GEOS im Jahr 1946, die großen Meliorierungen und Flurbereinigungen in den 1960er Jahren, der Bau der Beregnungsanlagen und die Gründung des Beratungsrings Vinschgau im Jahr 1966.“ Seit den 60er Jahren findet man demnach eine aufgeräumte bäuerliche Welt in Schlanders vor.
Die GEOS zählt zu den wichtigsten Arbeitergebern in der Gemeinde Schlanders - auch weil das Arbeitsangebot von niederschwellig bis hochqualifiziert reicht.Die Anzahl von „120 Mitarbeitern unterteilt sich in 65 Saisonsmitarbeiter und 55 Fixangestellte“, erklärt Geschäftsführer Hannes Spögler auf Nachfrage. 283 Mitglieder zählt die GEOS aktuell, die zusammen eine Anbaufläche von 965 Hektar bewirtschaften.
Wenn auch der Apfelanbau im Gemeindegebiet Schlanders dominiert, so ist es doch so, dass der Marillen- und die Birnenanbau bis heute eine Tradition im Obstanbau fortführt, die nicht zu unterschätzen ist und auch für eine kleine Vielfalt hier sorgt. Vor allem am Schlanderser Nördersberg wird die Vinschger Marille traditionell angebaut. Doch auch Birnen und Beerenobst werden versuchsweise in Anbau genommen und bieten eine lohnende Alternative.
Am Sonnenberg wird hingegen traditionell Vieh- und Milchlandwirtschaft betrieben. 28 Mitglieder zählt die Bergmilch Südtirol in der Gemeinde Schlanders. Diese haben im Jahr 2021 zusammen insgesamt 1.845.373 kg Milch angeliefert. 55,49 Cent war der Durchschnittspreis pro Kilogramm. 66.700 kg sind pro Mitglied angeliefert worden.
Tourismus in Schlanders.
„Wir bräuchten noch zwei bis drei 4-Sterne-Betriebe“, sagt Karl Pfitscher, der Präsident des Tourismusvereins Schlanders-Laas. Nichtdestotrotz haben die Hotels im Zentrum von Schlanders in den vergangenen Jahren einen qualitativen Quantensprung gemacht und sich zu Top-Urlaubsadressen entwickelt. Pfitscher: „Wenn man unsere Zahlen mit jenen von den Tourismushochburgen vergleicht und hinunterbricht, dann stehen wir nicht schlecht da.“ Schlanders kann zudem für Wanderer und Biker mit unzähligen Möglichkeiten aufwarten. Der Wandergenuss ist vielfältig: Gäste dürfen sich auf Waalwege, zu Almen und auf die Spuren des Marmors begeben. Trails gibt es für Biker auf der Sonnen- und Nörderseite. Die Gästestatistik führt der deutsche Gast an, gefolgt von Italien, Schweiz und Lichtenstein.
Der Einzelhandel in Schlanders.
Der Hauptort lebt von einem ausgewogenen Branchenmix und zeichnet sich durch einen städtischen wie dörflichen Charakter aus. Es ist kein Zufall, dass Schlanders eine Marketingstelle und -strategie hat: Man will sich als attraktiver Lebens- und Wirtschaftsraum positionieren. Das Herz des Handels sitzt in der Fußgängerzone, die erste im Vinschgau übrigens. Hier ist auch das Avimundus zu finden. Das Besucherzentrum Avimundus beherbergt die Welt der Vögel im Nationalpark Stilfserjoch. Herzstück der Ausstellung ist die Vogelausstellung von Hansjörg Götsch. Ausgewählte Arten werden anschaulich nach Lebensräumen zugeordnet präsentiert. Der Besucher erfährt Wissenwertes über Brut und Aufzucht, über die Bedeutung der Stimme und des Gesanges im Leben der Vögel. In einer Multimedia-Einheit werden alle regelmäßig brütenden Vögel Südtirols vorgestellt. Mit einfachen Experimenten können spielerisch die Gesetze der Aerodynamik erzählt und erahnt werden. Spielerisch kann der Besucher seine Kenntnisse über die Vogelwelt testen oder mehr darüber lernen.
Eine bunte Mischung aus Traditionsadressen und jungen innovativen Geschäftslokalen reiht sich hier – in der Fußgängerzone - aneinander und bildet zusammen mit Bars, Cafès und Restaurants ein harmonisches Miteinander.
25 Jahre Kulturhaus Karl Schönherr
Das Kulturhaus Karl Schönherr feiert heuer sein 25-jähriges Jubiläum. Es hat sich zu einem lebendigen Haus entwickelt, zu einem Ort der Begegnung und der Kultur, was auch die Zahlen belegen.
Im Jahr 2022 war das Haus an 224 Tagen ausgelastet, es fanden insgesamt 268 Veranstaltungen statt (Theater, Konzerte, Kinovorführungen, Vorträge, Theaterproben, Versammlungen und alle übrigen Veranstaltungen, für die das Haus bzw. einzelne Räume des Hauses vermietet wurden) mit insgesamt 18.830 Besuchern.
Zu unseren Eigenveranstaltungen: Im Jahr 2022 haben wir 24 Veranstaltungen (Theater, Konzerte, …) selbst bzw. mit Kulturpartnern organisiert, die von 2.802 Leuten besucht wurden. Zudem kamen zu den insgesamt 75 Kinovorführungen insgesamt 3.598 Leute, was einem Durchschnitt von 47,973 Besuchern pro Filmvorführung entspricht.
Das Team vom Kulturhaus
BASIS als Innovationszentrum im Vinschgau
Wie gelangen Ideen in die Praxis? BASIS stellt neben Netzwerk und Beratung auch Räumlichkeiten zur Verfügung, um Ideen zu erarbeiten und Produkte zu testen und weiterzuentwickeln.
In Zusammenarbeit mit lokalen Fachkräften entstanden im Jahr 2022 zwei Räume für Forschung und Entwicklung welche über das Projekt EFRE 1132 VERDE finanziert wurden. Einerseits die Verarbeitungs- und Veredelungsküche CCA und andererseits das vielfältig nutzbare Kreativstudio CES. Mit diesen Erweiterungen will BASIS die Wirtschaftszweige Landwirtschaft und Kreativwirtschaft im Vinschgau stärken.
Die Verarbeitung und Veredelung von landwirtschaftlichen Produkten birgt großes Potenzial. So stellte beispielsweise die Sozialgenossenschaft Vinterra im letzten Jahr in kürzester Zeit eine große Menge an Gemüseaufstrichen her. Dank innovativer Technologie und Verpackungsausrüstung in der CCA-Küche konnte der Prozess nicht nur beschleunigt werden, sondern sicherte auch die gleichbleibende Qualität des Produkts.
Das Kreativstudio CES ist auf Film, Foto, Animation, Musik und virtueller Realität ausgelegt. Anfang des Jahres mietete sich eine Projektgruppe aus Mailand und Südtirol ein, um in Kooperation und mithilfe dieser modernen Technologie ein historisches Museum in Mailand spannender für junge Generationen zu machen.
Ein weiterer Nutzer des Studios war Vincent Pongracz, ein Jazz-Musiker aus Wien, der im letzten Jahr ein Konzert in der BASIS hatte und sich dann für zwei Wochen eingemietet hat. Im Vinschgau fand er die Schönheit der Natur auf der einen Seite und die technische Ausrüstung für die Weiterentwicklung seiner Musik in der BASIS auf der anderen Seite. Diese Art von Rückzugsort zum Arbeiten und Genießen ist in Großstädten immer stärker gefragt.
Gleichzeitig profitieren auch lokale Unternehmen von den vielfältigen Möglichkeiten der BASIS. Die Genossenschaft „GEOS“ nutzt den 3D Drucker im Digital Labor um Einzelteile herzustellen. Statt große Mengen aus anderen Ländern zu importieren, heißt es selbst planen und lokal produzieren.
Die Erfahrungen der letzten Jahre haben die Wichtigkeit von vielfältig nutzbaren Räumen gezeigt. Dadurch gelingt es, die Ideen direkt in die Praxis umzusetzen und weiterzuentwickeln.
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