Müstair - Was passiert mit einem 770 Jahre alten Hotel, wenn der 80-jährige Eigentümer und Gastgeber keine Nachfolger hat? Ich weiß nicht was bei uns passieren würde. In Müstair wurde eine Stiftung gegründet und innerhalb von vier Monaten alles mustergültig renoviert und am 1. Juni eröffnet.
von Heinrich Zoderer
In der benachbarten Schweiz, im Grenzdorf Müstair, gab es keine Rufe nach der öffentlichen Hand, sondern von Privatpersonen wurde im November 2021 die Stiftung Chasa Chalavaina gegründet. Die Stiftung sammelte Spenden und kaufte das 1254 erstmals als Herberge erwähnte Hotel Chalavaina. Innerhalb von nur vier Monaten wurde alles mustergültig renoviert und konnte dann einer Betriebsgesellschaft zur Führung übergeben werden. Am 1. Juni wurde das sanft renovierte Hotel eröffnet und die ersten Gäste konnten in die insgesamt 18 individuell gestalteten Gästezimmer einziehen. Viele der 20.000 Personen, die jährlich das Kloster St. Johann besuchen, finden im Hotel Chalavaina auch eine außergewöhnliche Unterkunft. Wie Giorgio Gadola, der Präsident der Stiftung, in einem Gespräch mitteilte, ist das Vorhaben gelungen, weil es ein erfolgreiches Zusammenspiel der drei großen Stiftungen im Tal, der Stiftung Chasa Chalavaina, der Stiftung Pro Kloster St. Johann und der Stiftung Manufactura Tessanda Val Müstair mit dem Kompetenzzentrum für Denkmalpflege und den Handwerksbetrieben im Tal gab. Das UNESCO-Weltkulturerbe Kloster St. Johann legt großen Wert auf den Erhalt des Ensembles rund um den Plaz Grond. Giorgio Gadola ist gleichzeitig Vizepräsident im Stiftungsausschuss des Klosters St. Johann und Silva A. Semadeni, ehemaliges Mitglied im Schweizer Nationalrat, ist Mitglied im Stiftungsrat des Klosters und Vizepräsidentin der Stiftung Chasa Chalavaina. Ulrich Veith, der ehemalige Bürgermeister von Mals, ist Geschäftsführer der Stiftung Pro Kloster St. Johann und gleichzeitig Geschäftsführer der Stiftung Chasa Chalavaina. Veith war es auch der die Gäste bei der Eröffnung durch das Haus führte und die holzvertäfelte alte Gaststube, die vom Ruß schwarz gefärbte Küche als auch die Gästezimmer zeigte. Bei der Renovierung wurde auf höchste Qualität, auf eine nachhaltige Sanierung und regionale Ausführung der verschiedenen Handwerksarbeiten geachtet. So wurden die Schürzen der Mitarbeiter:innen, die Handtücher und Teppiche von der seit 1928 in Santa Maria bestehenden Handweberei Tessanda hergestellt. Jedes Zimmer unterscheidet sich in der Größe, der Raumhöhe und Ausstattung und hat auch einen eigenen Namen. So gibt es „il butschin da Diogenes“ (das Fass des Diogenes), „la stuva del preir“ (die Stube des Pfarrers). Besonders fein scheint die Sonne in der „sulagliva“ und über dem früheren Hühnerstall befindet sich „las pullas“.