Schlanders/50 Jahre Autonomiestatut - Im Jahre 2022 wird in Südtirol durch mehrere Veranstaltungen daran erinnert, dass 1972, also vor 50 Jahren, das neue Autonomiestatut in Kraft trat, das neben dem Pariser Vertrag als Grundlage unserer Autonomie gilt.
von Heinrich Zoderer
Die öffentlichen Bibliotheken Südtirols organisieren aus diesem Anlass mehrere Gespräche mit Experten und Zeitzeugen, um über Erfahrungen zu berichten und sich mit der Autonomie auseinanderzusetzen. Am 18. Oktober lud Raimund Rechenmacher von der Bibliothek Schlandersburg zum Gesprächsabend in Schlanders ein und konnte dabei die Historikerin Martha Stocker und als Zeitzeugen Franz Bauer, Robert Kaserer und Armin Pinggera und als Vertreter der italienischen Sprachgruppe Bruno Pileggi und Pietro Zanolin begrüßen. Martha Stocker gab zuerst einen kurzen historischen Überblick. Sie berichtete vom Pariser Vertrag 1946, vom Ersten Autonomiestatut 1948, wobei die meisten Befugnisse bei der Region lagen bis zur Kundgebung auf Schloss Sigmundskron 1957. Die Bombenjahre und die Südtirol Frage vor der UNO 1960/61 bis zum Paket 1969 und dem Neuen Autonomiestatut 1972 waren die nächsten Etappen. Erst durch das Neue Autonomiestatut wurden die Kompetenzen an die beiden Provinzen Trient und Südtirol übertragen. Entscheidend waren dabei einzelne Personen wie Südtirols Landeshauptmann Silvius Magnago, aber auch die italienischen Ministerpräsidenten Aldo Moro und Giulio Andreotti und auf österreichischer Seite Bruno Kreisky und Alois Mock. Für Franz Bauer war der Handschlag von Peter Brugger nach der Paketschlacht ganz entscheidend für eine gemeinsame Autonomiepolitik. Südtirol kann nach Armin Pinggera als gelungenes Beispiel hingestellt werden, ist aber nicht auf andere Gebiete übertragbar. Robert Kaserer erinnerte an die steigende Zuwanderung von Italienern und die Spannungen bei der SVP Landesversammlung 1969. Alcide Berloffa muss nach Bruno Pileggi auch als einer der Väter der Südtirol Autonomie erwähnt werden. Die Italiener in den Tälern leben anders als in den Städten, so Pietro Zanolin. Südtirol als eine der reichsten Regionen Europas muss den Reichtum gerecht verteilen und lernen mit den verschiedenen Gesellschaften zu leben. Alle Zeitzeugen, aber auch Personen aus dem Publikum betonten, dass die Autonomie nicht nur Wohlstand, sondern auch Frieden zwischen den Volksgruppen gebracht hat. Beides gilt es für die Zukunft zu bewahren. Die Autonomie muss eine dynamische Autonomie bleiben, allen zugutekommen und von allen verteidigt werden. Die Kultur und Sprache aller Gruppen muss respektiert, aber auch das Zusammenleben gefördert werden, so die allgemeine Meinung.