„Für mi isch der Vinschgerwind di Freiheit schlechthin“, betont Hans Wielander. Er ist seit der Gründung der Bezirkszeitung 2005 verantwortlich für die Kulturseite. Und er ist Herausgeber der Kulturzeitschrift „Arunda“, die seit 1976 frei und unabhängig publiziert.
von Magdalena Dietl Sapelza
I red a Bozner oder a Burggräfler Umgangssprache mit Vinschger Einschlüssen“, lacht Hans. Die Kontakte, die er seit Jahren mit Intellektuellen und Kulturschaffenden im Meraner und Bozner Raum pflegt, haben seine Sprache gefärbt. Seine Kontakte reichen weit über Südtirol hinaus. Denn sein philosophischer Freigeist kennt keine Grenzen.
Hans war der Jüngste von sieben Kindern einer Schlanderser Großfamilie. Sein Vater war Obsthändler, seine Mutter führte einen Gemischtwarenladen. Während seiner Volksschulzeit liebte er es, die Freizeit mit Gleichaltrigen in den Vetzaner Auen zu verbringen. Eine Schottergrube gefüllt mit Wasser diente als Schwimmbad. „Deis wor für ins a Paradies“, betont er. Dass sich dort auch Wasserschlangen tummelten, störte ihn nicht, ganz im Gegenteil. Er machte sich einen Spaß daraus ihnen nachzuschwimmen. Mit der Unbeschwertheit war es vorbei, als Hans im Heim Kassianeum in Brixen eingezogen war. Im Vinzentinum besuchte er die Mittelschule. „Di Heimatmosphäre hon ich ohne Freude ertrogn“, erklärt Hans. Schlechte Erinnerungen hat er an den Präfekten des Heimes, den er einen „bayrischen Grobian“ nennt, und den er als jenen Menschen bezeichnet, den er im Leben am meisten gehasst hat. „Der hot mi wegn meine Bamhackl af di Händ gstroft und mi x-mol Händewaschen gschickt“, sagt er. Nur der Regens, der spätere Bischof Josef Gargitter, habe ihn öfters in Schutz genommen. Hans zog sich zurück. Er vernachlässigte das Lernen und fiel bei der Mittelschulabschlussprüfung durch. Im Jahr darauf schaffte er diese dann in Meran. Dort besuchte er anschließend das Gymnasium und scheiterte erneut. „I bin olm a fauler Schüler gwesn“, bekennt er. Er kehrte nach Brixen zurück, wo er schließlich sein Reifezeugnis erwarb. In Wien begann er das Philosophie- und Geschichtestudium. Nach zwei Semestern wechselt er zuerst an die Universität in Bonn und später an jene in Innsbruck. Dort engagierte er sich in der Südtiroler Hochschülerschaft und übernahm deren Zeitschrift „Skolast“. „Selm hon i schreibm kennt, wos i gwellt hon“, erklärt er. Er publizierte zu unterschiedlichen Themen, studierte und unterrichtete gleichzeitig in Sterzing. Auf der Uni lernte er Gertrud Veider (geb. 1939) aus Rasen kennen, die er 1967 heiratete. Mit ihr bezog er eine Wohnung in Sterzing. 1969 wurde der Sohn Ulrich geboren. Hans promovierte und nahm in Schlanders die Stelle als Lehrer für Philosophie und Geschichte im Realgymnasium an, wo er bis zur Pensionierung tätig war. Seine Familie holte er nach. Die Ehe stand unter keinem guten Stern mehr. Seine Frau zog schließlich mit dem Sohn nach Meran. „I hob donn im Laufe der Zeit mehrere partnerschaftliche Versuche gmocht, obr a feste Beziehung isch nia draus gwortn“, verrät Hans. Er pflegte einen intellektuellen Freundeskreis. „I bin a Wanderjournalist gwesen und hob oft und gern mit Gastgebern und Gastgeberinnen philosophiert“, sagt er. In einem dieser Kreise kam es 1976 zur Gründung der Kulturzeitschrift „Arunda“. Diese widmet sich seither regionalen und kulturgeschichtlichen Themen. „Wir hobm auf das Bedürfnis noch freier Presse reagiert, die ohne Rücksicht auf Parteien und Finanzen frei schreiben kann“, erklärt er. „Und erstaunlicherweise hobm wirs mit der Arunda finanziell bis heint olm derpockt.“ Sitz der „Arunda“ wurde das Atelier seines Bruders Peppi in Schlanders, ein ehemaliges Obstmagazin. Als Verantwortlicher der „Arunda“ traf Hans viele Schriftsteller, darunter auch Norbert C. Kaser. Hans hatte vom Redaktionsteam den Auftrag, alle Schriftstücke Kasers zu publizieren. „Wir hobm die Qualität erkannt. Der Kaser spielt mit der ganzen Möglichkeit der Sprache, wie kaum ein anderer“, erklärt Hans. Er versuchte zum extrovertierten Schriftsteller eine Beziehung aufzubauen, tat sich aber schwer. „Es wor seinerseits eine Hassliebe“, erinnert sich Hans. „I hon ihn zu seinen Freundinnen fohrn dürfen, denen er Blumen gebrocht hot. Obr i bin für ihn olm lei a lästiger Ausfrager gwesen.“ Als Kämpfer für eine freie Presse war Hans Mitbegründer der Bezirkszeitung „Der Vinschger“, nachdem die Athesia die „Vinschger Rundschau“ eingestellt hatte. Und nachdem sich die Athesia auch den „Der Vinschger“ unter den Nagel gerissen hatte, stellte er sich in den Dienst des „Vinschgerwind“, wo er bis heute die Kulturseite betreut. Sein Arbeitsgerät war jahrzehntelang eine Schreibmaschine. Mittlerweile schreibt er am Computer, unterstützt von seinem Sohn. Dieser ist vor Jahren zu ihm gezogen und leitet mittlerweile mit ihm die Redaktion der „Arunda“. Der Computer sei zwar praktisch, weil man schnell etwas ändern könne, aber er habe oft mit den Programmen zu kämpfen, meint Hans. Früher habe er viel konzentrierter schreiben müssen. „Ober s‘ Ollerwichtigste isch, dass ma überhaupt schreibm konn, wie und wos ma will, in aller Freiheit, so wie beim Vinschgerwind.“