Barbara Gambaro träumt von den Olympischen Spielen in Paris. Die Sportschützin aus Schlanders machte kürzlich mit ihrem Podestplatz beim Weltcup in Südkorea nicht nur landesweit, sondern auch international auf sich aufmerksam. In Kürze nimmt sie an der EM, anschließend an der WM teil. Dort werden die ersten Quotenplätze für Olympia 2024 vergeben.
Von Sarah Mitterer
Volle Konzentration, einatmen, Ruhe bewahren, Ziel anvisieren, Schuss – diesen Ablauf kennt Barbara Gambaro aus Schlanders bestens. Die 30-Jährige gehört seit ihrem 16. Lebensjahr der italienischen Nationalmannschaft der Sportschützen an und weiß genau, worauf es in dieser Sportart ankommt: der mentale Faktor. Denn der Schießsport wird auch als Präzisionssport bezeichnet. Gerade einmal ein einziger Millimeter kann über das Weiterkommen in die nächste Runde, die Olympiaqualifikation, über Sieg oder Niederlage entscheiden. Und genau dies ist es, was Barbara so sehr am Sportschießen gefällt: „Es ist dieser Kampf mit sich selbst, der mich so sehr fasziniert. Diese Sportart bringt eine enorme mentale Anstrengung mit sich. Man muss lernen ruhig zu sein und sich nur auf diese eine Sache zu konzentrieren.“
Ihre Liebe zum Sportschießen entfachte bei den Sportschützen Schlanders/Kortsch. Die damals 10-Jährige begleitete ihre Eltern öfters zum Schießstand nach Kortsch und absolvierte dort ihre ersten Schießversuche mit dem Luftgewehr. „Ich habe gemerkt, dass ich das gar nicht so schlecht mache“, erklärt die Sportschützin mit einem kleinen Lächeln. Es folgten Teilnahmen an verschiedenen Wettkämpfen und an den Italienmeisterschaften. Eine entscheidende Wende nahm ihre sportliche Karriere im Alter von 15 Jahren, als sie zu einem Sichtungsschießen für die Nationalmannschaft eingeladen wurde und den Sprung ins Team schaffte. Von jenem Zeitpunkt an investierte die amtierende Italienmeisterin, die der Sportgruppe „Fiamme oro“ angehört, ihre gesamte Freizeit in den Sport. Sie begann fürs Training mehrmals die Woche nach Eppan zu fahren, sammelte Erfahrung auf internationalem Boden und übte ihre Leidenschaft nun professionell aus. Fünf bis sechs Mal in der Woche trainiert Barbara, neben dem Schießtraining steht auch stets das Trockentraining sowie ein Mentaltraining an. „Man muss lernen mit Niederlagen umzugehen“, erklärt sie.
Ihren bisher größten Erfolg feierte sie vor rund einem Monat beim Weltcup im südkoreanischen Changwon. Dort sicherte sie sich im Dreistellungskampf mit dem Kleinkaliber den zweiten Platz und kletterte erstmals in ihrer Karriere auf ein Weltcuppodium. „Ich hatte nicht damit gerechnet und mich schon sehr darüber gefreut, es ins Finale der Top 8 geschafft zu haben!“, berichtet sie stolz. Mit ihrem zweiten Platz erhielt sie endlich die Bestätigung, dass sich ihr hartes Training und ihr jahrelanger Einsatz ausgezahlt haben. Ihre weiteren Ziele sind klar gesetzt: „Die Teilnahme an den Olympischen Spielen sind mein Fernziel. Jetzt konzentriere ich mich zunächst auf die EM und die WM.“ Im September finden in Polen die Europameisterschaften statt, im Oktober werden in Kairo die Weltmeister gekürt. Dort werden die ersten Quotenplätze für Olympia vergeben. Wenn Barbara also in nächster Zeit durch das Visier ihres Gewehrs schaut, dann ist ihr Blick nicht nur auf die 50 Meter entfernten Scheiben gerichtet, sondern ein wenig auch nach Paris.