Vom Autodidakten zum Künstler

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Man darf keine Angst vor Farbe haben. Gianfranco Bonora, Laas; Bereits sein Onkel Ampellio Bonora war ein berühmter Maler. Man darf keine Angst vor Farbe haben. Gianfranco Bonora, Laas; Bereits sein Onkel Ampellio Bonora war ein berühmter Maler.

Gianfranco Bonora, genannt Franco, sagt, er habe viel Glück in seinem Leben gehabt, darunter auch das Glück mit seinem künstlerischen Schaffen Menschen zu berühren.

von Christine Weithaler

Franco Bonora, ist 1948 in Kastelbell als zweitältestes von vier Kindern geboren. 1950 zog die Familie nach Laas. Nach der Pflichtschule in Laas macht er die Lehre als Maschinenbauschlosser bei der Firma Trojer in Schlanders. Die Freizeit verbrachte er mit seinem Bruder und dessen Freund, die in der Schweiz arbeiteten. Bei einer Spazierfahrt machten sie Halt in einem Hotel und Franco lernte Rainelde aus Schluderns kennen, die dort arbeitete. Im Gespräch fragte er nach ihren Eltern. Frei heraus antwortete er: „Aha, dann kenn ich schon ihren Schwiegersohn!“, und er meinte sich selbst damit. 1973 heiratete er sie. Rainelde hatte es nicht immer leicht mit Franco. Doch sie ging mit ihm durch dick und dünn. Er ist ihr für vieles dankbar. Denn ohne sie wäre er nicht der Mensch, der er heute ist. „Ich war kein Engel“, sagt er. Lange Zeit traf er sich nach der Arbeit mit seinen Kollegen zum Kartenspiel, wo viel Alkohol getrunken wurde. Rainelde war oft bis Mitternacht mit den zwei Töchtern allein daheim. Irgendwann wurde alles zu viel und er machte in Schlanders eine Entziehungskur. Von da an trank er keinen Schluck Alkohol mehr. Er verlor viele Kollegen mit denen er vorher zusammen war und wurde oft belächelt, weil er nur noch Kaffee trank. Das war eine schwierige Zeit für alle.
Franco arbeitete zuerst in der Firma Krumm und dann in der Firma Hoppe in Laas bis er 1974 zur Edison kam. Dort blieb er bis zur Pensionierung 2002. Die Familie wohnte in der Betriebswohnung in Kastelbell. Nach dem Tod von Francos Eltern übernahm er ihre Wohnung in Laas und zahlte die Geschwister aus. Das Geld war knapp, und so trat er neben seiner Arbeit bei der Edison eine Stelle als Hausmeister in Meran an. Zusammen mit seiner Frau kümmerte er sich dort sechs Jahre lang um die Residence Bichler.
Eines Tages fragten ihn seine Töchter: „Tata, was wünscht du dir zu Weihnachten?“ „An Block und an Stift“ antwortete Gianfranco. 1991 schrieb er sich in einen Acrylmalkurs in Schloss Goldrain ein. Er malte Blumen und Landschaften, aber diese Art sich auszudrücken sprach ihn nicht an. Er schwärmte für die Bilder von Kandinsky, der schon zu Weltkriegszeiten viel Farbe verwendet hatte. Von diesen ließ er sich inspirieren. Die Kursleiterin ermutigte ihn seinen eigenen Stil zu entwickeln. Schließlich fand er als Autodidakt seinen künstlerischen Weg. „Man darf keine Angst vor der Farbe haben“, sagt er begeistert. Jeder Pinselstrich ist für ihn einzigartig. Er habe öfter versucht dasselbe Bild ein zweites Mal zu malen, was nie gelang. Es gelingt ihm auch nicht ein Bild auszubessern. Da werde es nur verschmiert, erklärt Franco. Wenn er mit einem Bild nicht weiter kommt, zerreißt er es und beginnt neu. 1994 stellte er seine Bilder erstmals beim Altstadtfest im Meraner Kurhaus aus. Zuvor waren zwei Monate lang 16 Fahnen mit Neumeraner Typen in der Laubengasse zu sehen, die er als Karikaturen dargestellt hatte. Es folgten zwei Ausstellungen im Restaurant Kuppelrain in Kastelbell, im Café Hölderle in Martell, im Vintschger Museum in Schluderns, im „Spazio Rizzi“ in Latsch, in Siegmunds-Ried in Österreich, wo er dreimal zu Gast war, und bei „Marmor & Marille“ in Laas. Franco redet und erzählt gerne, aber nicht vor Publikum. Das ist nicht sein Ding, weil er zu aufgeregt ist.
Sein Kunststil veränderte sich im Laufe der Jahre. Heute arbeitet er oft mit Altholz, mit Schwemmholz oder alten Dachschindeln und schafft Verbindungen mit dem Laaser Marmor. Gerne bemalt er mit Schulkindern Steine und führt sie in die bunte Farbenwelt ein. Seine Bilder sind mittlerweile sehr gefragt.
Oft kann er sich selbst nicht erklären, warum Menschen von seiner Kunst so angetan sind. Gianfranco liebt auch die Musik und wollte sich das Gitarre spielen beibringen. Nach mehreren Versuchen gab er auf. Schon in der Volksschule war er beim Klavierunterricht nicht aufmerksam. Heute findet er es schade, dass er nicht genug Durchhaltevermögen gezeigt hatte, um ein Instrument zu lernen. Franco tanzte gern mit seiner Frau und auch mit anderen Frauen. „Die Frauen haben es mir angetan, in der Kunst wie im Leben“, verrät er. Er ist ein offener, positiver Mensch. Morgens und abends macht er seine Dorfrunde in Laas. Er fischt und geht Freunden geschickt bei alltäglichen Arbeiten zur Hand. Die meiste Zeit verbringt er in seinem Atelier. Er weiß nicht, wo ihn seine Kunst noch hinbringt, aufhören möchte der aktive Rentner noch nicht.

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